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Katerstimmung nach Köln-Spiel „Fehlstart”: Wie die RB-Verantwortlichen den Ligastart mit nur zwei Punkten bewerten

Die beiden Remis gegen Stuttgart und Köln haben beim Pokalsieger eine Debatte über den Saisonstart ausgelöst. Ist er missraten?

Von Martin Henkel Aktualisiert: 14.08.2022, 11:28

Zwei Spiele, und der Puls von Oliver Mintzlaff ist schon wieder auf dem Stand aus dem Vorjahr um dieselbe Zeit. 2:2 hatte RB Leipzig gerade gegen den 1. FC Köln gespielt, in Unterzahl durch eine Rote Karte für Dominik Szoboszlai (45.+2) und nach zweimaliger Führung samt einem Eigentor von Josko Gvardiol, da entgleiste dem RB-Boss die Contenance. „Das ist natürlich ein beschissener Start", fluchte der 46-Jährige. „Das haben wir uns anders vorgestellt."

Anders, das hätte nicht nur einen Dreier gegen den Siebten der Vorsaison bedeutet, sondern auch einen beim fast abgestiegenen VfB aus Stuttgart die Woche zuvor. Stattdessen gab es gegen die Schwaben ebenfalls nur einen Punkt (1:1).

Ein paar Plätze weiter oben

Der Fehlstart des ambitionierten Klubs aus der Messestadt ist damit amtlich. Nicht weil man bereits in den Sog des Tabellenkellers geraten ist, sondern weil die Sachsen einen Kader haben, von dem sich Mintzlaff & Co. mehr erwarten: einen Champions-League-Rang Minimum am Ende der Saison, gern aber darf es auch ein paar Plätze weiter oben sein.

Im Trainingslager in der Steiermark war viel gesprochen worden über das Thema Konstanz. Man will höher hinaus – auch um die Meisterschaft mitspielen. „Mit unserem Kader“, so Mintzlaff, „muss es bei allem Respekt unser Anspruch sein, Stuttgart und Köln zu schlagen.“

Als der Trainer davon Wind bekam, wie Mintzlaff den Start seines Teams bewertete, huschte ein Lächeln über das Gesicht des gebürtigen Italieners. „Wenn man sich die Punkte anschaut“, sagte er, „dann ist es ein Fehlstart.“ Doch lang ist die Saison, der Trainer nah dran am Kader. „Ich schaue nicht nur auf die Punkte, sondern wie sie zustande gekommen sind.“

Nicht bundesligatauglich

Nur die Abwehrschwächen nach 13 Gegentreffern in vier Spielen (inklusive des 0:5 gegen Liverpool und 3:5 gegen die Bayern) machen Tedesco ein wenig Sorgen („Da müssen wir uns verbessern“) und die Torausbeute. Obwohl: „Wenn wir hinten besser verteidigen, dann reichen unsere Tore vorne auch.“

Augenscheinlich aber ist die Durchlässigkeit des Pokalsiegers auch gegen eher schwächere Gegner ein heikles, weil für die Ziele der Saison gefährliches Thema. Die rechte Abwehrseite ist eine Achillesferse. Nach dem Abgang von Nordi Mukiele (Paris), dem Ausfall von Lukas Klostermann (Syndesmoseband) sowie der Rochade von Benjamin Henrichs auf die Sechs zentral vor der Abwehr spielte zuletzt zwei Mal Rookie Hugo Novoa den rechten Außenbahnläufer.

Eine gewagte Entscheidung von Tedesco, denn dem 19 Jahre jungen Spanier fehlt nicht nur Erfahrung, sondern vor allem der Körper, um in der robusten Bundesliga dagegenzuhalten. So resultierte das 1:1 auch aus einem Blackout Novoas, der zwar vor Torschütze Florian Dietz stand, an der Hereingabe von Florian Kainz aber trotzdem vorbeisäbelte.

Was ist mit Schlager?

Ein weiteres Thema ist die Besetzung der Doppelsechs, die Tedesco zugunsten von mehr offensiver Power so gut wie aufgelöst hat. Szoboszlai ist eigentlich offensiver Mittelfeldspieler, so war es an Henrichs, die Lücken im Zentrum allein füllen zu müssen. Der Konter zum 1:1 lief genau an ihm vorbei, weil Henrichs nicht Mann, sondern im Raum decken muss. Mintzlaff attestierte dem Abwehrverhalten des gesamten Teams nach dem Köln-Spiel, nicht bundesligatauglich zu sein.

Wieso Tedesco Neuzugang Xaver Schlager nicht einsetzt, ist bislang sein Geheimnis. Gut möglich, dass der Coach mehr Wucht auf den Gegner kreieren will, indem er im offensiven Mittelfeld ein Übergewicht erzeugt und durch Überfrachtung der einen Flanke, meist links, Raum für vertikales Umschaltspiel auf die andere Seite sorgen will, um den Gegner in Unterzahl zu bringen. Von Zugang David Raum also zu Novoa. Beide aber sind mit ihren Aufgaben gerade überfordert.

So steht der Coach nach nur zwei Spielen bereits unter dem Druck, seine Ansätze für die neue Saison überdenken zu müssen. Vermutlich läuft es wieder auf eine Achter-Defensive heraus, mit Torwart, einer Fünferkette plus zwei Sechsern. Davon aber wollte Tedesco eigentlich wegkommen, doch auch das ist ein Problem gerade am Cottaweg. Die Erwartungen sind turmhoch. Findungsphasen während der Saison deshalb eigentlich unerwünscht.