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RB LeipzigPro & Contra: Ist RB Leipzig bereit für den ersten Sieg beim FC Bayern?

Von Thomas Fritz, Ullrich Kroemer 05.12.2020, 07:30
Christopher Nkunku (RB Leipzig) und Bayern-Torjäger Robert Lewandoski (r.) beim letzten RBL-FCB-Duell im Februar,
Christopher Nkunku (RB Leipzig) und Bayern-Torjäger Robert Lewandoski (r.) beim letzten RBL-FCB-Duell im Februar, imago/Sven Simon

Pro: Reif für den ersten Dreier beim FC Bayern
von RBlive-Autor Thomas Fritz

RB Leipzig ist reif für den ersten Auswärtssieg gegen den großen FC Bayern - aus mehreren Gründen. Durch den Einzug ins Champions-League-Halbfinale im August haben es die Männer von Julian Nagelsmann verinnerlicht, dass sie sogar auf europäischer Ebene gegen die ganz Großen bestehen können. Und dieses Selbstbewusstsein merkt man dem Vorjahres-Dritten der Bundesliga in dieser Saison an. 

Die Elf um Kapitän Marcel Sabitzer hat die Spielidee ihres Trainers im zweiten Jahr Nagelsmanns auf der RBL-Bank noch besser verinnerlicht, spielt an guten Tagen vielleicht den schönsten RB-Fußball der Klubgeschichte. Und den erwachsensten, robustesten. Wer hat die beste Zweikampfquote der Liga? Wer hat die wenigsten Gegentore kassiert? Und wer die meisten Torschüsse abgegeben und Elfmeter herausgeholt? RB Leipzig.  

RB Leipzig nach Werner-Abgang unberechenbarer

Ja, vorne mangelt es noch an Effektivität. Aber dass der offensive Linksverteidiger Angelino derzeit bester Torschütze des Teams ist, darf als Momentaufnahme gelten. Nach dem Abgang von Klub-Rekordschütze Timo Werner war klar, dass die Last auf mehrere Schultern verteilt werden musste. Die Sachsen sind dadurch unberechenbarer geworden. Obwohl der Knoten bei den Offensiv-Neuzugängen Alexander Sörloth und Justin Kluivert noch nicht geplatzt ist, kassierte RB erst eine Liga-Pleite. Genau wie die Bayern.

Bei FCB-Coach Hansi Flick ist der Respekt daher groß. Leipzig habe sich "enorm weiterentwickelt" und könne seiner Mannschaft wehtun, sagte Flick vor dem Spitzenspiel. Zudem ist der Rekordmeister (noch) nicht die alles überrollende Fußball-Maschine aus der zweiten Saisonhälfte des Vorjahres. Gerade hinten taten sich immer wieder Lücken auf: In der Liga kassierten die Bayern mehr als doppelt so viele Tore wie RB. Das öffnet Räume für den Leipziger Kombinationsfußball.

Nagelsmann nimmt Druck raus

Auch wenn Rasenballsport eine kräftezehrende Champions-League-Partie am Mittwoch in den Knochen hat und der eine oder andere körperlich nahe am Limit ist, sind alle bis in die Haarspitzen motiviert. Die Tabellenführung winkt. Es war ein geschickter psychologischer Schachzug von Julian Nagelsmann, das Gruppenfinale in der Champions League gegen Manchester United am Dienstag zum bedeutenderen Spiel erklärt zu haben. Das nimmt Druck. Auch dass in der Allianz Arena ohne Fans gekickt wird, kommt der Gäste-Elf entgegen. 

Erinnern wir uns zurück. Im Februar war RB nach drei sieglosen Begegnungen (inklusive des Ausscheidens im DFB-Pokal) nach München gefahren. Die meisten Experten rechneten gegen den wiedererstarkten FC Bayern mit der nächsten Pleite. Am Ende nahm man nach einem 0:0 im vierten Anlauf völlig verdient den ersten Punkt mit nach Leipzig. Am Samstagabend werden es drei sein. Weil RB erwachsen geworden ist und der "mutige Plan", den Trainerfuchs Julian Nagelsmann ausgetüftelt hat, aufgeht.

Contra: Der falsche Zeitpunkt für Punkte in München
von RBlive-Autor Ullrich Kroemer

Julian Nagelsmann rief unter der Woche den Fußballgott an und dessen Sinn für Zahlenfolgen. Nach 0:3, 0:2, 0:1 und 0:0 in München müsse doch jetzt erstmals ein 1:0-Sieg für RB herausspringen, argumentierte Nagelsmann lakonisch. Natürlich weiß der 33-Jährige, dass Fußball keinem Zahlenstrahl folgt. Und dass RB Leipzig aktuell im Duell gegen den Champions-League-Sieger nur Außenseiterchancen hat.

Die Bayern sind ausgeruhter, weil sie mit Manuel Neuer, Leon Goretzka und Robert Lewandowski die entscheidende Achse unter der Woche ganz schonen konnte und andere wie Serge Gnabry und Thomas Müller in der Champions League nur dosiert randurften. RB hingegen musste in Istanbul mit voller Kapelle 93 Minuten rennen „wie die Bekloppten”, wie Nagelsmann das so schön formulierte.

RB Leipzig fehlt Effektivität

Nicht nur körperlich, auch mental sind die Münchner ganz auf das Duell gegen RB fokussiert, da sie sich in der Champions League bereits aller Sorgen entledigt haben. Für die Leipziger hingegen steht das wichtigere „Must-win-Spiel”, bei dem es um Millionen und den Einzug ins Achtelfinale der Königsklasse geht, am kommenden Dienstag gegen Manchester United an. Nagelsmann bekannte, dass der Fokus nicht auf dem Bundesliga-Spitzenspiel liegt, sondern er auch personell bereits für Man United planen muss. Mia san mia gegen Schau' mer mal.

Dazu kommen die aktuellen RB-Probleme beim Torabschluss und in der Defensive. Leipzigs gefährlichster Torjäger ist der Linksverteidiger Angeliño mit vier Bundesligatreffern. RB hat zwar ligaweit die meisten Abschlüsse (150), aber ohne Timo Werner fehlt die Effektivität. Zum Vergleich: Bayerns Weltfußballer Robert Lewandowski hat zwölf Tore in neun Spielen erzielt. Und in der Abwehr offenbarte RB gegen Topgegner mit neun Gegentoren in drei Champions-League-Auswärtsspielen Schwächen, sodass auch Trainer Nagelsmann fehlende Cleverness in den Zweikämpfen und bei der Positionierung anmahnte.

Personeller Vorteil FC Bayern

Bleibt noch das Personal. Gleich fünf Spieler gingen muskulär angeschlagen aus dem vogelwilden Spektakel gegen Basaksehir, wichtige Defensivstützen wie Lukas Klostermann und Konrad Laimer fehlen ganz. Die Münchner müssen „nur” Alphonso Davies und Joshua Kimmich kompensieren. 

In einer anderen Situation hätte es ein spannendes Spiel werden können, da RB gegen Topgegner schon mutiger geworden ist und mit mehr Selbstverständnis phasenweise wie ein Topteam agiert. Aber nicht unter den aktuellen Voraussetzungen. So bleibt nur die Hoffnung auf das Gesetz der Serie.

(RBlive/ukr/fri)