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RB Leipzig„Auf Sicht ein Thema”: RB Leipzig spielte elf Mal ohne deutsche Profis

Von Ullrich Kroemer 04.05.2021, 09:31

Das Doppelduell zwischen BVB und RB Leipzig ist wenige Tage vor den Nominierungen der Nationalmannschaftskader für die Europameisterschaft auch ein Schaulaufen der Nationalspieler. Bis zu neun Spieler könnte RB Leipzig für die EM abstellen; bei Dortmund sind es sogar elf potenzielle Euro-Teilnehmer.

Doch in der deutschen Nationalmannschaft sind starke Blöcke aus Dortmund und Leipzig in diesem Jahr nicht zu erwarten. Von den Schwarz-Gelben war zuletzt zwar nur Emre Can dabei; die Routiniers Marco Reus und Mats Hummels dürfen sich Hoffnungen machen, während Julian Brandt, Mahmoud Dahoud und Nico Schulz nicht (mehr) zur ersten Garde zählen.

Bei RB sind nur zwei Spieler überhaupt im Rennen um die Kaderplätze in der Löw-Auswahl: Lukas Klostermann und Marcel Halstenberg; Benjamin Henrichs ist für die Olympia-Auswahl vorgesehen.

Leipzigs DFB-Flügelzange ohne Rhythmus und Topform

2019 – bevor 2020 der Länderspielkalender durch die Coronakrise durcheinander gewirbelt wurde und in der ersten Jahreshälfte gar kein Länderspiel stattfand – hatte Rasenballsport einen stabilen Dreierblock im Nationalteam gestellt: Die Flügelzange Halstenberg/Klostermann und Timo Werner im Sturm waren beim Neuaufbau nach der verpatzten Weltmeisterschaft 2018 gesetzt.

Doch in dieser Saison kniff Leipzigs Flügelzange nicht wie gewohnt zu; wegen Verletzungs- und Quarantäne-Pech (Halstenberg) sowie starker Konkurrenz in der Messestadt fand das Duo nicht zu Konstanz, Rhythmus und Form der Vorjahre.

Die Folge: Gleich elf Mal in dieser Saison lief RB wettbewerbsübergreifend ganz ohne einen Spieler auf, der für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt ist.

Zuletzt beim 2:1-Pokalkrimi gegen Werder Bremen. Benjamin Henrichs war erst in der 101. Minute eingewechselt worden, hatte dann allerdings seine stärksten Minuten für RB bisher überhaupt. Klostermann laborierte an Knieproblemen; Halstenberg war wegen Rückenschmerzen gar nicht erst mitgeflogen.

Vor 20 Jahren: Aufschrei bei Energie Cottbus

Vor fast genau 20 Jahren hatte es für einen großen Aufschrei gesorgt, als Energie Cottbus im April 2001 gegen den VfL Wolfsburg zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesliga gänzlich ohne deutschen Spieler auflief. „Die jungen Deutschen sollen rackern, sich den Arsch aufreißen und sich die Stammplätze durch mehr Engagement zurück erkämpfen“, ereiferte sich Cottbus' Trainer Eduard Geyer damals.

Und: „Es bringt doch nichts, unsere deutschen Stars immer nur in Watte zu packen und die Ausländer die Drecksarbeit machen zu lassen.” Die darauffolgende Debatte war heikel, trug auch nationalistische Züge und wurde von verschiedenen Seiten vereinnahmt. Das ging und geht damals wie heute komplett am Thema vorbei. Es ist zweifelsohne eine Bereicherung für die Liga und unser Land, dass Kicker aus 60 Nationen sozusagen als Botschafter im deutschen Oberhaus kicken.

Doch in seinem Kern – nämlich der Ausbildung hoffnungsvoller deutscher Talente, die irgendwann auch in der Nationalmannschaft ankommen können – war und ist das Thema für den deutschen Fußball wichtig. In der Folge stieß unter anderem Matthias Sammer Reformen beim DFB an.

Heute sind Zahl und Status deutscher Spieler mit internationaler Klasse in vielen Bundesligaklubs deutlich geringer als damals. Im Ligaschnitt stehen laut Statista 44,4 Prozent deutsche Spieler in den Kadern – Tendenz sinkend. Vor 20 Jahren hatte die Mehrzahl der Bundesligaprofis noch einen deutschen Pass (55,6 Prozent).

Nagelsmann: „Ich achte nicht darauf”

RB Leipzig liegt diesbezüglich noch weit unter Ligaschnitt. Hinter Hoffenheim (73,3 Prozent) und Wolfsburg (71,4) hat RBL (69) laut Statista die höchste Quote an Spielern aus Ausland. Inklusive der Nachwuchsspieler Joscha Wosz und Fabrice Hartmann sowie Torwart-Routinier Philipp Tschauner stehen sieben deutsche Spieler im RB-Kader, die auch für das DFB-Team auflaufen dürften. Willi Orban und Kevin Kampl sind zwar in Deutschland geboren, entschieden sich aber für die Nationalteams aus den Heimatländern ihrer Eltern.

Nagelsmann sagte nach dem Spiel in Bremen zu dem Thema: „Zufall ist das nicht, aber ich achte grundsätzlich nicht darauf. Ich bin nicht mehr der Entscheider, aber das ist auf Sicht auch ein Thema im Klub.”

Heißt: Die Verantwortlichen des Sportdirektorenteams werden künftig bei der Kaderplanung auch im Blick haben müssen, dass mehr Toptalente mit DFB-Perspektive – so wie einst Joshua Kimmich – den Weg in den Profikader der Leipziger finden. Doch die sind rar, begehrt und teurer als etwa Kicker aus Frankreich, das einen riesigen Talentepool hat, aus dem RB fleißig schöpft und potenzielle Nationalspieler hervorbringt. Aus der eigenen Akademie am Cottaweg war bislang kein Toptalent dabei, dass den Sprung geschafft hätte. Doch diese Probleme hat RBL nicht exklusiv. (RBlive/ukr)