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Magische Nacht gegen Atletico Als RB Leipzig seine Bienenschwarm-Sinfonie aufführte

Das Champions-League-Viertelfinale von 2020 zwischen RB und Atlético gehört zu den besten Spielen, die die Leipziger je absolviert haben. Ein Blick zurück in jene Nacht, in der Julian Nagelsmann seine Doktorarbeit schrieb.

Von Ullrich Kroemer 17.09.2024, 16:24
Antreiber im leeren Stadion: Julian Nagelsmann.
Antreiber im leeren Stadion: Julian Nagelsmann. (Foto: imago/Poolfoto UCL)

Leipzig/Madrid – Es waren keine Fans im Stadion, deswegen ist die Erinnerung an das bisher einzige Aufeinandertreffen zwischen RB Leipzig und Atlético Madrid etwas verblasst. Doch die Partie gehört noch immer zu den mindestens besten fünf Spielen in der Leipziger Historie. Vor dem erneuten Aufeinandertreffen an diesem Donnerstag in Madrid (21 Uhr, im Livestream) lohnt durchaus ein Blick zurück.

Beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon, das wegen der Corona-Pandemie im K.o.-Modus stattfand und komplett in den zwei großen Stadien der portugiesischen Hauptstadt ausgetragen wurde, machte es bei den Leipziger Spielern Klick. Man konnte auf der bis auf Journalisten und Funktionäre verwaisten Tribüne des Estádio José Alvalade XXI von Sporting zusehen, wie die Spieler unten auf dem Platz die Spielidee von Trainer Julian Nagelsmann verstanden und so perfekt umsetzten, wie bis dato nie gesehen. Die Magie dieses Moments war förmlich zu greifen.

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Ballstafette über 19 Stationen vor Olmos Führungstreffer für RB

Der Triumph im Viertelfinale gegen Atlético Madrid setzte neue Energie frei und zeigte die Möglichkeiten auf, die in RB schlummerten. Die internationale Presse schwärmte: „Leipzig war ein Bienenschwarm. Es war eine deutsche Sinfonie“ (Marca). Und El Mundo Deportivo schwelgte: „Nagelsmann schreibt seine Doktorarbeit in Lissabon.“

Die Reporter zählten nach der Partie die Ballkontakte und Sekunden vor dem 1:0 durch Dani Olmo: über 19 Stationen und 52 Sekunden zirkulierte der Ball in den Leipziger Reihen, alle zehn Feldspieler waren involviert. Es war das erste Champions-League-Tor von Olmo für seinen damals neuen Klub. Der eingewechselte Matchwinner Tyler Adams erzielte gar sein erstes Tor für Leipzig überhaupt, als er einen Konter mit einem Distanzschuss zum 2:1-Siegtreffer ins Tor jagte (88.). Ein märchenhaftes Spiel, bei dem nur Fans fehlten, um die Euphorie und Brillanz jenes Moments noch zu verstärken.

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Nagelsmann musste Überzeugungsarbeit für seinen Spielstil leisten

Das war auch dadurch bedingt, dass man von RB nicht allzu viel erwartete. Das Frühjahr war vor leeren Rängen holprig verlaufen, die Spieler hatten noch nicht das rechte Zutrauen in Nagelsmanns Ideen. Offenbar keine einfache Zeit für den heutigen Bundestrainer, weil ihm intern mehr Skepsis entgegenschlug, als er erwartet hatte und gewohnt war. „Das erste Jahr war auch durch ein paar Unwägbarkeiten nicht ganz so schön, da musste ich mich bissel durchkämpfen“, sagte er. „Da waren Momente dabei, die ich nicht vermissen werde.“

Und: „Wenn du bei einem Verein, der sehr erfolgreich war, mehr Dinge umwälzen willst, als es vielleicht normal ist bei einem Trainerwechsel, weil du eine neue Art reinbringen willst“, werde das vom „Herden- und Gewohnheitstier Mensch“ zunächst mal argwöhnisch begleitet, so der forsche Coach damals. „Deswegen musste ich da etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten. Bis jeder die nötige Offenheit dafür hatte, dass der neue Weg mit einer anderen Art von Fußball nicht schlechter wird, hat es etwas gedauert.”

Taktik-Schachzug: RB spielte zwei Spielsysteme in einem

Nach dieser Nacht in Lissabon gab es keinen Zweifel mehr. Einer von Nagelsmanns Schachzügen, der wunderbar aufging, war es übrigens, Konrad Laimer in einer Hybridrolle einzusetzen. Bei eigenem Ballbesitz schaltete sich der Österreicher auf der rechten Außenbahn ins Offensivspiel ein. Wenn Atlético den Ball hatte, zog sich Laimer ins zentrale, defensive Mittelfeld neben Kampl zurück und RB ordnete sich im 4-2-3-1 an.

So spielten die Leipziger zwei Systeme innerhalb eines Spiels. Gegen den Ball in einer defensiveren Variante mit dem giftigen Laimer im Zentrum, sodass Marcel Sabitzer weiter vorn postiert nach Balleroberung sofort umschalten konnte. Und mit dem Ball mit Laimer auf dem Flügel, um mehr Personal im Angriff zu haben und die rechte Seite mit Sabitzer, Laimer, Olmo und teils Yussuf Poulsen zu überladen. Genau der richtige Plan, um Atletico im atemberaubend guten und schnellen Kombinationsspiel zu beschäftigen. „Manchmal ist die Art und Weise, wie die Idee umgesetzt wird, auch eine Auszeichnung für das Trainerteam”,  freute sich Nagelsmann.