„Leise angefangen, dann richtig laut” Wie Rose RB Leipzig in der Pause wachrüttelte
RB Leipzig rennt gegen Manchester City eine Halbzeit lang nur hinterher. Dann trifft der Trainer in der Pause offenbar den richtigen Ton - und am Ende wäre sogar ein Sieg verdient gewesen.

Seine genaue Wortwahl wollte Marco Rose nicht wiedergeben. Die Dynamik seiner Halbzeitansprache dagegen schon. „Die war semi-laut. Leise angefangen, bisschen laut geworden, wieder leiser - dann richtig laut”, sagte der Trainer von RB Leipzig. Es war offenbar genau der richtige Lautstärkepegel, denn nach einer desaströsen ersten Halbzeit erkämpfte sich Leipzig im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester City noch ein verdientes 1:1.
Was vielleicht wertvoller ist als das Ergebnis, ist der Eindruck, den seine Spieler hinterlassen haben. Dabei hat man sich eine Halbzeit lang über weite Strecken vorführen lassen und war berechtigterweise durch den Treffer von Riyad Mahrez in Rückstand geraten. „26 Prozent Ballbesitz zur Pause ist natürlich unterirdisch”, betonte der Trainer und lobte schließlich: „Aber wir haben eine gute Reaktion gezeigt. Die zweite Halbzeit war wirklich gut.”
Mit Henrichs kam die Wende
Das hing auch mit der Einwechslung von Benjamin Henrichs für Lukas Klostermann zusammen. „Wir haben uns zunächst für den besten Zweikämpfer entschieden, aber uns war klar, dass wir damit ein bisschen an Fußballerischem verlieren”, erklärte Rose. „Wenn dann die erste Hälfte so läuft, dann war klar, dass wir reagieren und Frische bringen. Benni ist top drauf und hat das in der zweiten Hälfte sehr gut gemacht.” Der 25-Jährige verzog knapp, als er bedient von Dominik Szoboszlai die größte Chance der zweiten Hälfte hatte (55.).
Höhepunkt der Reaktion war Josko Gvardiols Ausgleich nach einer Ecke. Von den Chancen her hätte auch Benjamin Henrichs noch treffen können. „Wir haben unser wahres Gesicht gezeigt”, sagte Spielmacher Emil Forsberg. „Es war zu wenig, das wussten wir auch selber. Dann haben wir mehr Druck gemacht, mehr Intensität und Kontrolle gehabt.” In zwei Wochen müsse das „dann gleich in diese Richtung gehen”.
Forsberg bestätigte, dass es in der Halbzeit in der Kabine laut geworden war, aber nicht hektisch. Ob das Sammeln in der Pause nun der Grund für die Wende war, vermochte der schwedische Nationalspieler nicht zu sagen. „Es ist schwer zu erklären. Irgendwas hat nicht gestimmt. Dann wird man in der Pause aufgeweckt, geht raus, ist lockerer, hat mehr Ballsicherheit. Vielleicht hat man das Gefühl, man hat nichts zu verlieren”, sagte der 31-Jährige.
Schlager: „Wussten, wie schlecht wir waren"
Vielleicht wäre das Team auch ohne Roses Laut-Leise-Ansprache anders aus der Kabine gekommen. „Wir wussten, wie schlecht wir in der ersten Hälfte waren. Da brauchten wir keine Extramotivation für die zweite. Jeder wollte es besser machen”, sagte Xaver Schlager.
Im Etihad-Stadion von Manchester geht es in zwei Wochen nun wieder bei null los. Beim bisher einzigen Leipziger Gastspiel beim englischen Meister bot man im September 2021 ein spektakuläres 3:6 - war dabei aber chancenlos. Christopher Nkunku erzielte dort drei Tore. Der Franzose dürfte zum Rückspiel körperlich wieder so weit sein, dass er von Anfang an spielen kann. Im Hinspiel vom Mittwoch reichte es nach langer Verletzungspause nur für einen Kurzeinsatz.