„Das ist eine Niederlage für alle” Schäfer übernimmt Verantwortung für Rose-Entlassung
RB Leipzigs Sportchef Marcel Schäfer erklärt die Umstände und die Gründe für die Entscheidung der Entlassung von Trainer Marco Rose.

Leipzig – Marcel Schäfer gilt als Bundesliga-Manager, der eher lange an Trainern festhält. Nun aber saß der 40-Jährige zum zweiten Mal binnen eines Jahres auf einem Pressepodium und musste mit belegter Stimme die Entlassung eines Coachs erklären. Vor einem Jahr hatte er Niko Kovac beim VfL Wolfsburg freistellen müssen, nun Marco Rose bei seinem neuen Klub RB Leipzig. Dass Schäfer und Red-Bull-Berater Jürgen Klopp, die lange zu Rose hielten, nicht Recht behielten, ist eine bittere Erkenntnis und „Eingeständnis, dass die Dinge, die die Mannschaft sich vorgenommen hat, nicht aufgegangen sind”, sagte Schäfer. „Das ist eine Niederlage für alle.”
Am Dienstagmittag musste der RB-Sportchef bei einer Pressekonferenz erklären, weshalb RB nach so langen Treuebekenntnissen zu Rose nun doch so kurz vor Saisonende zu der Erkenntnis gelangt ist, dass der 48-Jährige nicht mehr der Richtige ist. Rose sei zwar keinesfalls der Alleinschuldige, dennoch entschieden sich die Bosse für diese Maßnahme. „Die Gründe sind vielfältig, trotz alledem haben wir versucht, einen neuen Impuls zu setzen”, so Schäfer.
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Schäfer stellt klar: „Die Entscheidung treffe ich”
„Wir hatten die Überzeugung, dass wir irgendwann die Trendwende einleiten, was die Art und Weise betrifft, wie wir Fußball spielen, wie wir auftreten, wie unsere Haltung und Widerstandsfähigkeit auf dem Platz bei schwierigen Phasen innerhalb eines Spiels ist”, erklärte der Manager. Doch trotz weniger Belastung ohne englische Wochen am Fließband und mehr Trainingszeit trat keine Besserung ein. „Wenn die Überzeugung nicht mehr da ist, habe ich auch gehandelt”, sagte Schäfer. „Im Sinne des Klubs, denn unsere Ziele stehen über allem.”
Ihm war es dabei wichtig, den Eindruck des von Red Bull fremdgesteuerten Klubs wegzuwischen und betonte mehrfach, dass die Verantwortung bei ihm liege. „Wir haben in unserer Struktur viele Experten, es ist selbstverständlich, dass wir uns austauschen und ich auf diese Erfahrung zurückgreife. Aber die Entscheidung liegt letztendlich hier in Leipzig, und die treffe ich als Geschäftsführer Sport”, stellte er klar.
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Löw soll „frischen Wind und neue Energie reinbringen”
Rose habe die Nachricht bei aller Emotionalität „mit großem Respekt und sehr professionell aufgenommen”, so Schäfer. Doch es werden Narben bleiben, denn bis zum Ende hatte sich Rose voll mit der Aufgabe identifiziert, „Titel zu gewinnen und die Champions League zu erreichen”, wie er noch am Freitag gesagt hatte. Rose war der festen Überzeugung, dass er bis Saisonende weitermachen dürfe. Doch in der Nacht nach dem Gladbach-Spiel kippte das.
Nun soll Zsolt Löw helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. „Zsolt wird den Fußball hier nicht neu erfinden. Es geht darum, die Stärken in den Vordergrund zu stellen, frischen Wind und neue Energie reinzubringen”, erklärte Schäfer. In Taktikfragen steht ihm der langjährige Klopp-Vertraute Peter Krawietz als Co-Trainer zur Seite. Löw sei an alter Wirkungsstätte „herzlich empfangen worden”, berichtete Schäfer. Der Interimscoach habe unglaublich viele Erfahrungen gesammelt, Titel gewonnen, Spieler entwickelt, sodass er der Richtige sei, der Mannschaft „die Energie, dieses Leben einzuhauchen”. Das Team sei nun maximal in der Pflicht, endlich das zu liefern, was man von den Spielern erwarten kann.
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Schäfer fordert „neuen Geist, Haltung, brutale Energie”
Egal, ob der Red-Bull-Klub nun noch die Kurve bekommt, ins DFB-Pokalfinale und in die Champions League einzieht oder nicht – die Leipziger stehen im 16. Jahr ihres Klub-Bestehens vor einem großen Umbruch. Es braucht einen neuen Trainer für die kommende Saison und in Teilen eine neue Mannschaft. „Wir brauchen frischen Wind und neuen Geist, um diese Haltung, dieses Leben, diese brutale Energie, die diesen Klub lange ausgezeichnet haben, wieder zu zeigen”, forderte Schäfer. Das müsse jeder wieder spüren – die Gegner auf dem Spielfeld ebenso wie die erfolgsverwöhnten Fans im Stadion.
Dass RB nun noch keinen fixen Trainer für die neue Saison benennen kann, ist für die Transferbemühungen ungünstig. Spieler wollen wissen, welcher Trainer sie trainiert. Doch Schäfer erklärte: „Kaderplanung und Transferentscheidungen sind Vereinsentscheidungen. Dieser Klub hat eine unglaublich starke Historie, deswegen liegt der Fokus vieler Spieler auf RB Leipzig, weil sie wissen, dass es eine Plattform auf Topniveau ist. Wir haben die Argumente auf unserer Seite.”