Doppelpack von Xavi Simons Eine Stunde Befreiung, eine halbe Stunde Rückfall
RB Leipzig lieferte beim VfL Wolfsburg eine knappe Stunde lang das beste Auswärtsspiel der Saison ab. Insbesondere Xavi Simons gelang mit zwei Treffern der Befreiungsschlag. Doch danach brach das Team wieder ein und musste bis zum Schluss zittern.

Wolfsburg – Es ist eine Weile her, dass RB Leipzig ein Spiel gewonnen hat, ohne Herzklopfen, Schnappatmung und ohne darauf hoffen zu müssen, dass die Götter ins Geschick hineingreifen. Vielleicht war es das 10:0 im Winter-Test gegen Banik Most.
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Es ließe sich auch das 4:2 gegen Werder Bremen Anfang Januar anführen. Später aber gelang kein Auftritt mehr, der das Team nicht zu irgendeinem Zeitpunkt massiv in die Bredouille brachte. Der gegen den VfL hätte einer sein können. Doch nach 59 Minuten schnörkellosen Vortrags und einer 3:0-Führung kam das Red-Bull-Team wieder ins Stolpern und rettet lediglich mit der Unterstützung von Ach und Krach ein 3:2 über die Ziellinie. Lois Openda (11.) und Xavi Simons (26., 49.) hatten für RB getroffen. Kilian Fischer (58.) und Skov Olsen (75.) für den VfL.
RB über Nacht im oberen Quartett
Für RB-Interimstrainer Zsolt Löw schien das Ergebnis lange Zeit eine gute Blaupause zu sein, auf der er die kommenden Wochen angehen kann. Doch jetzt weiß er auch, welche Schwächen das Team seit Saisonbeginn begleiten. Fünf Spiele verbleiben noch, um sie in den Griff zu bekommen und sein Team auf dem vierten Rang zu platzieren, auf dem es unbedingt die Meisterschaft beenden will. Über Nacht durfte sich das Leipziger Personal schon mal wieder an die Luft im oberen Quartett gewöhnen.
Kommenden Sonnabend schaut Aufsteiger und Abstiegskandidat Holstein Kiel vorbei. Bis dahin sind vielleicht auch wieder die zwei Leistungsträger Willi Orban und David Raum wieder fit, die aufgrund muskulärer Probleme nicht mit in die VW-Stadt gefahren waren. Löw kompensierte den Ausfall mit Kosta Nadeljkovic, Lukas Klostermann, El Chadaille Bitshiabu und Castello Lukeba, von rechts nach links in einer Viererkette.
Herzliche Umarmung zwischen Hasenhüttl und Löw
Bevor es losging: herzliche Umarmung mit VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl. Löw und der Österreicher waren von 2017 bis 2018 ein Trainerpaar bei RB. Der Ungar nannte vor der Partie seinen früheren Chef einen richtig guten Freund. Dass er natürlich wusste, wie Hasenhüttl gern Fußball spielen lässt, mag eine brauchbare Begleiterscheinung der früheren Zusammenarbeit gewesen ist. Sein Kader jedenfalls schien den Gegner gut zu kennen und hatte ihn bis zur Pause weitgehend im Griff.
Das 1:0 entsprang einem Ballgewinn des Ex-Wolfsburgers Ridle Baku, den Openda für einen Fernschuss aus 15 Metern ins lange Eck nutzte. Vor dem 2:0 war VfL-Kapitän Maximilian Arnold ausgerutscht. Arthur Vermeeren schnappte sich den Ball und spielte ihn Xavi vor den rechten Fuß. Der Niederländer schlug einen Haken und traf ebenfalls aus gut 15 Metern ins lange Eck.
Zweimal Alu-Pech für den VfL
Zweimal wackelte die RB-Abwehr zu diesem Zeitpunkt schon bedenklich. Einmal, als Bence Dardai an den Pfosten köpfte (22.) und einmal, als Jakub Kaminski an die Latte schoss (38.). Ein weiterer schwacher Moment führte zu einer Gelben Karte wegen Meckerns für Xavi Simons. Es ist seine fünfte, also muss er gegen Kiel pausieren.
Die Vorentscheidung fiel früh in der zweiten Hälfte. RB kam sinnenscharf aus der Kabine, allen voran Spielmacher Xavi Simons, der in der 49. Minute erneut aus dem Hinterhalt und leicht abgefälscht das 3:0 erzielte. Ohne Gegentreffer freilich kam die Reisegruppe aus Leipzig nicht über die Runden. Kilian Fischer erzielte kurz darauf den vierten Fernschuss-Treffer des Abends, Bitshiabu und Lukeba hatten den Abwehrspieler nur halbherzig auf der Rechnung (58.).
Gulacsi rettet den Sieg
In der Folge schöpfte der VfL Mut. Amoura zwang RB-Schlussmann Peter Gulacsi in der 70. Minute zu einer Glanztat. Jonas Wind stand kurz darauf am Elfmeterpunkt alleingelassen weit übers Tor (73.). Drei Minuten später stand es nur noch 2:3, Skov Olsen, zuvor eingewechselt, veredelte einen Ballgewinnen nach Patzer von Bitshiabu mit einem satten Schuss unter die Latte (75.).
Die „Wölfe“ waren jetzt entfesselt. Beinahe hätten sie ein drittes Mal zugebissen, wieder aber rettete Gulacsi den Vorsprung mit einer Parade, diesmal parierte er einen Volleyschuss von Yannick Gerhardt (82.). Entlastung gab es kaum noch. Der eingewechselte Christoph Baumgartner hatte einmal das 4:2 auf dem Fuß, verzog seinen Schuss aber um Längen (85.), ein zweites Mal schoss der Österreicher aus einem Meter VfL-Keeper Kamil Grabara an (88.).