Schon wieder Tränen bei Mintzlaff RB-Boss spürt Druck und lässt Emotionen zu
Oliver Mintzlaff mochte Domenico Tedesco gar nicht mehr loslassen. Nach dem emotionalen Einzug ins DFB-Pokalfinale packte der Vorstandschef der Leipziger den Trainer an den Schultern und jubelte die Anspannung dieser Saison heraus. Wie bereits bei der Pressekonferenz zur Absage des Europapokal-Achtelfinales gegen Spartak Moskau ließ der sonst öffentlich meist reservierte Mintzlaff seinen Gefühlen freien Lauf. Erneut schossen ihm die Tränen in die Augen, als er Tedesco so intensiv herzte, dass selbst der Umarmte sich zu wundern schien. „Er war sehr emotional und überglücklich”, kommentierte der Coach nur.
Mintzlaff über Druck: „Da ist viel abgefallen”
Als Mintzlaff dann selbst vor den TV-Kameras stand, erklärte er seine Stimmungslage nach dem Finaleinzug. „Es ist keine einfache Saison gewesen, die wir in der Hinrunde gespielt haben. Niemand hätte es uns zugetraut, dass wir ins Pokalfinale einziehen, wenn ich an den Dezember und die Niederlage gegen Bielefeld im letzten Hinrundenspiel denke”, sagte er.
Gleich mehrfach sprach der 46-Jährige den Druck an, dem er und seine Mitarbeiter ausgesetzt gewesen seien. „Natürlich ist viel Druck in diesem Business und in meinem Job, da ist viel abgefallen.” RB habe zum ersten Mal erleben müssen, was es heißt, „durch eine Krise zu gehen, zusammenzustehen, uns nicht auseinander dividieren zu lassen, richtige Entscheidungen zu treffen und falsche zu korrigieren.“
Mintzlaff & Co. gingen Tedescos Weg konsequent mit
In der Hinrunde waren die Leipziger Verantwortlichen beispielsweise massiv für ihre Transferpolitik kritisiert worden. Nach den Abgängen von Ralf Rangnick und Markus Krösche und der Neustrukturierung in der Führungsebene gebe es zu wenig sportliche Kompetenz in der Klubführung, lautetet der Vorwurf. In dieser Saison agiert der Klub ohne Sportdirektor. Mintzlaff kündigte jüngst an, dass es künftig neben dem Sportdirektor auch einen übergeordneten Sportchef geben könne. Das zeugt davon, dass RB aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und besser aufgestellt sein will, wenn es mal wieder nicht so erfolgreich laufen sollte, wie aktuell.
So mag Mintzlaff im Moment des Triumphes gegen Union auch daran gedacht haben, wie essenziell die äußerst gelungene Entscheidung für Domenico Tedesco war, der sich damals auf dem Verschiebebahnhof für Fußballtrainer auf dem Abstellgleis befand. Die wenigsten hatten Tedesco nach dem Scheitern auf Schalke und dem Engagement in Moskau abseits der großen Fußballbühne auf dem Schirm. Doch der Technische Direktor Christopher Vivell und eben Mintzlaff ließen sich von dem gebürtigen Italiener beim ersten Treffen in einem Hotel durch eine „fantastische Präsentation” überzeugen und trugen Tedesco Weg konsequent mit. Etwa die Entscheidungen gegen die Assistenztrainer Achim Beierlorzer und Marco Kurth waren für Mintzlaff & Co. hart, aber erwiesen sich letztlich als notwendig.
Soviel Fantasie, dass das im Pokalfinale münden könnte, hatte übrigens selbst Tedesco nicht, als er die Leipziger auf Rang elf übernahm. „Die Fantasie hatte ich nicht, weil ich mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht habe. Damals standen andere Dinge im Fokus, die Mannschaft zu stabilisieren und schleunigst zu punkten”, sagte er am Abend des Triumphs. All das mag in Mintzlaff hochgekommen sein, als das Stadion nach Emil Forsbergs Siegtreffer in kompletter Ekstase Kopf stand. Es scheint ganz so, als habe Mintzlaff in der Krise erkannt, dass es im Fußball keineswegs schadet, Emotionen auch öffentlich zuzulassen.