RB LeipzigRB Leipzigs Dani Olmo im Exklusiv-Interview: "Die Bundesliga atmet Fußball"
Er ist einer der Lieblingsspieler von Julian Nagelsmann. 39 Mal hat der Trainer von RB Leipzig den Spanier Dani Olmo für einen Spieltagskader in dieser Saison nominiert und eingesetzt. Auch beim 0:1 gegen die Bayern vorigen Samstag, bei dem der Nationalspieler zwei große Chancen zum Ausgleich nicht verwerten konnte. RBlive- und MZ-Reporter Martin Henkel hat mit dem 22-Jährigen Offensivspieler, der Januar 2020 von Dinamo Zagreb an den Cottaweg gewechselt war, über Schnee im April, die so gut wie verlorenen Meisterschaft und sein Leben in Leipzig gesprochen.
Dani Olmo, zwei Tage nach der Niederlage gegen den FC Bayern ist gestern auch der Winter in Leipzig gestern zurückgewesen. Wie geht es Ihnen als Spanier damit?
(lacht) Um ehrlich zu sein, ist das ganz schön seltsam für mich. Passiert das hier öfter im April?
Das tut es, normalerweise.
Für mich ist das relativ neu, so etwas kenne ich aus Spanien nicht. Ich gebe zu, ich bin kein Schnee-Freund. (lacht) Das gilt auch für kaltes Wetter.
Meisterschaft adiós? Ja und Nein
Wie passt das Wetter zu ihrer Verfassung nach dem verlorenen Topspiel?
Na ja, die Niederlage tut schon noch weh.. Das Spiel war sehr wichtig für uns, um an den Bayern dran zu bleiben. . Ich denke, wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt. Wir haben eben leider die Tore nicht gemacht, das war der eine Unterschied.
Wie gehen Sie mit solchen, sagen wir, Rückschlägen um?
Ich bin niemand, der das lange mit sich herumträgt. Ich habe keine schlaflosen Nächte, sondern analysiere, was schiefgelaufen ist, und überlege, wie ich das verändern kann. Es ist wichtig, dass wir uns bei den positiven Dingen aufhalten. Die Saison ist ja noch lange nicht zu Ende. Wir stehen im Pokal-Halbfinale, wir sind Zweiter in der Bundesliga und haben in der Champions League, trotz der schweren Gruppe, das Achtelfinale erreicht. .
Sie hatten zwei Großchancen auf dem Fuß, beide konnten Sie nicht verwerten. Das wurmt sie nicht?
Natürlich tut es das. Und klar wollte ich die Chancen verwerten. Aber was soll ich jetzt machen? Ich werde weiterarbeiten und alles dafür tun, dass diese Bälle das nächste Mal reingehen. Am Ende ist alles eine Frage des Lernens und Weiterentwickelns.
Glauben Sie, dass die Meisterschaft entschieden ist?
Ich müsste vielleicht ja sagen, denke aber: nein. So lange es noch nicht nach Zahlen entschieden ist, so lange gibt es auch keinen Meister. Es sind noch sieben Partien offen. Aber klar, die Bayern sind Erster, haben sieben Punkte Vorsprung und müssten noch drei Mal verlieren, was ihnen in so kurzer Zeit in dieser Saison nicht passiert ist.
Wie nehmen Sie den Unterschied nach dieser Partie zum Klubweltmeister wahr?
Am Ende haben uns die Tore gefehlt, einen anderen Unterschied habe ich nicht wahrgenommen. Im Gegenteil, wir waren richtig gut und teilweise besser als der Gegner, wie ich finde. Nur ein Beispiel: Die Bayern sind eine typische Ballbesitzmannschaft und wir haben sie in dieser Statistik geschlagen.
Ihr Trainer meinte nach dem Spiel, dem Team fehle ein Goalgetter. Wie sehen Sie das?
Ich denke, wir haben genügend Spieler, die Tore schießen können. Und darum geht es jetzt, dass wir lernen, wie wir unsere Chancen, die wir herausspielen, besser verwerten.
Ich spüre sein Vertrauen"
Dani Olmo über RB-Coach Julian Nagelsmann
Sie sind jetzt etwas über ein Jahr im Team. Was gefällt ihnen an sich und ihren Kollegen, dem Trainerteam, der Entwicklung?
Eine Menge. Wir sind jung, hungrig, extrem motiviert und wir lernen enorm viel in sehr kurzer Zeit. Man kann jede Woche spüren, dass wir in irgendeinem Detail besser werden. Wir sind zum Beispiel in dieser Saison viel näher dran am Niveau der Bayern als vor einem Jahr, auch wenn klar ist, dass sie aufgrund der vielen Jahre auf Topniveau viel mehr Erfahrung haben. Wir wissen, dass wir noch vieles verbessern müssen, aber wir wissen auch, dass wir es können.
