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RB LeipzigErstmals mit "Klubinteresse": DFL passt Medienerlöse an, Fans kritisieren verpasste Chance

Von (sid/RBlive) 08.12.2020, 07:59
Christian Seifert auf der Pressekonferenz der DFL.
Christian Seifert auf der Pressekonferenz der DFL. imago/Revierfoto

RB Leipzig liegt, was die Gelder aus der Vermarktung der Bundesliga angeht, nach vier Jahren im Oberhaus in der Saison 2020/21 mit 81,69 Millionen Euro auf Platz vier der Verteilungsliste hinter dem FC Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Am Montag stellte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) einen neuen Verteilungsschlüssel der Medienerlöse für die Spielzeiten bis 2024/25 vor.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert informierte die 36 Profiklubs aus der Bundesliga und 2. Bundesliga in einer virtuellen Mitgliederversammlung am Montag über die neue Verteilung.

Erstmals wird "Interesse" am Klub durch Marktforschung berücksichtigt

Die DFL trägt nach eigenen Aussagen den Auswirkungen der Corona-Pandemie Rechnung. Die TV-Milliarden werden künftig etwas gleichmäßiger verteilt. Die Säule "Nachwuchs" soll ab der kommenden Saison stärker gewichtet werden, zudem wird das von einem Klub generierte Interesse unter Einbezug von Marktforschungsanalysen berücksichtigt. Seifert betonte selbst, es handele sich bei dem Entschluss nicht um eine grundlegende Änderung, sondern allenfalls einen Impuls. "Die letzte Saison war bestenfalls ein laues Lüftchen. Jetzt kommt der Sturm. Mitten im Sturm sollte man nicht das Dach decken", sagte er zur Corona-Krise. "Es sind keine Zeiten für radikale Lösungen, sondern für verlässliche Lösungen, in denen man den Blick nach vorne wirft." 

Fanbündnis kritisiert geringfügige Änderungen

Dafür erhielt er umgehend Kritik. Das am Montag nach der Mitgliederversammlung präsentierte Ergebnis des DFL-Präsidiums sei "absolut enttäuschend", teilte das Fanbündnis "Unsere Kurve" auf SID-Anfrage mit: "Wir können keine substantiellen Veränderungen erkennen."

Das Leistungs- und Vermarktungsprinzip sei weiterhin vorherrschend und zementiere bestehende Unterschiede. "Die marginale Erhöhung des Prozentsatzes in der Säule Gleichverteilung entpuppt sich als vorübergehende Corona-Hilfsmaßnahme, nicht als Einstieg in eine Veränderung des Gesamtsystems." Die Möglichkeit, "den Anfang für richtungsweisende Reformen zu machen", sei nicht genutzt worden.

Milliarden fehlen der DFL

Die Gelder aus der nationalen Vermarktung werden anhand von vier Säulen verteilt. Dazu gehören "Gleichverteilung" (53 Prozent bis 2022/23, danach 50 Prozent), "Leistung" (42 Prozent bis 2022/23, danach 43 Prozent), "Nachwuchs" (3 Prozent bis 2022/23, danach 4 Prozent) und "Interesse" (2 Prozent bis 2022/23, danach 3 Prozent). Für die Rechte im deutschsprachigen Raum hat die DFL durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro pro Saison erzielt, die internationalen Einnahmen brachen zuletzt von rund 250 auf 180 Millionen Euro pro Spielzeit ein.

Wer hat entschieden?

Das neunköpfige DFL-Präsidium. Dem Gremium gehören DFL-Boss Christian Seifert, DFL-Direktor Ansgar Schwenken, Peter Peters (zuletzt Schalke 04), Jan-Christian Dreesen (Bayern München), Alexander Wehrle (1. FC Köln), Oliver Leki (SC Freiburg), Steffen Schneekloth (Holstein Kiel), Rüdiger Fritsch (Darmstadt 98) und Oke Göttlich (FC St. Pauli) an.

Wie wurde bisher verteilt?

Die bisherige Verteilung der jährlich rund 1,16 Milliarden Euro (nationale Einnahmen) orientierte sich vor allem am sportlichen Kriterium der Fünfjahreswertung ("Bestand", 70 Prozent). Aber auch die Erfolge der vergangenen 20 Jahre ("Nachhaltigkeit", 5 Prozent), die Nachwuchsarbeit (2 Prozent) sowie eine Wettbewerbswertung (23 Prozent) wurden berücksichtigt. Die Erlöse aus den internationalen Rechten wurden fast nur in der Bundesliga verteilt.

Warum hatte die Entscheidung besondere Brisanz?

Unterschiedliche Interessensgruppen hatten seit Wochen über Varianten zur Ausschüttung der Erlöse gestritten. Die "Kleinen 14" (vier Bundesligisten und zehn Zweitligisten) wollten eine starke Umverteilung, die "Großen 15" (14 Bundesligisten und Zweitligist Hamburger SV) um Branchenführer Bayern München waren dagegen. Auf das Positionspapier an das DFL-Präsidium der "K14" folgte die Retourkutsche mit dem von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge initiierten "G15"-Gipfeltreffen.