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RB Leipzig11Freunde-Chefredakteur Philipp Köster: „Darum kritisieren wir RB Leipzig so oft und heftig”

Von Ullrich Kroemer 24.03.2020, 09:31
„Die klebrige Art und Weise, wie sich die Leipziger als Zukunft des Fußballs darstellen, führt sicher ab und zu auch mal zu Schnappatmung”: 11-Freunde-Chefredakteur Philipp Köster.
„Die klebrige Art und Weise, wie sich die Leipziger als Zukunft des Fußballs darstellen, führt sicher ab und zu auch mal zu Schnappatmung”: 11-Freunde-Chefredakteur Philipp Köster. imago/teutopress

Das Fußball-Magazin 11-Freunde wird 20 – und arbeitet sich bereits sein halbes Leben an RB Leipzig ab. Im Geburtstags-Interview mit Spiegel.de spricht Chefredakteur Philipp Köster auch über den „Lieblingsfeind” (Spiegel) Rasenballsport und versucht, die bisweilen witzige, oft einseitige und teils polemische Kritik am Leipziger Klub zu erklären.

„Keiner von uns will, dass wieder mit der Schweinsblase gekickt wird. Uns geht es um etwas anderes, nämlich um die Bewahrung dessen, was wir Fußballkultur nennen. Deshalb kritisieren wir ja auch RB Leipzig so oft und so heftig”, sagt Köster.

Köster über das Modell RB Leipzig: „Eklig und klebrig”

Dabei werde missverstanden, was die 11 Freunde „am Leipziger Modell so eklig finden. Es geht nicht um die Art, wie dort Fußball gespielt wird oder wie dort Jugendarbeit geleistet wird. Und am Ende ist uns auch herzlich egal, ob der Getränkekonzern aus Fuschl am See nun 200 oder 500 Millionen Euro in Leipzig versenkt. Wir glauben aber, dass Fußballkultur nur funktioniert, wenn es einen Kern gibt, ein kulturelles Leben, einen Verein, der sich kommerzieller Verwertung entzieht. Und das ist der Unterschied zu Schalke, Dortmund und dem FC Bayern”, so Köster.

Eine wohlwollende Geschichte über RB im Blatt werde es daher nicht geben. „Das können gern andere übernehmen. Wobei wir auch schon Ralf Rangnick im großen Interview hatten und Julian Nagelsmann sehr wohlwollend porträtiert haben, als er noch in Hoffenheim als Coach angestellt war”, sagt Köster. „Aber klar ist auch: Die klebrige Art und Weise, wie sich die Leipziger als Zukunft des Fußballs darstellen, führt sicher ab und zu auch mal zu Schnappatmung bei unseren Redakteuren.”

Auch Köster selbst habe bei Diskussionen schnell hohen Puls, sei früher aber „weitaus orthodoxer und grantiger” gewesen als heute. „Da haben mich die täglichen Diskussionen in der Redaktion eher liberaler werden lassen. Wo ich jedoch zunehmend kompromissloser werde, ist im Umgang mit den Leuten im Fußball, die mit nichts anderem beschäftigt sind, als immer noch mehr Geld mit dem Fußball zu verdienen.”

11-Freunde-Leser über Kritik an RB Leipzig: „Sinnloser Dauerkonflikt”

Doch auch 11 Freunde verdienen nicht schlecht mit Fußball. Seit 2010 gehört der 11-Freunde-Verlag zu 51 Prozent Gruner + Jahr (Bertelsmann). Laut Jahresabschluss des Bertelsmann-Konzerns betrug der Gewinn für das Jahr 2018 bei 1,27 Millionen Euro. Die verkaufte Auflage liegt monatlich bei knapp 65.000 Exemplaren. Bei Fußballklubs prangern Köster & Co. Investoren an, bei ihrem Magazin hatten sie keine Bedenken, die Mehrheit an einen Großkonzern zu verkaufen.

Zudem war 11-Freunde-Verlags-Mitbesitzer Matthias Hörstmann mit seiner ehemaligen Firma Gastrobüro ab 2014 verantwortlich für das Stadion-Catering in der Red-Bull-Arena. „Die Dogmatiker wollen, dass ich mich gegen RB Leipzig positioniere, da es ja vermeintlich politisch unkorrekt ist, mit Red Bull Geschäfte zu machen. ­Natürlich gibt es berechtigte Kritik am Vorgehen, einen Club als Marketingprojekt zu kommerzialisieren, aber ist das alles? Leipzig ist eine Großstadt mit einer unglaublichen Geschichte und vielen Menschen, die sich nach großem Fußball gesehnt haben”, sagte Hörstmann 2018 der Stuttgarter Zeitung.

Update: Wie Köster RBlive mitteilte, sei Hörstmann jedoch seit über einem Jahr nicht mehr Teilhaber des Gastrobüros. Die Firma betreibt das Stadioncatering jedoch weiter.

Übrigens: Teile der Leserschaft sind vom ideologischen Dauerbashing des Magazins gegen RBL genervt. Ein Leser schreibt in der aktuellen Ausgabe: „Lasst es einfach stecken. Auf Dauer steht die Redaktion sonst als altbackene Nörgler da, ohne dass es irgendetwas gebracht hätte. Daher: versanden lassen, endgültiges Statement dazu abgeben, oder zum Jahres- oder Saisonbeginn die Meinung dazu sagen, und gut ist. Aber nicht als sinnlosen Dauerkonflikt mitschleppen.” (RBlive/ukr)