Diese Entwicklung hat viel mit Ihrem Trainer zu tun. Wie groß ist Julian Nagelsmanns Anteil an Ihrer persönlichen Entwicklung: vom Wechsel- zum Stammspieler, der mittlerweile auch eine feste Größe in der spanischen Nationalmannschaft ist.
Sehr groß. Ich habe unter ihm viel Neues gelernt und mich weiterentwickelt. Und ich habe das Gefühl, dass das auch nicht aufhört. Ich spüre sein Vertrauen.
Wohin geht Nagelsmann? Dani Olmo: "Es ist seine Entscheidung"
Der Trainer ist als neuer Coach beim FC Bayern im Gespräch. Wie wäre es für Sie ohne ihn?
Das werden wir sehen, es ist seine Entscheidung.
Wie gefällt es Ihnen sonst so in der Bundesliga?
Sehr gut.
Man könnte bei einem Spanier annehmen, dass er so seine Probleme mit dem eher physischen Ansatz des deutschen Fußballs hat.
(lacht) Ich denke, dass ist ein alter Stereotyp. Man sieht, wie viele junge Spanier mittlerweile hier spielen. Angeliño zum Beispiel bei uns, Marc Roca bei den Bayern. Das tun sie, weil sie sich enorm entwickeln können. Es gibt in der Liga viel Talent, viel Entwicklung und eine Menge Teams mit internationaler Erfahrung. Und was mir am meisten gefällt, auch wenn ich bislang nicht viel davon hatte, sind die Fans in den deutschen Stadien. Man atmet hier Fußball. Das war auch einer der Gründe, warum ich mich für den Schritt hierher entschieden hatte. Ich hoffe, dass wir bald alle wieder zur Normalität zurückkehren können.
Apropos Angeliño: Sie kennen sich aus den Jugendmannschaften des spanischen Fußballverbandes. Sehen Sie ihn auch im A-Team? Bislang wurde er von Trainer Luis Enrique nicht eingeladen.
Ich glaube, dass das andere beantworten müssen. Ich kann nur Positives über ihn sagen. Ich spiele sehr gern mit ihm zusammen und hoffentlich tun wir das irgendwann auch zusammen in der Nationalmannschaft. Aber das entscheide ich nicht.
Wie wichtig ist er Ihnen als Landsmann im Ausland?
Sehr. Wir verbringen fast jeden Tag zusammen, können uns über alles unterhalten und dass wir aus demselben Land kommen, verbindet natürlich.
Wie muss man sich den Spanier Dani Olmo in der deutschen Stadt Leipzig vorstellen?
Nicht anders als andere in meinem Alter, denke ich. Ich war 16, als ich aus Barcelona nach Zagreb gewechselt bin. Nicht zu Hause zu leben, bin ich also gewohnt. Ich lebe allein, mache mein Ding, konzentriere mich auf Fußball und mag die Stadt, das Umland, die Seen. Und viel mehr kenne ich ja durch die Pandemie nicht, was ich natürlich schade finde, es ist ja alles zu und wir Fußballer halten uns notgedrungen in unserer Blase auf. Ich kann also nicht alles machen, was ich gern tun würde. Aber es ist nun mal gerade, wie es ist.
Dani Olmo wurde beim FC Barcelona ausgebildet - aber Herz schlägt für RB und Zagreb
Wie sehen Sie sich nach etwas über einem Jahr im Verein?
Ich fühle mich wirklich gut hier, wichtig. Ich spüre das Vertrauen des Trainers und spiele viel. Und wir haben eine sehr gute Stimmung im Team, das ist eine unserer Stärken.
Sie haben u.a. Ihre Ernährung umgestellt, seitdem sie in Leipzig sind. Wie kam es dazu?
Jedes Mal, wenn ich Fleisch gegessen habe, hat mir das Körpergefühl danach nicht gefallen. Also habe ich es weggelassen und bin auf Fisch und Fleisch-Ersatz umgestiegen.
Sie haben ihren Karriereplan mal „mein Projekt“ genannt. Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Ganz ehrlich, mich interessiert es weniger, was in der Zukunft liegt. Ich genieße, was die Gegenwart zu bieten hat. Das ist RB Leipzig und alles, was im Moment neben der Nationalmannschaft für mich zählt.
Sie stammen aus Katalonien und sind als Fußballer beim FC Barcelona aufgewachsen. Wieviel Barca fließt durch ihre Adern?
(lacht) Sie meinen, ob ich das Ziel habe, dort Spieler zu sein? Klar möchte ich irgendwann mal in Spanien spielen, das ist ja meine Heimat. Aber wenn sie mich fragen, für welchen Klub mein Herz schlägt, dann sage ich: für RB Leipzig und Dinamo Zagreb.