RB Leipzig„In einer Familie wirft man sich keine Knüppel zwischen die Beine”: Warum RB-Leipzig-Botschafter Perry Bräutigam Ralf Rangnick kritisiert
Dass Ralf Rangnick in der neuen DAZN-Show Decoded die Entscheidung kritisiert hat, Julian Nagelsmann von RB Leipzig zu Bayern München ziehen zu lassen, kam bei der Klubführung von RB Leipzig gar nicht gut an. Immerhin war Rangnick einst selbst dabei, als der Vertrag mit Nagelsmann und die mündliche Vereinbarung geschlossen wurden, dass man sich zusammensetze, wenn eines Tages der FC Bayern anfragen sollte. Zudem wollte Nagelsmann auch wegen privater Probleme zurück in seine Heimat nach München.
Doch es zeichnet Rangnick eben auch aus, dass er erstens eine starke Überzeugungsgabe hat und zweitens selbst von Nagelsmann überzeugt ist. „Ich hätte ganz klar, auch noch zu einem früheren Zeitpunkt gesagt: 'Pass auf Julian, auf gar keinen Fall, wir haben hier noch eine spannende Zeit vor uns und du bleibst'!“, hatte Rangnick nun im Beisein des Ex-RB-Trainers gesagt. „Ich hätte diesem Wechsel ganz sicher nicht zugestimmt und dem FC Bayern auch noch aus der Patsche geholfen.”
Eine recht direkte Kritik an Klubboss Oliver Mintzlaff in dieser wegweisenden Entscheidung. Dass Nagelsmann auch noch äußerte, dass er selbst überrascht gewesen sei, wie unkompliziert er freigestellt wurde, verstärkte diesen Eindruck noch. Mintzlaff hatte mehrfach betont, dass die Freigabe nicht unter dem Druck von Nagelsmann zustande gekommen sei, sondern auch inhaltlich eine bewusste Weichenstellung seitens der RB-Spitze war.
Perry Bräutigam über Ralf Rangnick: „Schlechter Stil”
RB Leipzig mochte das so nicht stehenlassen und konterte am Samstag via Klubbotschafter Perry Bräutigam. „Es macht mich traurig, weil es von Ralf ein schlechter Stil ist und ich das so nicht erwartet hätte”, sagte der Ex-Nationalkeeper bei Sky. „Wir sind in Deutschland eine große Fußball-Familie und da wirft man sich nicht gegenseitig Knüppel zwischen die Beine.“
Sky-Experte Lothar Matthäus pflichtete ihm bei. „Ralf Rangnick hat sich in den letzten zwei Jahren auch nicht immer toll verhalten. Er hat sich in England ins Gespräch gebracht, beim AC Mailand, beim DFB oder in Frankfurt.”
Mintzlaff: „Tangiert mich weder emotional noch inhaltlich”
Mintzlaff mochte nicht mit einstimmen, zeigte dem langjährigen RB-Baumeister aber die kalte Schulter. „Jeder darf seine Meinung haben und erst recht Ralf Rangnick. Das tangiert mich aber weder emotional noch inhaltlich“, so der Geschäftsführer. Rangnick habe sich „als Experte zu Dingen geäußert, das ist sein Recht”.
Rangnick hatte angekündigt, in seiner neuen Aufgabe als TV-Experte „schonungslos” zu analysieren und kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Das ist seine Aufgabe in diesem Job, und das tat er gleich zum Einstand sehr konkret, wenngleich er einige Fakten wie oben erwähnt beiseite ließ. Es wird nicht die letzte Meinungsäußerung über seinen Ex-Klub RB gewesen sein.
Rangnick war 2019 von seinem Ämtern als Trainer und Sportdirektor zurückgetreten und hatte sich 2020 nach einem Jahr als globaler Fußballdirektor von Red Bull gänzlich aus dem Konzern verabschiedet. Nach geplatzten Anläufen, einen adäquaten neuen Job als Trainer beim AC Milan, deutscher Nationaltrainer sowie bei Schalke und Eintracht Frankfurt zu finden, machte sich Rangnick selbstständig und berät nun unter anderem Lokomotive Moskau. (RBlive/ukr)