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RB LeipzigMarsch räumt Fehler ein und grübelt über seinen Job bei RB Leipzig: „Ist es eine Möglichkeit, dass es nicht genau passt?”

Von Ullrich Kroemer 03.12.2021, 06:00

Jesse Marsch hat in der Corona-Quarantäne gerade viel Zeit, um über die Entwicklung der Mannschaft, seinen Job und seine Zukunft bei RB Leipzig nachzudenken. In der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei Union Berlin (Fr., 20.30 Uhr) offenbarte er in einem langen Plädoyer in eigener Sache alle Facetten seines Seelenlebens: Marsch kämpft ebenso verzweifelt und ratlos, wie selbstkritisch und grüblerisch, aber auch emotional und leidenschaftlich um seinen Job und den Erfolg mit RB Leipzig. Dabei dachte er sogar erstmals laut darüber nach, ob er noch der Richtige für RB Leipzig ist und wie lange er noch die Chance bekommt, im Amt zu bleiben. Bisweilen klang er so, als sei das Kapitel Rasenballsport für ihn bereits beendet.

„Ich habe immer probiert, das Beste für unsere Fans und unseren Verein zu geben”, sagte Marsch und fragte bei der Videokonferenz in die Kamera: „Ist es eine Möglichkeit, dass es nicht genau passt?” Zwischen ihm und RB Leipzig? Die Antwort gab er selbst: „Ja, das müssen wir hinterfragen. Aber bis zum Ende der Saison oder wann auch immer gebe ich mein Bestes für diese Gruppe. Nicht für mich, nicht aus einem egoistischen Grund – es ist für unsere Gruppe!”, stellte Marsch klar.

Marsch: „Ich habe sicher Fehler gemacht”

Er klang nun wie in einem dieser amerikanischen Sportfilme, in denen sich alles zum Guten wendet und der Loser am Ende den Sieg abräumt. „Ich habe sicher Fehler gemacht, wir haben alle Fehler gemacht, aber wir haben immer probiert, sehr nah dran an diesen Jungs zu sein, eine starke Mannschaft zu formen und durch die Schwierigkeiten mehr und mehr zu lernen, besser zu spielen und härter zu sein”, führte der 48-Jährige aus. Gegen Union an diesem Freitag, wenn Marsch erneut von zu Hause aus coachen muss, folge die nächste „wichtige, harte Prüfung. Wir müssen unser bestes Spiel in der Saison spielen”, forderte er.

Warum sein Team die Gegner mal mit 5:0 vom Platz fegt und wenige Tage später kopflos untergeht, darüber zerbricht sich Marsch gerade selbst den Kopf. „Es ist sehr schwer zu verstehen, warum unsere Leistungen von Spiel zu Spiel so unterschiedlich sind. Es ist auch für mich schwierig, vor einem Spiel vor der Gruppe zu stehen, aber nicht sicher zu sein, was an diesem Tag dabei herauskommt”, sagte der Mann aus Wisconsin. „Ich probiere immer, Lösungen zu finden, ihnen Unterstützung zu geben, manchmal Druck zu machen, damit wir verstehen, dass wir konstanter sein müssen, mehr an den Matchplan halten.”

„Ich habe gehört, dass ich keinen taktischen Plan hätte”

Er ging auch auf die Kritik ein, die ihm aktuell entgegenschlägt, etwa, dass seine Matchpläne zu simpel und ausrechenbar seien und zu wenig variabel seien. „Ich habe gehört, dass ich keinen taktischen Plan hätte”, sagte er und rechtfertigte sich: „Wir haben sechs oder sieben Grundordnungen benutzt, in jedem Spiel mit und gegen den Ball immer ein bisschen variiert, sodass wir auch im Spiel reagieren können.” Dazu habe es einen klaren Matchplan für Standardsituationen gegeben. Doch auch in diesem Element, dass RB zu Beginn auszeichnete, sei das Team gerade instabil.

Und auch auf seinen Spielstil ging Marsch ein. „Wir haben mehr Flexibilität probiert, mehr Themen aus den letzten zwei Jahren eingebracht, die die Jungs gewohnt sind, die sie verstehen und auf dem Platz umsetzen können. Aber auch das, was ich für wichtig halte: Agressivität, Intensität mit und gegen den Ball. Die ganze Kombination passt manchmal perfekt und manchmal nicht. Das ist schwer zu akzeptieren”, so der Trainer. So deutlich hatte er bislang noch nie über die Krise und seine Situation gesprochen. Es sieht derzeit eher nicht danach aus, dass sich die Dinge noch zum Guten für den Chefcoach wenden werden.

(RBlive/ukr)