Länderspiel in Leipzig RB-Achse sorgt für Aufschwung von Ungarns Fußball
Am Wiedererstarken der Ungarn haben die Leipziger Peter Gulacsi, Willi Orban und Dominik Szoboszlai großen Anteil. Nun fordern sie in ihrem Wohnzimmer das DFB-Team.
Es ist noch nicht lange her, da war die ungarische Nationalmannschaft Thema bei RB Leipzig. Die Sachsen hatten in der Champions League gegen Donezk 1:4 verloren.
Eingeleitet durch einen kapitalen Fehlpass von Schlussmann Peter Gulacsi, für den dessen ungarischer Landsmann Dominik Szoboszlai deshalb nach dem Abpfiff in die Verteidigung ging: „Peter hat auch schon in Ungarn Fehler gemacht“, sagte der 21-Jährige. „Kein Problem, wir haben ihm geholfen.“
Der Fauxpas, auf den Szoboszlai anspielte, war seinem Teamkollegen November 2020 im entscheidenden EM-Playoff-Spiel gegen Island unterlaufen. Die Partie ist in Ungarn mittlerweile Legende. In der elften Minute griff der sonst so sichere Keeper bei einem Freistoß von Gylfi Sigurdsson daneben.
RB Leipzigs Dominik Szoboszlai schoss Ungarn zur EM
Bis zur 88. Minute rannten die Ungarn vergeblich dem Rückstand hinter, als aber alles verloren schien, glich Loic Nego aus. Vier Minuten später, buchstäblich in der letzten Sekunde, traf Szoboszlai zum 2:1. Der Schuss des Mittelfeldspielers qualifizierte Ungarns Nationalteam damals zum zweiten Mal in Folge für eine EM, bei der sie in einer Gruppe auch auf Deutschland trafen (2:2).
Am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) stehen sich die Teams in der Nations League wieder gegenüber. Es ist schon das dritte Duell binnen 14 Monaten. Für Gulacsi, Szoboszlai und auch für Willi Orban fällt diese Partie allerdings aus der Reihe. Sie kommen zum ersten Mal als Gäste zu einem Spiel, das in ihrem eigenen Wohnzimmer stattfindet, der Leipziger RB-Arena. Und: Sie kommen als Tabellenführer der hochkarätig besetzten Gruppe 3.
Man reibt sich seit langem schon die Augen über die Entwicklung des ungarischen Fußballs und seines Nationalteams, das England in Wembley 4:0 besiegte, daheim 1:0 schlug und Deutschland ein 1:1 abrang. Lediglich bei Europameister Italien gab es ein 1:2.
Ungarns Fußball feiert die Wiederauferstung
Es ist eine Wiederauferstehung als Fußballnation nach langen Jahren der Agonie. Kurz vor und nach dem Zweiten Weltkrieg dominierte die „goldene Elf“ um Gyula Grosics, Nandor Hidegkuti und Ferenc Puskas den Fußball in Europa. Die Ungarn standen in den WM-Finals 1938 und 1954, die sie überraschend aber gegen Italien und die deutsche Wunderelf von Bern verloren. Sie gewannen dreimal Gold bei Olympia (1952, 64, 68), ehe der schleichende Abstieg begann.
Es hat ewig gedauert, bis sich der ungarische Fußball wieder berappelt hat. Bereits die erste Qualifikation nach 38 Jahren für die EM 2016 stand in Verbindung mit RB. Gulacsi war damals schon Nationaltorhüter, allerdings noch die Nummer zwei hinter der Trainingshosen-Legende Gabor Kiralyi.
Die Qualifikation für die EM vorigen Sommer trug dann deutlich die Handschrift der drei Profis vom Cottaweg. Willi Orban, gebürtiger Pfälzer, der Vater aber Ungar, ist seit 2018 im Team und Abwehrchef (33 Partien).
Ungarns Trainer Marco Rossi setzt auch in Leipzig auf die RB-Achse
Vor ihm zieht Szoboszlai seit 2019 die Strippen in der Offensive (24 Einsätze), er gilt als Erbe der Hinterlassenschaft der verstorbenen Real-Legende Puskas. Hinter den beiden vollendet Gulacsi als Stammtorhüter (49 Spiele) die RB-Achse, dem der Fauxpas gegen Island nicht geschadet hat.
Natürlich nicht. Marco Rossi weiß, wie gut es ist, eine Achse von Schlüsselspielern zu haben, die in einem Verein spielen. Und mit Gulacsi, Orban und Szoboszlai will er Leipzig auch weiterhin als Tabellenführer verlassen.
„Mein Ziel ist es, dass die Mannschaft erneut beweist, dass sie keine Angst vor Sané, keine Angst vor Kimmich, keine Angst vor irgendjemandem hat“, sagte er.