Baum etabliert Fokusspieler-programm RB-Talente trainieren bei Regionalliga-Team mit
Männerfußball spüren: RB Leipzigs Fokusspieler trainieren ab sofort bei Regionalligist FC Eilenburg mit. Ein Ergebnis der Analyse von Nachwuchsleiter Manuel Baum.
Leipzig – Manuel Baum hatte als Bild ein paar Körner Profirasen-Samen mitgebracht, als er im Sommer im Rahmen der Förderoffensive die Nachwuchs-Kooperation mit den lokalen Klubs SG Olympia und SG Taucha vorstellte. Der Sportliche Leiter der Akademie von RB Leipzig verteilte den Samen an die Talente, die zur ersten Trainingseinheit im Rahmen der Förderoffensive gekommen waren, richtete den Blick vom Cottaweg hinüber zum Stadion und sagte zu den Zehn- und Elfjährigen: „Wenn wir es schaffen, euch am richtigen Ort einzupflanzen und euch richtig zu pflegen, dann haben wir in sechs, sieben Jahren bestimmt jemanden von euch da drüben.”
Einen Spieler aus dem eigenen Nachwuchs nicht nur für die Bundesliga oder die 2. Liga, sondern für RB Leipzig zu entwickeln, ist seit dem Start der Akademieausbildung bei RB 2013 das Ziel. Doch das wurde in den knapp zwölf Jahren trotz einer jährlichen Investition von etwa zwölf Millionen Euro seither noch nie dauerhaft erreicht.
Neuer Schwung und Weitblick im RB-Nachwuchs
„Wir müssen da auch ganz ehrlich zu uns sein, dass wir ganz andere Erwartungen hatten”, hatte Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff jüngst im Kicker kritisiert. Dass es „gar keine wirkliche Durchlässigkeit” gebe, sondern der Klub „im Grunde nur die Auflagen für die Lizenz” erfülle, sei keinesfalls der Anspruch.
Seit gut einem Jahr ist Baum, früher Bundesligatrainer beim FC Augsburg und auf Schalke, nun im Amt – Zeit für eine erste Bilanz. Wie auf den Fluren am Cottaweg zu hören ist, habe Baum bereits neuen Schwung und Weitblick in den RB-Nachwuchs gebracht. Seine ersten Monate waren zunächst davon geprägt, „die Leistungssportkultur und Strukturen hier anzupassen und Strategien zu entwickeln”, berichtet Baum im Gespräch mit der MZ/RBlive.
Baum: „Die Technik ist die Eintrittskarte in den Profifußball”
Dabei ging es auch darum, das gemeinsame Ziel bei allen Mitarbeiter der Akademie zu schärfen. „Wir wollen Profifußballer für RB Leipzig in einer Hochleistungskultur entwickeln. Alles, was jeder Mitarbeiter tut, soll darauf ausgerichtet sein, Top-Spieler für Leipzig auszubilden”, erklärt Baum. Das habe er nun „bei allen Mitarbeitern noch einmal klarer definiert”.
Dazu stand das Thema Spielphilosophie im Fokus. Die Frage sei: „Wie wollen wir als RB Leipzig wahrgenommen werden in unserer Art und Weise, wie wir Fußball spielen? Das ist nach wie vor ein Prozess”, so der studierte Sport- und Wirtschaftslehrer. Die vorläufige Antwort: In den jüngeren Jahrgängen soll der Schwerpunkt nun stärker auf dem technischen Bereich liegen als zuvor. „Die Technik ist die Eintrittskarte in den Profifußball. Dafür braucht es Zeit, und wir beobachten heute in den älteren Jahrgängen, dass wir da Defizite haben, die wir dann nicht mehr ausgleichen können”, mahnt der 45-Jährige. „Wir wollen, dass die Spieler Fußball verstehen und nicht nur, wie eine Spielphilosophie funktioniert.” Eine klare Korrektur des einst unter Ralf Rangnick eingeführten Kurses, dass bei RB schon die F-Jugendlichen vor allem mit den bei den Profis etablierten Prinzipien des Pressing-Gegenpressing-Fußballs vertraut gemacht werden.
Trainingskooperation mit Regionalligist FC Eilenburg
Nach der Phase der Analyse folgen nun erste konkrete Maßnahmen. Um Talente aus U17 und U19 auch ohne eigene U23-Mannschaft gezielter zu fördern, etabliert RB gerade das sogenannte Fokusspieler-Programm. „Spieler können sich durch ihre Leistungen in den Fokus spielen und dann eine besondere Förderung bekommen”, erklärt der einstige Torhüter Baum. Die Performance aller Spieler wird durch Trainereinschätzungen ebenso wie auf Datenbasis erhoben. Wenn beide Parameter passen und Talente in das Programm aufgenommen werden, kommen diese Fokusspieler in den Genuss einer zusätzlichen speziellen, altersübergreifenden Trainingseinheit sowie weiterer individueller Förderung. Wer sich objektiv verschlechtert, rutscht aus dem Programm wieder heraus.
Neu sind zudem sogenannte Trainingsleihen. Einmal pro Woche werden die besten Nachwuchsspieler wie Benno Kaltefleiter und Toni Langsteiner aus der U17 oder Nuha Jatta und Viggo Gebel aus der U19 ins Training des benachbarten Regionalligisten FC Eilenburg verliehen, um sich dort frühzeitig an Tempo und Körperlichkeit des Männerfußballs anzupassen. Auf dass der Samen aufgehe.