Torschütze Halstenberg nutzt Raum-Ausfall „Ich kann mich wieder einschalten”
Marcel Halstenberg schrie die Freude über sein zwölftes Bundesligator in Richtung Fankurve heraus. Emotional richtete er seinen Jubel auch in Richtung Himmel, um den Treffer seinen verstorbenen Eltern zu widmen. In Abwesenheit von Topscorer Christopher Nkunku, der verletzt auf der Ersatzbank saß und Salzstangen aß, sprang Abwehrspieler Halstenberg in die Bresche und bescherte RB Leipzig beim 1:1 am Freitagabend das fünfte Unentschieden gegen den FC Bayern.
Dabei profitierte er von einem zu kurz geratenen Befreiungsschlag von Joshua Kimmich. „Ich fang den Ball mit der Brust ab und laufe einfach durch, auf Verdacht, dass der Ball wieder zu mir kommt”, schilderte „Halste”. „Ich schaue, dass ich nicht im Abseits stehe, stehe goldrichtig und drücke den Ball mit dem Außenrist über die Linie.”
Halstenberg: „Dann steht auch ein Abwehrspieler mal im Sechzehner”
Dass gerade Halstenberg, der in der Hinrunde hinter David Raum nur zweite Wahl war, die Chance nutzt, ist kein Zufall. Der 31-Jährige spielte eine starke Vorbereitung, traf auch im letzten Test gegen Mlada Boleslav, als er sich ebenfalls mit nach vorn einschaltete. „Wir marschieren einfach, und wissen, dass die anderen die Defensive gut absichern, wenn wir uns vorn einschalten. Dann steht auch ein Abwehrspieler mal im Sechzehner und macht ein Tor”, erklärte der RB-Routinier.
Halstenberg nutzte seine Chance in Abwesenheit des in der Vorbereitung verletzten Nationalspielers David Raum, der im Urlaub auf den Malediven beim Freizeitkick umgeknickt war. „Es war von Anfang an klar, dass Halste spielen wird, wenn David fehlt”, sagte Trainer Marco Rose. „Er hat sich gut präsentiert in der Vorbereitung.”
Zurück auf der Lieblingsposition
Nachdem er unter Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco zum linken Halbverteidiger in der Dreierkette umgeschult worden war, ist der Niedersachse Halstenberg zurück auf seiner Lieblingsposition links in der Viererkette. „Ich fühle mich Links wohler, habe eher Stärken auf der linken Außenverteidigerposition”, sagte Halstenberg nach dem 1:1. „Es macht mir mehr Spaß, ich kann mich wieder einschalten, kann Tore schießen und Vorlagen geben.”
Der Torschütze untermauerte durch das Tor seine Ansprüche, auch nach Raums Rückkehr wieder öfter zum Einsatz zu kommen. „Ich fühle mich gut und will weiterhin spielen”, betonte er. Trainer Rose erklärte, dass Halstenberg im Vorjahr immer mal angeschlagen gewesen sei, „er hatte Kleinigkeiten, Rücken, Knie”. Nun ist er fit und kämpft auch um seine Zukunft – bei RB oder anderswo. „Das war keine Formrevolution bei ihm, er war vor dem Winter schon gut drauf”, befand Rose.
Dass er zum Held des Abends wurde, ist auch ein Beleg dafür, dass Rose einerseits den ganzen Kader mitnimmt und andererseits auch die Spieler aus der zweiten Reihe in Topform sind, wenn sie gebraucht werden. „Man sieht, dass wir super Potenzial im ganzen Kader haben. Christo ist ein außergewöhnlicher Spieler, aber wir haben das heute als Team sehr gut gemacht”, sagte Halstenberg und entschwand nach dem Interview-Marathon in die Stadionkatakomben.