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  5. E-Sports World Cup 2025: RB-Gamer Levy Finn Rieck zockt um den WM-Titel in EA FC

Leipziger zockt um den WM-Titel „An guten Tagen kann ich alle schlagen”

An diesem Donnerstag startet der Deutsche Meister Levy Finn Rieck in die EAFC-Konkurrenz des E-Sports-World-Cups, den Olympischen Spielen für die E-Sports-Szene. Mit RBlive hat der Spätzünder über seinen erstaunlichen Weg in die Weltspitze und seine Chancen bei dem Saisonhöhepunkt in der Glitzerwelt gesprochen.

Von Ullrich Kroemer 07.08.2025, 09:13
Brille geputzt und gerichtet: Levy Finn Rieck startet an diesem Donnerstag in den E-Sports-World-Cup.
Brille geputzt und gerichtet: Levy Finn Rieck startet an diesem Donnerstag in den E-Sports-World-Cup. (Foto: RB Leipzig/RBLZ)

Leipzig/Riad – Die Ausmaße sind gigantisch, wie alles, was sie auf der Arabischen Halbinsel an Sportveranstaltungen auf die Beine stellen. Über sieben Wochen hinweg findet derzeit in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad die größte E-Sports-Veranstaltung der Welt statt. Der millionenschwere E-Sports-World-Cup wird auch als Olympia in der Wüste bezeichnet, weil alle großen Disziplinen der E-Sports-Welt an einem Ort die WM-Titel ausspielen. 2000 Spieler ermitteln in 25 Titeln ihre Champions – mehr als 70 Millionen US-Dollar Preisgeld sind ausgelobt. Zentraler Bestandteil sind die virtuellen Fußballer, die in dem Spiel EA FC 2025 vom 6. bis 10. August ihren Weltmeister an der Konsole ermitteln.

Mittendrin bei diesem Spektakel ist auch ein junger Mann aus Köthen: Der 23 Jahre alte Levy Finn Rieck, Deutscher Meister im Einzel und im Team mit den E-Sportlern von RB Leipzig, hat es unter die besten 32 EAFC-Zocker der Welt geschafft. „Ich weiß, dass die Konkurrenz unter den besten 32 Spielern der Welt extrem groß ist. Aber ich weiß auch, was ich kann und dass ich an guten Tagen auch in diesem Feld alle schlage”, sagt der Sachsen-Anhalter im Gespräch mit der MZ selbstbewusst. Vor allem aber genießt er es, bei der Gaming-Messe in der arabischen Glitzerwelt mit Botschaftern wie Cristiano Ronaldo überhaupt dabei zu sein. „Es fällt mir schwer, Druck auf mich selbst aufzubauen, weil allein die WM-Teilnahme ein riesiges Privileg ist und innere Dankbarkeit in mir auslöst”, sagt der Gamer.

„Von zehn bis 18 reines Hobby”

Er muss sich schon manchmal zwicken, wenn er darüber nachdenkt, welchen Verlauf sein Leben in den vergangenen Jahren genommen hat. „Vor vier Jahren habe ich noch an der Förderschule in Köthen mein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht”, denkt er zurück. Damals sei sein endgültiger Durchbruch in diesem Sommer mit den beiden Deutschen Meistertiteln und der WM-Teilnahme „noch in sehr weiter Ferne und kaum vorstellbar” gewesen. Nun ist er seit drei Wochen Ehrenbürger und ausgezeichneter und glaubhafter Botschafter seiner Heimatstadt. Levy Finn Rieck bezeichnet sich selbst als „Ur-Köthener” und sagt heimatverbunden: „Köthen ist noch immer der Mittelpunkt meines Lebens.”

Dass es der Absolvent des Ludwigsgymnasiums aus der Bachstadt in wenigen Jahren bis in die Weltspitze schaffte, ist ein Phänomen. Gerade, weil er anders als etwa sein RB-Teamkollege und WM-Gruppengegner Anders Vejrgang nie als Wunderkind der Szene galt und bis zu seinem Abitur 2020 nicht häufiger zockte als andere konsolenbegeisterte Jugendliche auch. „Von zehn bis 18 war das ein reines Hobby”, berichtet er. Er sei zwar „schon besser als meine Freunde” gewesen, „aber eine Profikarriere stand lange Zeit nicht zur Debatte.”

„Ich finde nicht nur in meiner virtuellen Welt statt”

Und das war rückblickend betrachtet auch genau der richtige Weg für seine nun rasante Entwicklung. „Es bringt nichts, als Jugendlicher zehn Stunden auf Teufel komm raus zu spielen. Wichtig ist der Spaß, den man dabei entwickelt, und das Spiel nicht so verbissen zu sehen”, betont er. Die Förderung von Kindern und Jugendlichen an der Konsole „sei ein schmaler Grat”, sagt er ausgesprochen reflektiert. „Man sollte gerade zwischen zwölf und 18 Jahren nicht den ganzen Tag zocken, sondern auch rausgehen, Freunde treffen und anderen Hobbys nachgehen. Wenn Kinder und Jugendliche Talente an der Konsole entwickeln, sollte man das fördern – aber alles in Maßen.”

So macht es den Mann mit den lockigen Haaren und der Brille auch selbst als Typen aus, dass er keineswegs dem Klischee des blassen Gaming-Nerds entspricht, der selten die Sonne, sondern vor allem künstliches Monitorlicht sieht und sich ungesund ernährt. „Ich finde nicht nur in meiner virtuellen Welt statt, wenn ich mit Familie und Freunden spreche, geht es um ganz normale Themen”, erzählt er.

