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RB LeipzigRB Leipzig expandiert weiter: Geschäftsstelle soll 2022 gebaut werden – Schausteller wollen Kleinmesse nicht räumen

Von Ullrich Kroemer 12.02.2021, 07:30
Auf dem Gelände des einstigen Schwimmstadions soll die neue Geschäftsstelle samt Sportmuseum und Fanwelt entstehen.
Auf dem Gelände des einstigen Schwimmstadions soll die neue Geschäftsstelle samt Sportmuseum und Fanwelt entstehen. imago/Picture Point LE

RB Leipzig denkt und plant auch in Zeiten der Corona-Rezession weiter groß. Obwohl der Klub mit Mindereinnahmen von insgesamt etwa 60 Millionen Euro für die Jahre 2020 und 2021 kalkuliert, ändert das an den Expansionsplänen mit Investitionen in beträchtlicher zweistelliger Millionenhöhe nichts. Auf dem Gelände des früheren Schwimmstadions schräg gegenüber dem Stadion will RB im kommenden Jahr den Bau einer neuen Geschäftsstelle mit Fanwelt und Sportmuseum beginnen und die marode, denkmalgeschützte Tribüne eingliedern. Zudem planen der Bundesligist und Stadt ein oberirdisches Parkhaus. Insgesamt Investitionen von etwa 40 bis 50 Millionen Euro für RB.

Nach den Querelen des Vorjahres inklusive öffentlich ausgetragenem Streit zwischen Klubboss Oliver Mintzlaff und Stadtoberhaupt Burkhard Jung befinden sich Stadt und Klaub laut Leipzigs Sportbürgermeister und RB-Beauftragtem Heiko Rosenthal nun in den „Endverhandlungen”. RB muss sich statt des angestrebten Kaufs mit einem 99 Jahre währenden Erbbaupachtvertrag des 17.000 Quadratmeter großen Grundstücks zufriedengeben. Im August 2020 waren die Verhandlungen wieder aufgenommen worden, nachdem Funkstille geherrscht hatte. Im April/Mai dieses Jahres soll nun die Beschlussvorlage für den Stadtrat fertig sein.

Einigkeit beim Parkhaus, offene Fragen beim Sportmuseum

Noch offene Fragen betreffen derzeit vor allem das von der Stadt gewünschte Sportmuseum. „Da gibt es Detailfragen zu klären, wie das Sportmuseum architektonisch in den Bau eingegliedert werden soll und wie wir als Stadt vertraglich absichern, dass das Sportmuseum auf Dauer angelegt ist”, sagt Rosenthal. Die von RB vorgelegte Parkhaus-Lösung sei für die Stadtverwaltung „überzeugend. Wir werden nun mit den Gremien darüber diskutieren”, so der Sportdezernent. Noch ist die Variante nicht öffentlich. RB-Chefverhandler Wolter verrät nur, dass das Parken an einer Stelle konzentriert werden soll, „an der bereits jetzt eine Parkraumnutzung besteht”. Damit könnte auch der Arena-Vorplatz direkt vor dem Stadion neben dem Areal am Schwimmstadion gemeint sein.

Die am Donnerstag von der Fan-Arbeitsgruppe Stadionumfeld erneut aufgestellte Forderung, auf dem Schwimmstadion-Gelände statt der Geschäftsstelle eine Gleisschleife für effektiveren Tramverkehr vor und nach Spielen zu bauen, spielt in den Planungen von Stadt und Klub laut MZ-/RBlive-Informationen keine Rolle. Doch dass der öffentliche Nahverkehr bei steigender Zuschauerzahl im umgebauten Stadion erweitert werden muss, hat die Stadt erkannt. Das beauftragte Planungungsbüro untersuche mögliche Gleisschleifen-Varianten, die auch die Fans bei einem Workshop einbrachten, und werde in drei bis vier Monaten einen Vorentwurf erarbeiten, teilte das Stadtplanungsamt auf Nachfrage mit.

Schausteller versus Stadt und RB: „Wir lassen uns nicht einschüchtern”

Und auch etwa 750 Meter Luftlinie entfernt auf der anderen Seite des Elsterflutbeckens am Cottaweg, wo sich bereits die Akademie und derzeit das Geschäftsstellen-Containerdorf befinden, will RB Leipzig expandieren. Auf dem jetzigen Gelände der Leipziger Kleinmesse – Rummel- und Zirkusplatz – soll eine Heimat für die RB-Frauen entstehen, die perspektivisch in die 1. Liga aufsteigen wollen. „RB Leipzig sieht das Gelände in der Tat perspektivisch als wichtige Entwicklungsfläche für den Verein, für Fußballplätze auf denen Mädchen und Jungs zukünftig trainieren können”, teilte RB-Macher Wolter mit.

Doch die Schausteller, wollen das traditionsreiche, 40.000 Quadratmeter große Gelände, wo seit 113 Jahren Volksfeste stattfinden, nicht einfach so hergeben. „Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir kommen mit RB aus, aber RB nicht mit uns”, sagt Jürgen Seiferth, Oberhaupt einer Schausteller-Familie in nun bereits sechster Generation und Vorsitzender des Leipziger Schaustellervereins, im Gespräch mit MZ/RBlive. „RB wusste von Anfang an, worauf sie sich einlassen. Ich kann keine Dreiraumwohnung mieten, dann nach ein paar Jahren die Wand einreißen und dem Nachbarn ein viertes Zimmer abnehmen”, sagt Seiferth empört. Das sei „kein seriöses Verhalten”.

Bei einem runden Tisch mit Beteiligung aller Parteien will die Stadt den Schaustellern Alternativen aufzeigen. Rein rechtlich gibt es keine langfristige Nutzungsgarantie für die Budenbetreiber auf dem städtischen Gelände. Der Schaustellerverein verhandelt jedes Jahr mit dem Marktamt die Pacht für die kommenden Messen. „Die Kleinmesse ist städtisches Gelände und als Festplatz der Stadt ausgewiesen. Es ist auch mit RB geregelt, dass dort Kleinmesse- und Zirkusveranstaltungen stattfinden dürfen”, sagt der städtische RB-Beauftragte Rosenthal. „Wenn der Status als Messeplatz aufgehoben werden soll, muss das gemeinsam mit allen Partnern geschehen”, betont er.

PKW's statt Rummel: Kleimesse-Gelände ist während der RB-Spiele als Parkplatz belegt

RB argumentiert, dass der Standort ganz unabhängig von weiteren RB-Bauvorhaben der Kleinmesse künftig nicht mehr zur Verfügung stehe. Mit der 2018 erteilten Baugenehmigung für den Ausbau der Red-Bull-Arena habe die Stadt festgelegt, weitere notwendige Parkplätze auf dem Gelände der Kleinmesse vorzuhalten. „Ab der neuen Saison ist diese Fläche also durch die Baugenehmigung dafür vorgesehen, dass dort Fahrzeuge parken - dies ist in erster Linie der Grund, warum andere Veranstaltungen wie beispielsweise die Kleinmesse nicht mehr über mehrere Wochen am Stück dort stattfinden können”, erklärt Wolter.

Und die Fraktion der Grünen im Stadtrat will das Gelände lieber renaturisieren, wenn die Kleinmesse denn umziehen müsse. Da ist also noch viel Vermittlungsarbeit an diversen Fronten gefragt. „Wir können gut vorarbeiten und uns mit RB auf viele Punkte verständigen, aber es muss am Ende immer der Stadtrat überzeugt sein, dass es auch die beste Lösung für die Stadt ist”, betont Rosenthal. (RBlive/ukr)