Lokal in der Jahnallee Polizei stuft Treffpunkt von RB-Ultras als "gefährlichen Ort" ein
Ein beliebter Treffpunkt bei Fans von RB Leipzig gilt nun als "gefährlich". Was bedeutet diese Einschätzung der Polizei?
Leipzig/fri - Die Löwentanke ist ein beliebter Ort bei Fans von RB Leipzig. Eine Mischung aus Späti, Imbiss und Fußball-Kneipe, die bei Heimspielen des Fußball-Bundesligisten rege frequentiert wird. Wie die sächsische Landtagsabgeordnete Jule Nagel von der Linkspartei auf "X" schreibt, wird das Lokal schon seit März von der Polizei zu den sogenannten "gefährlichen Orten" gezählt.
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Das ermöglicht den Beamten verdachtsunabhängige Kontrollen. So wie am Schwanenteich beim Hauptbahnhof, einem Drogenumschlagplatz, oder dem Bereich um die Eisenbahnstraße und das Rabet, wo immer wieder schwere Körperverletzungen und andere Delikte verübt werden.
RB Leipzig hat gewaltbereite Fans
Was ist der Grund für diese Einstufung? Die aktive Fanszene von RB Leipzig trifft sich in der Löwen-Tanke, wie die LVZ berichtet. Das Umfeld des Geschäfts und der Ort selbst werden von der Polizei „eingestuft als Treffpunkt von Personen, die Straftaten verüben".
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Hintergrund: Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze zählte in der Saison 2022/23 immerhin 100 Fans von RB Leipzig zur Kategorie B. So werden "gewaltbereite und gewaltgeneigte" Anhänger bezeichnet. Fans der Kategorie C gelten als "gewaltsuchend". Aktuelle Zahlen liegen noch nicht vor.
Fan-Organisationen kritisieren die Erhebungen regelmäßig als willkürlich und Mittel der Repression. So könne im Einzelfall schon eine Aufnahme von Personalien im Umfeld eines Fußballspiels genügen, um in die ZIS-Datei zu rutschen - mit schwerwiegenden Konsequenzen wie Stadion- oder Ausreiseverboten. Auch das Abbrennen von Pyrotechnik ist ein Grund, um als "Gewalttäter Sport" erfasst zu werden. Auch Vandalismus in einer Zugtoilette dürfte als Erfassungsgrund gelten.
RB Leipzig: Löwentanke-Chef versteht Einstufung nicht
Die Leipziger Polizei schränkt jedoch ein, dass die "gefährlichen Orte" nicht per se gefährlich für die Allgemeinheit sein müssen. Es seien zwar Orte "mit höherem Kriminalitätsaufkommen", weil dort regelmäßig Personen "Straftaten verabreden, vorbereiten, verüben oder sich dort Straftäter verbergen. Nicht alle diese Punkte müssen hierbei erfüllt sein." Und weiter: "Deswegen muss der Ort an sich aber nicht gefährlich sein. Hier kann also schnell bei der Begriffsverwendung eine Stigmatisierung einsetzen."
Was denn nun? Gefährlich oder nicht gefährlich? Löwentanke-Inhaber Robert Maihöfner kann die Aufregung nicht so recht verstehen: "Ich habe keinen Schimmer, was bei uns gefährlich sein soll“, sagt er der LVZ. „In den knapp elf Jahren, in denen ich die Tanke betreibe, ist nie etwas Nennenswertes passiert.“