Aktive Fußballerkarriere ruht

Zudem hat er ganz vielseitige Interessen, nahm lange Gitarrenunterricht, hat einen festen Freundeskreis in Köthen und spielte selbst aktiv Fußball beim Cöthener FC Germania und später in Reppichau. „Fußball war schon immer ein riesiger Bestandteil meines Lebens – auch der echte Fußball. Ich verfolge noch heute jegliche Spiele von der Bundesliga bis teilweise in die Regionalliga”, sagt er. „Da kam das Zocken als Hobby ganz automatisch dazu.”

Aktuell liegt sein Spielerpass beim Kreisklasseverein SV Blau-Weiß Baasdorf. Doch während der Gaming-Saison absolviert er keine Punktspiele. „Wenn ich mich an den Händen oder Fingern verletzen und dadurch Turniere verpassen würde, wäre das der absolute worst case. Da will ich so wenig Risiko wie möglich eingehen”, betont er. Als Ausgleich zu seiner vor allem sitzenden Tätigkeit läuft der Wahl-Leipziger regelmäßig und hat auch schon einen Halbmarathon absolviert. „Mir tut das sehr gut, und es hilft auch, im Kopf freier zu werden”, sagt er.

Umdenken beim Wechsel zu den RBLZ

Denn seit er im Dezember 2020 bei einem Turnier von Hansa Rostock gescoutet wurde, begann sich sein Leben grundlegend zu wandeln. Ab Oktober 2021 begann er nicht nur ein Lehramtsstudium in Rostock, sondern auch als E-Sportler bei Hansa. Sein Einstieg in die Welt der Profis. „Bei mir kam das alles ein bisschen später. Ich habe es bis jetzt jedes Jahr geschafft, das Jahr zuvor zu übertreffen”, berichtet er nicht ohne Stolz.

Bei Hansa spielte er sich unter semiprofessionellen Bedingungen ins Rampenlicht und bekam 2023 einen Vertrag bei den RB-Gamern, den sogenannten RBLZ. Aus dem Talent, das an Titeln schnupperte, aber immer knapp daran vorbeischrammte und häufig Zweiter wurde, wurde ein Gewinner. „Man kommt in ein Wahnsinnsumfeld. Meine Teamkollegen waren und sind Weltmeister. Da bedurfte es eines Umdenkens bei mir”, erzählt er über den Wechsel.
Die E-Sportler des Red-Bull-Klubs sind Vollprofis und trainieren etwa drei bis fünf Stunden täglich. Das wird am Cottaweg umfassend begleitet. „Wir haben die besten und professionellsten Voraussetzungen auf der ganzen Welt”, sagt RBLZ-Kapitän Umut Gültekin. „Man sieht uns immer nur spielen, aber da steckt viel mehr dahinter als ein bisschen Daddeln. Es wird uns unheimlich viel Hilfe geboten, sodass wir uns nur aufs Spielerische konzentrieren können.”

Arbeit mit Mentaltrainer hilft in Finalsituationen

So nahm etwa Levy Finn Rieck in seinem ersten Jahr auch die sportpsychologische Hilfe eines Mentaltrainers in Anspruch, um Titelreife zu erlangen. „Die Frage war: Was müssen wir tun, um den Schritt zu gehen, ein Finale zu gewinnen? Es war bezeichnend, dass es bei mir auf den letzten Metern nie so richtig gereicht hat”, berichtet er über die entscheidende Phase seiner Karriere. „Ich habe gelernt, noch lockerer mit diesen Situationen umzugehen und das gar nicht so sehr als Druck anzusehen. Ich führe mir noch mehr vor Augen, dass ich es genießen kann, mein Hobby zum Beruf gemacht und die Chance zu haben, ein Finale zu gewinnen.” Der Rest komme von allein.

Wie die echten Fußballstars gibt es auch bei den E-Sportlern verschiedene Spielertypen. „Ich bin bekannt dafür, gut in der Verteidigung zu sein und gleichzeitig offensiv sehr kreativ zu spielen. Die meisten Mechaniken beherrsche ich perfekt, habe ein breites Spektrum an Skills”, sagt der Ausnahmespieler. Etwa zehn verschiedene Moves – verschiedenste Tastenkombinationen in verschiedenen Kombinationen – muss er am Controller im Schlaf beherrschen. Doch das können auch andere. „Den Unterschied machen aus meiner Sicht die mentalen Fähigkeiten – nicht nur schnell, sondern auch richtig zu entscheiden”, sagt er. Wie ein Schachspieler müsse er immer „immer im Voraus wissen, was mein Gegner plant, und gleichzeitig für ihn unberechenbar bleiben. Darauf kommt es am Ende an.”

Auch bei der WM in Riad, bei der er mit seinem Noch-Teamkollegen Anders Vejrgang, dem aktuellen Weltmeister, sowie zwei starken Spielern aus Italien und Marokko eine anspruchsvolle Gruppe erwischt hat. „Da geht es zuerst einmal darum, durchzukommen – und dann ist in der K.-o.-Phase alles möglich”, sagt er. Dem Gewinner winken 250.000 Dollar Preisgeld. „Das darf man auch nicht außer Acht lassen – das ist ja durchaus eine lebensverändernde Summe”, räumt Levy Finn Rieck ein. Doch er ist geerdet genug, um nicht abzuheben und die Dinge gut einordnen zu können. Seine Heimat mit Familie, Freunden und seinem Umfeld bei RB Leipzig bilden ein stabiles Fundament für weitere Höhenflüge – vielleicht ja schon beim Turnier in der gigantischen Glitzerwelt Saudi-Arabiens.