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Exklusiv-Interview, Teil 2 „Wir haben eine rote Linie”: RB-Boss Plenge über 50+1, Stadionsicherheit und Pyrotechnik

Johann Plenge spricht im Interview mit MZ und RBlive über die großen Themen des Fußballs, die die Fans berühren.

Von Ullrich Kroemer, Martin Henkel 07.12.2025, 05:00
„Beim Thema Partizipation sind wir ganz weit vorn”: RB-Chef Johann Plenge.
„Beim Thema Partizipation sind wir ganz weit vorn”: RB-Chef Johann Plenge. (Foto: imago/motivio)

Leipzig Johann Plenge empfängt im Besprechungsraum der nigelnagelneuen Geschäftsstelle von RB Leipzig einen Steinwurf neben dem Trainingsgelände am Cottaweg. Der 40 Jahre alte Vereinsvorsitzende von RB und GmbH-Geschäftsführer für alle Businessthemen begrüßt mit ausgesprochen festem Händedruck. Mit den MZ-/RBlive-Reportern Ullrich Kroemer und Martin Henkel spricht er über Auswirkung und Aufarbeitung der Krise der vergangenen Saison und neue Ziele, die derzeit viel diskutierten Themen 50+1, Sicherheit in den Stadien und Pyrotechnik und seinen Führungsstil als RB-Boss.

Den ersten Teil des Interviews mit Johann Plenge lesen Sie hier.

Herr Plenge, in Vermarktungsfragen ist der Profifußball eine Profi-Veranstaltung. Beim Vereinsrecht bewegen sich die Vereine eher im sozialen Raum. Der Idee eines Vereins nach. Das Kartellamt sieht diese Idee bei RB Leipzig nur bedingt umgesetzt. Es moniert den nicht freien Zugang zu einer stimmberechtigten Mitgliedschaft und hat die DFL aufgefordert, Änderungen durchzusetzen. Wie stehen Sie dazu?
Johann Plenge: Wir sehen das gelassen. Ich glaube nicht, dass ein Amt genaue Vorgaben machen sollte, wie wir Clubs uns unter dem Dach der DFL und den deutschen Profifußball strukturieren. Institutionen haben in Deutschland grundsätzlich das Recht, sich selbst zu organisieren. Was ich damit sagen möchte: Ich denke, es gibt für jede einzelne Club-Struktur und die DFL einen klaren Korridor, in dem wir uns bewegen können.

Wie aber verhalten Sie sich zu der Forderung, dass RB mehr stimmberechtigte Mitglieder zulassen muss, um seinen Status als Verein gerecht zu werden?
Wir haben über 1000 Mitglieder und wir sind ein offener Verein. Jetzt schauen wir, wie wir weiter wachsen. Es ist keine Causa Leipzig, sondern die DFL wird einen Rahmen für alle 36 Clubs aufspannen, in dem wir uns wiederfinden. Und in dem wir uns im Übrigen ja auch die vergangenen mehr als zehn Jahre wiedergefunden haben – und zwar ohne Auflagen und Bedingungen.

Sie sehen also nicht, dass sie mehr stimmberechtigte Mitglieder aufnehmen und vor allem transparent machen müssen, wen sie aus welchen Gründen als solches Mitglied in ihren Verein lassen?
Die DFL hat beim Kartellamt deutlich adressiert, dass sie sich Leipzig jährlich angeschaut und keine Fragen zur Offenheit von RB hat. In aller Regel entscheiden bei Vereinen der Vorstand oder ein anderes dafür bestimmtes Gremium über die Aufnahme neuer Mitglieder. Und so wird das auch bei RB Leipzig gehandhabt, genauso handhaben das auch die anderen Clubs. Wir haben ja auch 1200 Mitglieder in unterschiedlichen Mitgliedschaftsformen und sind wie gehabt offen für neue Mitglieder, die dann wiederum unseren Satzungszweck umsetzen. Also schauen wir, welche Leute mit welchen Expertisen wir dafür brauchen.

