Diskrepanz zwischen Liga und Königsklasse Trainer und Leitwölfe werden deutlich
So klare Selbstkritik hat es in dieser Saison bei RB Leipzig noch nicht gegeben. Trainer Marco Rose und die Führungsspieler analysierten nach dem 0:1 angenehm deutlich die Probleme im eigenen Ballbesitz.
Leipzig – So klare Kritik von Marco Rose und den Routiniers bei RB Leipzig wie nach dem 0:1 von RB Leipzig gegen den FC Liverpool hat man in dieser Saison noch nicht gehört. Sowohl der Trainer als auch die Führungsspieler Peter Gulacsi und Willi Orban äußerten sich deutlich und legten selbstkritisch den Finger in die Wunde.
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Orban: „Uns fehlen Durchschlagskraft, Ruhe am Ball, Selbstbewusstsein”
Der Coach, der bisher nichts auf das Ballbesitzspiel kommen ließ, analysierte schonungslos: „Das größte Thema ist: Wir müssen ein besseres Gefühl für unseren eigenen Ballbesitz entwickeln. Wir starten häufig ganz ordentlich, aber treffen dann zu viele falsche Entscheidungen im Übergangsspiel und im letzten Drittel, wo wir viel zu einfach Bälle hergeben. Der Gegner kommt ins Umschalten, wir müssen hinterherlaufen, verlieren Körner und generieren keine Abschlüsse.”
Kapitän Willi Orban konstatierte selbstkritisch, dass auf allerhöchstem Niveau die „Konsequenz in beiden Sechzehnern” fehle. Das 0:1 entstand durch eine Fehlerkette in der Viererkette. Lutsharel Geertruida agierte vor dem 0:1 zu schläfrig, ließ die Flanke zu, Castello Lukeba war beim Kopfballduell nicht aufmerksam und am Mann und Orban selbst konnte gegen Darwin Nunez nur noch zu spät reagieren.
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„Müssen uns besser kalibrieren”
„Und vorn”, so Orban, „fehlen Durchschlagskraft, Ruhe am Ball und Selbstbewusstsein.” Dabei kritisierte der erfahrene Spielführer auch das Offensivspiel generell. „Wir waren mit dem Ball zu unsauber, zu unpräzise, gerade im letzten Drittel waren wir zu ungeduldig.” Das sei auch der maßgebliche Unterschied zwischen Liga und Königsklasse. In der Bundesliga stehen die Leipziger nach dem besten Bundesliga-Saisonstart der Klubhistorie und nur zwei Gegentreffern auf Rang zwei. In der Champions League belegt RB punktlos mit einem Torverhältnis von 3:6 Rang 31. „In der Bundesliga reicht es halt, gut zu verteidigen, da kriegst du immer wieder deine Räume, um durchzubrechen”, erklärte Orban. „Das reicht in der Champions League leider nicht, da muss man den Gegner tief und präzise bespielen. Das haben wir zu wenig gemacht.”
Wie RB nach dem Gegentreffer den Faden verlor, beschrieb Orban treffend. „Wir müssen uns besser kalibrieren”, forderte der 31-Jährige. „Wir wollten zu schnell vertikal spielen, aber das ist einfach zu verteidigen. Da müssen wir ruhiger bleiben, uns auf unsere Struktur konzentrieren, unser Positionsspiel weiter aufziehen, gute Ballstafetten haben, sauber bleiben”, so der Abwehrchef. „Wir wollten teilweise zu viel. Das ist gut gemeint, aber das entzieht uns die Energie, weil der Gegner viel den Ball hat und uns laufen lässt.” Es sei „ein Prozess, dass du gegen solche Gegner mit Ball besser sein musst, um etwas holen zu können”.
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Gulacsi: „Sind zu verkrampft”
Torhüter Gulacsi, bester Leipziger an diesem Abend, attestierte dem Gegner schlicht höhere Klasse am Ball: „Liverpool war der stärkste Gegner bisher, man sieht die Qualität, wie clever sie die Räume bespielen, wie kontrolliert sie spielen, wenn sie das Tempo wechseln, sie sind sie sehr gefährlich.” Für die junge Leipziger Offensivabteilung auch ein mentaler Rucksack: „Vielleicht wollten wir es zu viel und sind zu verkrampft”, so Gulacsi.
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Dass die Köpfe auf der ganz großen Bühne gegen die Besten der Welt in der Champions League nicht frei sind, zeigt auch die Chancenverwertung. Benjamin Sesko vergab zwei Top-Gelegenheiten, Lois Openda erzielte zwei Abseitstore und verpasste zwei weitere Topchancen. „Effektivität auf dem Niveau ist das nächste Thema. Wenn du in der Champions League etwas mitnehmen willst, musst du aus den Chancen was ziehen”, urteilte Rose. „Die Jungs haben alles probiert, Gas gegeben. Dennoch müssen wir am Ende konstatieren, dass uns was fehlt, um etwas Zählbares zu verdienen.”