Kommentar zum Umbruch bei RB Verein sucht Seele
RB Leipzig hat sich mit schablonenhaften Entscheidungen durch die vergangenen Jahren gemogelt. Nun braucht es einen mutigen Neustart mit starkem Personal auf drei entscheidenden Positionen. Es kommentiert RBlive-Reporter Ullrich Kroemer.

Leipzig – Mit dem Abschluss dieser verkorksten Saison ist bei RB Leipzig eine Epoche zu Ende gegangen. Nach einer Dekade des Erfolgs, des „Aufstiegs ohne Grenzen”, wie ein Buchtitel aus den Anfangsjahren lautete, muss sich der Red-Bull-Fußball neu erfinden. Dieser Umbruch wird nicht bloß eine Transferperiode, sondern längere Zeit in Anspruch nehmen.
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Die einst von Ralf Rangnick implementierte Fußball- und Transfer-Idee so lange wie ein Abziehbild zu kopieren, bis sie nicht mehr zu erkennen ist, genügt nicht mehr. Es braucht fußballerisch und hinsichtlich der Personalstrategie wieder Alleinstellungsmerkmale statt Verwaltungsmodus. Es muss Schluss sein mit der auf lange Sicht betrachtet seelenlosen Identität als Sprungbrettklub für Europas Elite. Wer soll sich mit Spielern identifizieren, die ein halbes Jahr nach Vertragsunterschrift weiterziehen? Statt der Egos der Einzelspieler sollte das Wachstum des Vereins wieder im Vordergrund stehen – das hat Zsolt Löw richtig formuliert. Dann entwickeln sich auch Spieler, Trainer und weiteres Personal.
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Aufbautrainer gesucht
Leipzig war mal in allen Belangen State of the Art, vor allem aber bei der strategischen Klubentwicklung. Zu diesem Geist und Knowhow muss der gesamte Verein zurückfinden. Dafür braucht es geeignetes Personal: erstens, einen starken, visionären Macher, der den Umbruch managt und genau die Spieler in der richtigen Kadermischung findet, die auch ohne Champions-League-Glamour wieder mehr Klasse und Qualität haben, den Klub in seine nächste Erfolgsdekade zu führen. Der Beweis, dass Marcel Schäfer der geeignete starke Mann dafür ist, steht noch aus.
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Zweitens: Einen möglichst jungen, hochbegabten Trainer, der mit dem Klub wachsen kann und dem Team eine Spielidee vermittelt, die auf der RB-DNA fußt, aber mit dem Ball weiterentwickelt wird. Das darf aktuell in einer bevorstehenden Saison ohne jegliche Europapokal-Teilnahme auch ein unerfahrenerer Coach wie Danny Röhl sein, sofern die Verantwortlichen vollstes Vertrauen in seine Fußballidee haben.
Klopp muss näher an den Klub rücken
Und dafür ist drittens auch die gesamte Expertise des Vordenkers Jürgen Klopp nötig, der nun näher an RBL heranrücken, sich mehr in den Klub eindenken und mit ihm identifizieren muss als bislang bei seinen Kurzvisiten geschehen. Klopp muss zeigen, dass er es inhaltlich tatsächlich ernst meint mit seinem Engagement bei Red Bull. Um etwas Neues entstehen zu lassen, braucht es schlaue, mutige, kreative Lösungen – und keine naheliegenden, schablonenhaften und abgenutzten.