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Drastische Folgen für Leipzig "Eine Spirale, die dann einsetzt": Wie das Europapokal-Aus RB trifft

RB Leipzig steht vor einer Saison ohne internationalen Wettbewerb. Die Auswirkungen für den Klub beschreibt Wirtschaftsexperte Henning Zülch.

Aktualisiert: 19.05.2025, 14:30
Nachteile für die Messestadt ohne Champions League: Choreo der RB-Fans gegen Real Madrid.
Nachteile für die Messestadt ohne Champions League: Choreo der RB-Fans gegen Real Madrid. (Foto: imago/motivio)

Leipzig – Nach einer enttäuschenden Saison steht fest: RB Leipzig wird in der kommenden Spielzeit nicht in der Champions League spielen. Und auch nicht in der Europa League oder der Conference League.

Als Tabellensiebter verpasste das Team das internationale Geschäft komplett – ein historisch schlechtes Abschneidens des so ambitionierten Vereins. Bis auf die Ausnahme 2018 hatte Rasenballsport die Champions League stets so selbstverständlich gebucht wie eine Fahrkarte für die Leipziger Tram.

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Ein Platz im Milliardenspiel war fest eingepreist in den Planungen der Leipziger – finanziell und personell ebenso wie hinsichtlich des Selbstverständnisses. Selbst die völlig verkorkste Europapokal-Kampagne in dieser Saison spülte RB um die 60 Millionen Euro in die Kassen.

„Das sind auch für RB Leipzig keine Peanuts, das Geld müsste man erstmal anderweitig einnehmen, auch hinsichtlich der Liquiditätsplanung für Gehälter, die Verpflichtung neuer Talente und das Halten von Spielern”, sagt Fußball-Finanzexperte Henning Zülch. In Europa League und Conference League hätten sich die Leipziger je nach Erfolg gar nur mit etwa einem Zehntel der Champions-League-Einnahmen begnügen müssen. Aber auch daraus wird nichts.

„RB braucht die maximale Sichtbarkeit”

Zülch, Professor an der Leipziger Wirtschaftshochschule HHL, macht drei große Komplexe aus, in denen sich eine Saison ohne Champions League niederschlagen würde: Sponsoring und Markenwert, Kaderplanung und Wettbewerbsfähigkeit. „Das ist eine Spirale, die dann einsetzt. Da hängt ein riesiger Rattenschwanz dran, das kann man nicht wegdiskutieren”, sagt der Fachmann.

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Das Verpassen von Champions und Europa League schmälert die internationale Sichtbarkeit und dadurch die Attraktivität für zusätzliche Sponsoren neben Red Bull, die für das Klubwachstum dringend benötigt werden. „RB braucht die permanente, maximale Sichtbarkeit in der Champions League, um zu signalisieren, dass man zur Speerspitze im europäischen Fußball gehört”, schätzt Zülch ein. „Alles unterhalb der Champions League ist für den Klub nicht akzeptabel.”

Eine Saison mit Teilnahme an der Europa League wäre für die Leipziger „das Mindeste”. In der bisher einzigen kompletten EL-Saison 2018/19 entwickelte der damalige Trainer Ralf Rangnick eine regelrechte Abneigung gegen den Wettbewerb, schickte stets eine B-Elf auf den Rasen, mit der der Klub in einem nur zu einem Drittel gefüllten Stadion durch ein 1:1 gegen Rosenborg Trondheim nach der Gruppenphase scheiterte.

Schlechtes Image durch Teilnahme an der Conference League?

Bei einer Teilnahme an der Conference League hätte sich der Klub sogar überlegen müssen, „welche Auswirkungen das auf das Image des Klubs als einem europäischen Spitzenklub haben kann”, sagt Zülch.

Hinsichtlich der Kaderplanung entstehen beim Werben um Talente wie den heiß begehrten Jobe Bellingham (AFC Sunderland), der jüngere Bruder von Weltstar Jude, Nachteile gegenüber den Konkurrenten mit dem Trumpf Champions League.

Selbst bei hohen Transfereinnahmen für Xavi Simons, Castello Lukeba und Benjamin Sesko dürfte es schwierig werden, gleichwertigen Ersatz zu finden. Das führt zu Punkt drei, der Wettbewerbsfähigkeit, um sich mit mehr Qualität im kommenden Jahr direkt wieder für die CL zu qualifizieren. Die Frage, die beim Verpassen der Champions League immer im Raum stehe, laute laut Zülch: „Hat dieser Rückschritt Folgen für die weitere Entwicklung des Klubs?”

RB will Spieler mit Charakter – egal ob in der Champions League oder ohne Europapokal

RB Leipzig hatte mitgeteilt, auf alle vier Szenarien der Saison vorbereitet zu sein, also auch auf ein Jahr ohne internationale Spiele. Der Klub sei mit Projekten wie der neuen Geschäftsstelle, Erweiterung des Trainingsgeländes und neuen Partnern stark gefestigt. Mögliche Finanzlücken sollen vor allem durch Transfers gestopft werden, da ohnehin ein großer Umbruch im Kader bevorsteht.

Und ein Gutes hat die ungewollte Situation vielleicht auch: Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer & Co. fahnden nach Spielern mit Charakter und Führungsstärke, die Lust auf Leipzig haben und dafür zur Not auch mal eine Saison ohne Europapokal im Kauf nehmen würden, um stärker zurückzukommen.

Hinweis: Dieser Text erschien erstmalig am 9. Mai 2025 auf bei RBlive. Wir haben ihn nach der verpassten Qualifikation für das internationale Geschäft überarbeitet.