RB LeipzigDominik Kaiser im Interview: „Würde mich freuen, RB Leipzig in der Bundesliga wiederzutreffen”
Plötzlich ging alles ganz schnell. Am vergangenen Samstag unterschrieb der langjährige RB-Kapitän Dominik Kaiser bei Zweitligist Hannover 96. Für etwa 400.000 Euro wechselte der inzwischen 31-Jährige vom dänischen Spitzenklub Brøndby IF aus Kopenhagen an die Leine. Noch wohnt Kaiser im Hotel, wo wir ihn in der Lobby erreichten. Ein Telefonat über den Abschied aus Kopenhagen, Gründe für seinen Wechsel, Erstliga-Ambitionen und die Aussichten von RB Leipzig im Meisterschaftskampf.
Dominik, willkommen zurück im deutschen Fußball. Wie kam der plötzliche Wechsel nach Hannover zustande?
Dominik Kaiser: Kenan Kocak (seit November Nachfolger von Mirko Slomka als 96-Cheftrainer, Anm.d.Red.) hat mich Anfang des Jahres angerufen und sich nach meiner Situation erkundigt. Mein Vertrag bei Brøndby wäre im Sommer ausgelaufen, daher habe ich mich sowieso mit meiner Zukunft beschäftigt, wollte aber eigentlich nicht im Winter wechseln. Weil Kocak aber einen Spielertypen wie mich gesucht hat, ging es dann ganz schnell.
Wollte Brøndby Sie halten oder wären Sie im Sommer eh gewechselt?
Brøndby wollte unbedingt verlängern, hat mir allerdings mitgeteilt, dass sie in der neuen Saison einen neuen Schwerpunkt setzen, vor allem sehr junge, dänische Spieler dazuholen wollen. Ihre Ziele müssen sie für ein zwei Jahre herunterschrauben, um den Jungen die Chance zu geben, sich durchzusetzen. Das hätte auch finanzielle Einbußen für mich mit sich gebracht, aber ich hätte mir durchaus vorstellen können, auch diesen Weg mitzugehen.
Welche Bilanz ziehen Sie nach anderthalb Jahren in Kopenhagen?
Der Abschied aus Kopenhagen ist auch ein wenig traurig. Ich habe mich dort mega wohlgefühlt – in der Mannschaft, im Klub. Sportlich lief es zu Beginn durchwachsen, bis ich wieder meinen Leistungsstand gefunden hatte. 2019 habe ich dann wieder auf deutlich höherem Level gespielt. Da waren bittere Niederlagen wie das verlorene Pokalfinale ebenso dabei wie tolle Momente mit Derbysiegen gegen den FC Kopenhagen. Mein Ziel war es zwar, mal einen Titel mitzunehmen. Das hat leider nicht geklappt. Aber trotzdem war es als ein Teil meiner Karriere eine top Erfahrung.
Mussten Sie sich eigentlich 2018 stark umstellen, als Sie vom perfekt durchorganisierten RB Leipzig zu Brøndby kamen?
RB agiert natürlich im europäischen Spitzenbereich. Klar, musste mich umstellen, das ganze Drumherum war bisschen kleiner, manche Dingen waren nicht zu 100 Prozent professionell durchdacht. Aber Brøndby ist dennoch ein dänischer Spitzenverein mit großartigem Umfeld. Meine Aufgabe war es, meine Erfahrung aus Deutschland reinzubringen. Da bin ich als Spielerpersönlichkeit nochmal weiter gewachsen und nehme vieles mit für die neue Aufgabe in Hannover.
Was hat Sie am Angebot von Hannover 96 überzeugt?
Hier in Hannover, nochmal in Deutschland bei einem richtig guten Klub zu spielen, hat mich gereizt. Ich bin sehr froh, dass sich diese Chance bei einem sehr attraktiven Zweitligisten aufgetan hat. Hannover hat in den vergangenen Monaten sportlich nicht das gezeigt, wozu die Mannschaft fähig ist. Mitzuhelfen, dass es wieder bergauf geht, ist interessant. Ich traue mir zu, hier eine gute Rolle zu spielen. Deswegen habe ich mich für den Wechsel entschieden.
Kaiser: „Ralf Rangnick hat mich bestärkt”
Sie haben sich vor dem Wechsel auch mit dem früheren 96-Trainer und Ex-RB-Sportdirektor Ralf Rangnick ausgetauscht. Was hat er gesagt?
Er hat mich darin bestätigt, den Schritt zu gehen. Es lief zuletzt nicht alles perfekt in Hannover, aber es ist für mich eine Riesenchance, hier wieder etwas mit aufzubauen.
Hannover überwintert nach dem Abstieg aus der 1. Liga als 13., unweit des Relegationsranges. Was ist Ihr Ziel?
Gut in die Rückrunde zu starten und frühzeitig zu punkten. Der Abstand nach hinten beträgt nur zwei Punkte. Hannover 96 hat einen großen Namen in der 2. Liga und den generellen Anspruch, sich auch ganz vorn wieder reinzuspielen. Aber zunächst gilt es, das Team zu stabilisieren, die 2. Liga richtig anzunehmen. Dabei werde ich mithelfen.
Der Trainer sagt, Sie seien topfit.
Ich war in Kopenhagen fleißig im Wald unterwegs. (lacht) Die Grundlagen sind da. Jetzt gilt es für mich, auch in den schnellen Bewegungen, kurzen Räumen und Zweikämpfen schnell auf ein Toplevel zu kommen, damit ich dem Team richtig weiterhelfen kann.
Dominik Kaiser über Meisterchancen von RB Leipzig: „Bayern München ist immer noch der Topfavorit”
Sie sind 31, welche Ambitionen haben Sie noch? Reicht es Ihnen, ein Führungsspieler in der 2. Liga zu sein oder wollen Sie sich nochmal in der 1. Liga beweisen?
Ich werde mich sicher nicht verstecken und sagen, es ist schön, in der 2. Liga mitzukicken. Mit so einem Verein wie Hannover sehe ich mittelfristig schon die Chance, in der Bundesliga zu spielen. Aber davon sind wir aktuell recht weit weg. Träumereien sind da gerade fehl am Platz.
Ein Wiedersehen gegen RB Leipzig in der Bundesliga hätte Charme.
Ich, und ich denke auch Hannover, würden uns freuen, wenn wir uns in der 1. Liga wiedertreffen würden. Aber aktuell hat jeder andere Hausaufgaben.
Sie haben noch Kontakt zu vielen Weggefährten bei RB. Was ist Ihr Eindruck? Kann Tabellenführer RB den aktuellen Schwung mitnehmen und tatsächlich Deutscher Meister werden?
Für mich ist Bayern München immer noch der Topfavorit. Aber wie RB sich stabilisiert hat, Woche für Woche Punkte einfährt, ist enorm stark. Sie haben das Selbstverständnis entwickelt, in jeder Partie einen Dreier zu holen. Auf jeden Fall sind sie bis zum Ende oben mit dabei. (RBlive/ukr)