1. RB Leipzig News
  2. >
  3. News
  4. >
  5. Body-Cams vs. 50+1-Pflege: Wie RB-Chef Plenge die Bundesliga entwickeln will

Eroberung des US-Markts Wie der RB-Chef die Liga renovieren will

Über die Zukunft der Bundesliga gibt es ganz unterschiedliche Ansichten unter den 36 Erst- und Zweitligisten. RB Leipzig und Boss Johann Plenge legte seine Zukunftsidee beim Spobis-Kongress dar – Mitbewerber ebenso. Ein Stimmungsbild.

Von Ullrich Kroemer Aktualisiert: 07.02.2025, 09:35
Wächst in seine Rolle als RB-Chef hinein: Johann Plenge und Uefa-Boss Aleksander Ceferin.
Wächst in seine Rolle als RB-Chef hinein: Johann Plenge und Uefa-Boss Aleksander Ceferin. (Foto: imago/Picture Point LE)

Hamburg – Der weltweit größte Sportbusiness-Kongress Spobis in Hamburg ist auch immer Plattform und Drehscheibe, möglichst viele Entscheider des Fußballs und deren teils ganz unterschiedliche Vorstellungen zur Entwicklung der Bundesliga zu hören. Bei einem Talk über die Zukunft der Liga äußerten zuerst Vertreter von Hamburger SV, FC Augsburg und Fortuna Düsseldorf ihre Prämissen für die kommenden Jahre; danach die Geschäftsführer der Branchenführer FC Bayern, RB Leipzig und Borussia Dortmund. Mit ganz unterschiedlichem Tenor.

Eric Huwer etwa, Vorstand der HSV Fußball AG, legte ausführlich dar, dass sich die Hamburger in den vergangenen Jahren auf den Weg gemacht hätten, sich von Investoren wie Klaus-Michael Kühne und dessen Einmal-Finanzspritzen zu emanzipieren. Das gehe nur durch gesundes Wachstum, um dann in Notlagen nicht auf externes Geld angewiesen zu sein. Generell, so Huwer, sei es unvereinbar mit dem neuen Weg des HSV, Mitsprache an Investoren abzugeben. Vielmehr wolle man weiter die über 100.000 Mitglieder einbinden, mitnehmen, ja als Markenkern etablieren.

50+1 als identitätsstiftendes Merkmal

Dem stimmten auch Alexander Jobst von Fortuna Düsseldorf und Michael Ströll, Geschäftsführer des FC Augsburg, zu. Die 50+1-Regel solle nicht als Last oder Hemmschuh, sondern als identitätsstiftendes Merkmal und USP – Unique Selling Point – der Bundesliga begriffen werden. Wenn die 50+1-Regel, laut der Kapitalanleger nicht die Stimmenmehrheit besitzen dürfen, Bestand habe, dann müsse man sie auch offensiv vermarkten und leben. Maximale Partizipation laute das Credo.

Lesen Sie hier: Zweiter Mann neben Klopp gesucht – Red Bull rüstet weiter auf

Fortuna Düsseldorf nahm etwa in den vergangenen Monaten 25.000 Fans direkt bei Entscheidungsprozessen mit. Es gehe um Glaubwürdigkeit und Konstanz, verloren gegangenes Vertrauen in den Profifußball soll zurückerarbeitet werden. Augsburgs Chef Ströll stellte die Frage in den Raum, ob man als Bundesliga überhaupt immer weiter wachsen müsse und es nicht ausreiche, sich unter den Top-Fünf-Ligen in der Welt zu befinden. „Die Premier League werden wir nicht mehr einholen”, sagte er. Die Liga sei in den vergangenen Jahren immer dem Geld hinterhergelaufen, warum könne man sich nicht intensiver auf die eigenen Stärken besinnen?

RB-Chef Plenge fordert mehr Veränderungsbereitschaft

Mit dieser Marschroute kann RB Leipzig freilich wenig anfangen. Der Klub hat bekanntlich nur 23 stimmberechtigte Mitglieder. RB setzt wie auch Bayern München und Borussia Dortmund auf Internationalisierung. Vor allem der amerikanische Markt steht im Jahr der erstmaligen Klub-WM und im Jahr vor der Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko im Fokus. Für die Vermarktung wurde die US-Agentur Relevent damit beauftragt, die Bundesliga auf dem amerikanischen Kontinent zu vermarkten.

RB Leipzigs Geschäftsführer und Vereinsvorstand Johann Plenge forderte von dem 36er-Bündnis aller Erst- und Zweitligisten die „Bereitschaft, Dinge auszuprobieren” ein. „Wenn wir über die Zukunft der Bundesliga und die der Klubs reden, dann geht es um genau diese Veränderungsbereitschaft – ohne das Rad zu überdrehen, ohne verrückte Dinge zu machen.” Trotzdem müsse das Produkt Bundesliga nach zehn Jahren ohne große Weiterentwicklung an das Medienkonsumverhalten junger Zielgruppen angepasst werden, um nicht den Anschluss zu verlieren.

„Kleine Hürde”: Plenge wirbt für Body Cam während der Spiele

„Wir sollten uns möglichst schnell darauf einstellen, dass wir unsere Angebote genau darauf einstellen”, mahnte der 40-Jährige. „Ansonsten verlieren wir mehr und mehr an Relevanz, das kann und darf nicht der Anspruch in der Bundesliga sein.”

Um für den amerikanischen Markt interessant zu sein, und dieses Potenzial habe die Bundesliga laut Partner Relevent, müsse die Bundesliga erfolgreiche Formate aus anderen Sportarten wie Formel 1, NBA oder NFL übernehmen und selbst entwickeln, so Plenge. Auch dafür ist US-Partner Relevent, der diesen Content einfordern werde, ein Entwicklungstreiber. RB etwa testete bei der Trainingslagerreise im vergangenen Sommer in die USA eine Body-Cam, die Kevin Kampl während des Spiels trug. „Das ist eine kleine Hürde, wir müssen bereit sein, da drüber zu springen. Und dann gibt es fantastische Bilder, die man so noch nicht gesehen hat”, warb er.

„Kleinster gemeinsamer Nenner größte Gefahr für die Strahlkraft der Bundesliga als Eliteliga”

Plenge betonte: „Ich sage nicht, dass wir alles kopieren müssen, aber ich sage, dass wir uns intensiv damit beschäftigen müssen, was unserer Liga hilft, um den deutschen Fußball weiter wachsen zu lassen.”

Durchaus unterschiedliche Schwerpunkte also, die etwa eingetragene Vereine auf der einen und Konzernklubs beziehungsweise die Marktführer auf der anderen Seite setzen. Und dennoch müssen im 36er-Bündnis der DFL-Versammlung weitsichtige Beschlüsse gefasst werden. Immer nur den „kleinsten gemeinsamen Nenner” zu finden sei die „größte Gefahr” für die „Strahlkraft der Bundesliga als Eliteliga”, sagte HSV-Boss Huwer. Vielmehr brauche es eine gemeinsame Idee für die Zukunft der Liga über Klubgrenzen hinaus. In diesem Punkt sind sich Huwer und Plenge sicher einig, fragt sich nur, wie genau dieser gemeinsame Kurs aussieht.