1. RB Leipzig News
  2. >
  3. News
  4. >
  5. Analyse zu Geisterspielen im Fußball: „Es ist machbar!” | RBLive

RB LeipzigAnalyse zu Geisterspielen im Fußball: „Es ist machbar!”

Von Martin Henkel, Ullrich Kroemer 17.04.2020, 12:13
Vision und Machbarkeit: Der Fußball will mit Geisterspielen die Saison beenden
Vision und Machbarkeit: Der Fußball will mit Geisterspielen die Saison beenden Imago/MIS

Es ist machbar! Das ist im Kern die Antwort zweier Fachleute auf die Frage, ob deutsche Labore die Tests vornehmen können, die der deutsche Fußball u.a. für eine Forsetzung seiner Meisterschaft im Geisterspiel-Modus bräuchte. „In Deutschland werden derzeit circa 110.000 PCR-Tests pro Tag durchgeführt", sagt im Gespräch mit RBlive und Mitteldeutscher Zeitung, Professor Kai Gutensohn, Chef Nord der amedes-Gruppe, die am Tag an die 1000 Corona-Tests durchführt. "Ich würde vom Moment ausgehend sagen: Ja, wir können das leisten. Insbesondere an den Wochenenden, weil dann die Zusendungen aus dem ambulanten Bereich niedriger liegen." 

Auch der Leiter des Instituts für Virologie der Universität Leipzig, Professor Uwe G. Liebert, sieht kein praktisches Problem darin, für den Fußball die erforderlichen Tests zu übernehmen. "Es ist auf jeden Fall machbar", sagt der 65-Jährige. "Es gibt in Deutschland genügend Labors."

Neun Spieltage bis zum Saisonende

Es geht also was in Sachen Re-Start der Liga? Seit Mittwoch lockert die deutsche Politik auf Bundes- und Länderebene die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, die sie in den vergangenen Wochen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie über das Land und seine Menschen verhängt hatte. Davon betroffen war auch der Fußball, den der Sars-Cov2-Erreger vor über einem Monat in die Zwangpause geschickt hat.

So schnell wie möglich aber wollen die drei deutschen Profiligen ihre Saisons zu Ende spielen. Vor allem die DFL und ihre 36 Mitglieder aus 1. und 2. Liga suchen händerringend nach Möglichkeiten, wenigstens mit Geisterspielen die verbleibenden neun Spieltage zuschauerfrei über die TV-Bühne zu bringen. Dafür allerdings braucht sie u.a. Tausende Tests für Spieler, Trainer und Betreuer, ein Isolierungskonzept - und die Akzeptanz für die Inanspruchnahme von Laborkapazitäten in der Bevölkerung.

"Fußball würde Testkapazitäten nicht gefährden"

Hat sie die? Noch ist die Sache nicht entschieden. Die theoretische Machbarkeit ist das eine. 30 unmittelbar Beteiligte pro Klub an einem Spiel, also 60 in der Summe und 540 Personen bei neun Partien sind für die Labore bei der Umsetzung von PCR-Tests keine Rede wert. Virologe Liebert sagt: "Das nagt nicht an unseren Kapazitäten und Ressourcen." Die 540 Tests würden sich zudem ja auf neun Labore verteilen, mindestens. "Wenn nicht gar mehr. Ich sehe das nicht als ein großes Problem an. In der Größenordnung würde der Fußball unsere Testkapazitäten nicht gefährden."

Auch die Kosten halten sich mit 128 Euro pro Test in einem überschaubaren Rahmen - selbst wenn man bei Heimspielen noch die Tests für Ordner, Stadionmitarbeiter und TV-Personal hinzurechnen würde. Auf ca 250 Menschen beziffert die DFL die Testnotwendigkeit pro Partie. Das wären knapp 71.000 Euro pro Spiel.

Weitere Fragen aber sind noch offen. Wann ist der geeignete Zeitpunkt für eine Neustart der Meisterschaft gegeben? Welche Tests sind sinnvoll  - und welche gefährlich. Wer entscheidet - Ministerien oder die Gesundheitsämter? Was sagen Politiker? Was Beteiligte wie der TV-Sender Sky. Und, die vielleicht kniffligste Frage von allen: Was passiert, wenn ein Spieler positiv gestestet wird? Muss der gesamte Verein in Quarantäne oder reicht die Isolation des Infizierten?

RBlive gibt auf diese Frage in einer kleinen Serie in den kommenden Tagen Antworten. Lest morgen Teil 1: "Der PCR-Test: Des Fußballs letzte Hoffnung?"

(RBlive/mhe/ukr)