Lesen Sie hier: Sportrechtler über 50+1-Reform: „Ganz erhebliche Änderungen für RB”

Das Kartellamt legt der DFL nahe, das Vereinsrecht noch konsequenter umzusetzen als bisher. Konkret geht es unter anderem um den Zugang zur Mitgliedschaft und der Mitbestimmung der Fans. Wie können Fans bei RB mitbestimmen, wenn sie nur solche als stimmberechtigte zulassen, die sich nicht kritisch etwa mit der Arbeit des Vorstandes verhalten?
Entscheidend ist die Frage nach der Mitwirkung im Verein. Jedes Mitglied kann daran mitwirken, wie RB sich weiter entwickelt, wächst, neu Projekte angeschoben werden und wir uns im Fußball engagieren. Vor allem in der Breite und bei Kindern und Jugendlichen. Ich denke, wenn man sich den Austausch bei uns anschaut, dann sind wir beim Thema Partizipation ganz weit vorn. Es ist aber Ansichtssache, wie Partizipation in den Vereinen jeweils gedacht und gelebt wird.

Plenge über 50+1: „Keine Franchise-Umzüge wie in den USA”

Uli Hoeneß meinte kürzlich, er würde 50+1 abschaffen, um es den Clubs zu ermöglichen, mehr Kapital einzuholen. Dann gäbe es vielleicht auch einen besseren Wettbewerb als gerade eben. Wie stehen Sie dazu?
Ich glaube, der Kernansatz sollte sein, dass jeder Club das für sich selbst entscheidet. Weil vielleicht ja auch gar nicht jeder Club den Anspruch hat zu sagen, ich möchte die Nummer eins im Land sein oder den Branchenprimus challengen oder international eine große Rolle spielen oder, oder. Ich finde deshalb, jeder Club muss für sich entscheiden können: Was ist die richtige Struktur? Was ist die richtige Gesellschafterkonstellation? Möchte ich externes Kapital? Falls ja: Wie besorge ich mir das? Mache ich das über einen Gesellschafter, über einen strategischen Partner oder ein Darlehen? Fakt ist, wir haben in der Bundesliga 36 Clubs mit 36 Antworten auf diese Fragen. Und um diese Autonomie kann die DFL einen breiten Rahmen legen, der für alle gilt und den Wettbewerb schützt.

Der deutsche Fußball, speziell die DFL, verkauft 50+1 als Alleinstellungsmerkmal in Europa. Kann sie dieses Narrativ noch aufrechterhalten?
Ja natürlich. Dass Vereine eine starke Stimme in der Profi-Fußball-Abteilung haben, hat ja auch viele Vorteile. Die Grundfeste der Clubs bleiben so erhalten und es gibt bei uns beispielsweise keine Franchise-Umzüge wie in den USA, wo der Herzensverein mal eben ans andere Ende des Landes umzieht. Wir haben auch nicht die Situation wie in anderen europäischen Ligen, dass heute ein Privatmann einen Club kauft und nächste Saison ist es dann ein Private Equity Fonds, der denselben Club kauft und seine eigenen Leute mitbringt und eigene Vorstellungen hat.

Also?
Insofern ist das schon eine Besonderheit, die wir haben, die mehr Verlässlichkeit gibt, die dafür sorgt, dass wir in der Bundesliga eine klare Linie daran haben, wie die Clubs heißen, wie sie auftreten, wo sie spielen und wofür sie stehen. Mitglieder-Partizipation bringt ja auch eine hohe Identifikation mit den Clubs mit sich. Das spürt man in unseren Stadien, und ich denke, dass die Stadionatmosphäre der Bundesliga top in Europa ist.

Fans vs. Politik: „Die Interessenlage geht gar nicht auseinander”

Sie leiten selbst zu einem weiteren Thema um, dem der Stadionatmosphäre und Fragen der Sicherheit, die gerade von der Innenministerkonferenz diskutiert wurde. Schärfere Maßnahmen standen im Raum. Es ging und geht unter anderem um Gesichtserkennung und eine zentrale Stelle für Stadionverbote. Die aktive Fanszene läuft dagegen Sturm. Wo positioniert sich RB?
Ich würde mir in der Diskussion wünschen, dass sich alle mehr damit beschäftigen, was tatsächlich auf dem Tisch liegt, was gefordert wird und was ein realistischer Einigungskorridor ist. Überzeichnete Bilder helfen da niemandem. Man kann auf jeden Fall festhalten, dass wir uns als Fußball mit Blick auf die Überlegungen der Politik mit den Punkten beschäftigt haben, dass aber auch die Politik ein realistisches Bild wiedergibt.

