Der einzig Unverzichtbare Auf Leipzigs Trumpf Nunku ist Verlass
36 Torbeteiligungen in 35 Pflichtspielen - schon laut Statistik ist Christopher Nkunku der überragende Spieler von RB Leipzig. Seinen Wert für das Team drückt das nur unzureichend aus. In Bochum zeigte sich, wie das Spiel ohne ihn läuft. Und wie mit ihm.
Eine einzige Aktion reichte ihm, um das komplette Spiel zu drehen – und deshalb ist Christopher Nkunku im breiten Offensiv-Kader von RB Leipzig der einzig Unverzichtbare. Im 13. Spiel seiner Amtszeit hatte Trainer Domenico Tedesco dem Franzosen zum zweiten Mal zunächst eine Verschnaufpause gegönnt, doch ohne Nkunku lief nach dem harten Reiseprogramm zum Ende der englischen Woche wenig zusammen. Nach seiner Einwechslung sorgte er mit Leipzigs einzigem Schuss aufs Tor dann doch noch den mühsamen 1:0 (0:0)-Sieg beim VfL Bochum (81.). „Dieser Typ ist etwas Besonderes”, sagte Mitspieler Tyler Adams: „Schon bei der Ballannahme war ich mir sicher, dass er treffen würde.”
Benjamin Henrichs Pass in die Schnittstelle der Abwehrkette war zwar außergewöhnlich präzise und direkt, und weil Mohamed Simakan mit nach vorn stürmte, zog er den Bochumer Riegel auseinander. Doch Nkunku hatte keineswegs eine hundertprozentige Torchance vor sich. Aber der Ex-Pariser nahm den Ball an, wartete bis sein Gegenspieler Anthony Losilla heranrauschte und zum Spagatschritt ausholte und schloss dann durch die Beine des Bochumer Abwehrmannes ab. Solche Tore macht gerade nur Nkunku bei RB.
In allen drei Wettbewerben ist Nkunku der überragende Spieler von RB Leipzig
Tedesco verwies auf die neben seinen technischen Qualitäten auch außergewöhnliche Schnelligkeit seines Stars, aber auch darauf, „dass wir viele Qualitäts-Spieler haben und in drei Wettbewerben spielen. Das ist alles sehr intensiv, auch er braucht dann mal eine Pause. Aber wenn Christo reinkommt, ist er sofort da.” In 35 Pflichtspielen war der 24-Jährige nun an 36 Toren direkt beteiligt, 23 davon hat er selbst erzielt. Sein Marktwert hat sich in knapp zwei Jahren von 28 auf 55 Millionen Euro verdoppelt. Tatsächlich dürfte Nkunku noch deutlich teurer werden.
Der Franzose hat riesigen Anteil daran, dass RB als einziger Bundesligist noch in drei Wettbewerben vertreten ist. Im DFB-Pokal, wo sie im Viertelfinale am Mittwoch beim Zweitligisten Hannover 96 antreten müssen, gelten die Leipziger als Titel-Favorit. In der Europa League gehören sie ebenfalls zum Favoritenkreis. Und Nkunku ist überall der überragende Spieler – auch nach einer kräftezehrenden Woche ohne Trainingszeit und widriger Anreise zum Spiel.
RB Leipzig hat die statistisch beste Bank der Liga
Und das in einem ausgesprochen breiten Kader. In Bochum wechselte Tedesco gegenüber dem 3:1 am Donnerstag in San Sebastian alle sieben Spieler vor der Dreier-Abwehrkette aus. Mit 18 Torbeteiligungen der eingewechselten Spieler hat RB die statistisch beste Bank der Liga. Doch ohne Nkunku geht oft wenig. Der Offensivspieler ist schnell, durchsetzungsstark, technisch beschlagen und inzwischen auch extrem torgefährlich. Ein selten komplettes Paket im internationalen Fußball.
Stammklub Paris Saint-Germain, der ihn seit dem 13. Lebensjahr ausbildete, und 2019 für 13 Millionen an Leipzig veräußerte, soll längst an einer Rückholaktion interessiert ein. Nkunku sagte kürzlich der französischen L'Equipe dazu, er wolle erst nach der Saison entscheiden, wo er nächstes Jahr spiele, spreche mit Familie und Beratern: „Aber ich schließe keine Türen.” Leipzigs Klubchef Oliver Mintzlaff stellte aber schon klar: „Er wird auch nächste Saison bei uns spielen.” Und Tedesco unterstrich dieses Vorhaben jüngst.