Verkauf der Bundesliga-Medienrechte Wie gefährdet ist die Zukunft der ARD-Sportschau?
Die „Sportschau“ ist bei Pay-TV-Sendern nicht sonderlich beliebt. Die kostenlose Konkurrenz durch den Klassiker mit Spielberichten der Fußball-Bundesliga ab 18.30 Uhr mindert die Exklusivität.
Vor allem deshalb gibt es vor dem anstehenden Verkauf der Medienrechte die Idee einer späteren Free-TV-Zusammenfassung der Spiele am Samstagnachmittag.
Zunächst müsste das Bundeskartellamt zustimmen. „Die Prüfung der Vorschläge der DFL zur neuen Rechtevergabe läuft noch“, heißt es bei der Bonner Behörde. Nähere Auskünfte gibt das Bundeskartellamt ebenso wenig wie die Deutsche Fußball Liga (DFL), die bis zum Sommer die audiovisuellen Rechte verkauft haben will.
Sportschau erst ab 19.15 Uhr? ARD würde wohl nicht um Rechte mitbieten
Auch die ARD will sich zu der Idee einer Verschiebung auf 19.15 Uhr nicht öffentlich äußern. Dass der Sender, bei dem es seit der Saison 2003/04 wieder die Höhepunkte der Liga in der „Sportschau“ zu sehen gibt, bei der Ausschreibung auf ein Paket mit späteren Highlight-Rechten bieten würde, gilt allerdings als ausgeschlossen.
Dass die derzeitige „Sportschau“ „einen extrem hohen Wert für die ARD“ hat, bestätigte Sportkoordinator Axel Balkausky hingegen gerne. „Die Quoten sind immer noch gut, gerade an den letzten Wochenenden, sagte Balkausky der Deutschen Presse-Agentur: „Nicht nur die Marktanteile, sondern eben auch die absoluten Zahlen.“ Nach den höheren Werten während der Corona-Pandemie lag die durchschnittliche Reichweite der vorigen Saison bei rund 3,7 Millionen Menschen nach zuvor knapp 3,95 Millionen.
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Die „Sportschau“, die „30 bis 32 Mal am frühen Samstagabend stattfindet, hat regelmäßig über 20 Prozent Marktanteil und ist nach wie vor ein programmlicher Leuchtturm“, betonte der ARD-Sportkoordinator. „Es gibt kaum andere Formate im deutschen Fernsehen, die das mit dieser Regelmäßigkeit über ein ganzes Jahr bieten.“
Sportschau-Sendezeit von 18.30 Uhr ärgert Live-Rechte-Inhaber Sky
Dass der Klassiker des Sportfernsehens auch bei den Fans beliebt ist, zeigt eine Marktforschung von „ONE8Y Database“ für die dpa. Von den 1821 befragten Fußball-Interessierten bezeichneten Mitte Dezember 25 Prozent die „Sportschau“ als „sehr wichtig“ und 36 Prozent zumindest als „eher wichtig“.
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Auch deshalb ist die frühe und frei zugängliche Liga-Zusammenfassung um 18.30 Uhr für Sky unerfreulich - auch wenn sich der Pay-TV-Sender aktuell dazu nicht äußern will. Sportchef Charly Classen hatte allerdings vor einem Vierteljahr im Mediendienst „dwdl.de“ eine „Sportschau“ am späteren Abend als „eindeutig besser“ bezeichnet.
Die frühe „Sportschau“ nannte Classen „für den deutschen Fußballfan ausgesprochen unfreundlich“. Denn das Topspiel der Woche am Samstag um 18.30 Uhr bei Sky und die „Sportschau“ der ARD werden zeitgleich ausgestrahlt. „Es ist doch vollkommen verrückt, dass die DFL zwei ihrer wichtigsten Produkte parallel laufen lässt. Aus unserer Perspektive macht das sehr wenig Sinn.“
ARD-Sportschau bietet Vereinen Plattform im Free-TV vor Millionenpublikum
Balkausky hingegen betonte der Wert, den die „Sportschau“ für die Vereine habe. „Der Effekt für die Liga ist nach wie vor immens hoch, weil wir viele Menschen mit der Liga in Verbindung bringen“, sagte der ARD-Sportkoordinator.
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„Wir zeigen eben nicht nur Bayern München und Borussia Dortmund, die spielen ja leider gar nicht so oft am Samstagnachmittag, sondern die Breite der Liga. Außerdem sind wir für viele Menschen der Erstkontakt zur Bundesliga.“
Hinzu kommt der finanziell schwer zu beziffernde Werbewert der „Sportschau“. Der TV-Klassiker bietet für Sponsoren und andere Werbepartner der 36 Profivereine im frei empfangbaren Fernsehen eine kostenlose Plattform mit einem regelmäßigen Millionen-Publikum.