In welchen?
Unter anderem in den Fragen, wie stellen wir uns mit Fanbeauftragten auf und wie stellen wir uns mit Sicherheitsbeauftragten auf. Wir haben auch die Idee einer Stadionverbotskommission aufgegriffen, die allerdings nicht zentral sein soll, aber als Instanz für die Clubs und für die Sicherheitsbehörden dienen kann, wenn Stadionverbote nicht angeregt worden sind, obwohl sie hätten angeregt werden müssen. Ich denke, dass sich Politik und Fußball darauf einigen können, weil am Ende viele Fans, die Clubs und auch die Politik eine ähnliche Zielsetzung haben: ein sicheres Stadionerlebnis, die Sicherheitskosten reduzieren, die Polizei-Einsatzstunden reduzieren.

„Wünsche mir weniger Schaum vor dem Mund”

Was halten Sie von den Plänen, Technologie zur Gesichtserkennung zu nutzen?
Das wird nicht kommen und das war ja auch kein Thema, was auf der Innenministerkonferenz als Ergebnis verabschiedet wurde. Ich denke, die Interessenlage geht gar nicht auseinander. Wir haben in Deutschland schon ganz viel für die Stadion-Sicherheit gemacht. Und jetzt muss man sich überlegen, gibt es noch weitere Maßnahmen, die notwendig sind? Das ist dann eben ein rechtssicherer und fairer Umgang mit Stadionverboten, das wird das Hauptdiskussionsthema sein.

Auch für RB?
Das betrifft alle Clubs, auch uns. Nur nicht vielleicht so intensiv. Wir müssen uns darüber verständigen, wann sind diese Verbote notwendig und wie halten wir sie verhältnismäßig und sprechen sie nicht pauschal aus oder kollektiv. Es wird immer einzelne Menschen geben, die den Fußballbetrieb stören. Daraus ergeben sich die Fragen, die wir gerade debattieren: Was ist Aufgabe der Fans, was ist Aufgabe der Clubs, was ist Aufgabe der Sicherheitsbehörden? Darüber haben sich die Innenminister unterhalten und da gibt es einen sehr guten Dialog zwischen dem DFB und der DFL zusammen mit der Bund-Länder-Arbeitsgruppe. Ich wünsche mir für alle Beteiligten weniger Schaum vor dem Mund, sondern die Konzentration darauf, worum es wirklich geht.

„Es gibt bei uns keine Pyrotechnik”

Bei RB Leipzig ist das große Thema der Einsatz von Pyrotechnik. Bei Heimspielen haben sie damit keine Probleme, aber hin und wieder bei Auswärtsspielen. Zuletzt gab es großen Dissens zwischen Klub und Fanszene darüber, wie sie Kosten umlegen und das Vergehen sanktionieren. Welche Lösungen gibt es?
Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir sowohl zu Hause als auch auswärts den bestmöglichen Spieltag hinlegen. Unsere Fans loben uns und sagen: Das gelingt sehr gut. Wie wir den Spieltag inszenieren und wie wir ihn leben, das macht den allermeisten Spaß. Und dann gibt es natürlich auch die von Ihnen angesprochenen Gruppen, die sagen: ‚Da fehlt aber was, für uns gehören da auch Rauch, Blinker oder Fackel dazu.’ Und ja, da haben wir ganz offensichtlich einen Dissens, weil wir sagen: Wir haben eine klare rote Linie und die gibt es, das kann ich pathetisch sagen, seitdem wir im „Stadion am Bad“ in Markranstädt gespielt haben. Es gibt bei uns keine Pyrotechnik, weil bei uns Familien und Kinder eine ganz zentrale Rolle spielen, die ein fröhliches und friedliches Fußballfest feiern wollen.

Ist eine Annäherung möglich?
Wir sprechen natürlich miteinander. Aber wir haben eine rote Linie und die bleibt auch. Wie wir auf Linienübertretungen reagieren, ob wir zum Beispiel einzelne oder mehrere bestrafen, ob und wie wir den Täter oder Mittäter klar identifizieren müssen, das sind Punkte, über die wir uns etwa im Club-Fan-Dialog intensiv unterhalten. Immer vor dem Hintergrund, dass Pyro in Stadien verboten ist und wir auch nicht wegsehen, wenn sie doch zum Einsatz kommt.

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