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Triumph der Zahnlosen Elf kuriose Anekdoten und Fakten über RB-Gegner Celtic

Von Ullrich Kroemer Aktualisiert: 10.10.2022, 10:24

RB Leipzigs Europa-League-Gegner Celtic Glasgow hat in seiner über 130-jährigen Historie jede Menge kuriose, witzige, tragische Geschichten zu bieten. Wir erzählen elf davon. Eine davon spielt sogar in Leipzig. Von Ullrich Kroemer.

Ein Mönch gründet Celtic

Gründung: Die Gründung von Celtic geht kurioserweise auf die Initiative eines Konkurrenten zurück. Hibernian Edinburgh bestritt 1887 in Glasgow das Finale um den schottischen Cup und wurde dabei leidenschaftlich von der irisch-katholischen Bevölkerung Glasgows unterstützt, die wegen Armut und Hungersnot aus Irland geflohen war. Ein Funktionär der „Hibs” schlug seinen Glasgower Gastgebern bei der Siegesfeier vor, auch in Glasgow einen irischen Klub zu gründen. Das setzte der Mönch Walfried 1887 tatsächlich um, um Geld für seine seine karitative Einrichtung „The Poor Children’s Dinner Table” einzutreiben, die jede Woche 1000 Mahlzeiten für Kinder aus den Elendsvierteln bereitstellte. Ein Eigentor für die „Hibs”, denn Celtic überflügelte den älteren, irischen Klub rasend schnell.

Che Guevara: Die Celtic-Fans mögen Rebellen. So zieren manche Schals der Grün-Weißen nicht nur militante irische Aufständler, sondern auch der „Commandante” Ernesto Che Guevara. Der Argentinier hatte irische Vorfahren, hieß mit Nachnamen eigentlich Lynch. So steht auf den Celtic-Guevara-Schals ein Zitat seines irischstämmigen Vaters: „In my son’s veins flowed the blood of Irish Rebels.” Auf in den Kampf!

Die „heiligen Hoops”

Logo und Trikots: Dass Celtic ein Kleeblatt im Logo hat, geht auf die Stadion-Einweihung des Celtic-Park 1892 zurück, bei der der Sozialrevolutionär Michael Davitt am Anstoßpunkt ein ausgestochenes Stück irischen Klees pflanzte, der bereits am kommenden Tag gestohlen wurde. Seit 1970 ist das Kleeblatt im Logo vierblättrig. Und auch Trikotfarben und -design wandelte sich in den frühen Jahren. Ab 1889 spielte Celtic nur noch in Grün-Weiß, Schwarz fiel weg. Bis 1903 liefen die Glasgower in längsgestreiften Shirts auf. 1903 führte der Klub die legendären „Hoops”, wagerechten Streifen ein, die die Jerseys noch heute zieren und die zum Spitznamen für den Klub geworden sind. Dieses Design geht auf frühere Trikots der „Hibs” zurück.

Erst seit 1984/85 gibt es Trikotwerbung auf den vormals heiligen „Hoops”. Brisant: Die Fenster- und Türenfirma C.R. Smith war bei Celtic ebenso wie bei Lokalrivale Rangers Hauptsponsor, um keine Kundschaft zu verprellen. Erst seit 1994/95 läuft Celtic auch in der Liga mit Rückennummern auf. Vorher sollten die Trikots wenigstens von hinten unbefleckt sein, die Nummern waren bis dahin nur auf den Hosen.

Der Rangnick von Celtic

43 Jahre Manager: Im Alter von nur 29 Jahren wurde Willie Maley Teammanager (Trainer und Geschäftsführer) von Celtic – und blieb es 43 Jahre lang. Rekord. Maley schaute sich die Spiele immer von der Tribüne aus an, war nie in der Kabine. Wer spielt, das erfuhren seine Spieler aus der Zeitung. Interessant: Maley war eine Art früher Rangnick. Als junger Mann veränderte Maley die Strategie des Klubs, der bis dahin auf erfahrene Spieler gesetzt hatte. Stattdessen baute er auf den eigenen Nachwuchs und wurde so 16 mal Meister und elfmal Pokalsieger.

Rivalität zwischen Celtic und Rangers fordert Todesopfer

„Old Firm”: Das legendäre Derby zwischen den beiden Glasgower Klubs wird seit 1904 so genannt, als eine Zeitung den Begriff prägte. Hintergrund des Spitznamens ist, dass beide Klubs aus der Rivalität früh ein einträgliches Geschäft machten. Als die Rangers wegen der Insolvenz 2012 in die vierte Liga absteigen mussten und erst 2016/17 wieder aufstiegen, traf das auch Celtic hart, weil der schottischen Liga so Millionen Ticket- und TV-Einnahmen durch die Vermarktung auf der ganzen Welt fehlten.

Bei den Derbys ging es auf dem Platz oft hoch her. Als etwa 1909 das Pokalfinale zwischen beiden Klubs zweimal in Folge unentschieden endete und ein drittes Endspiel her sollte, gab es eine Massenschlägerei. Polizei und Feuerwehr wurden angegriffen, 100 über Personen verletzt. Eine Glasgower Zeitung schrieb, man solle keine Polizisten für das Old Firm einsetzen, sondern eine Armee. Das Ende vom Lied: 1909 gab es keinen schottischen Pokalsieger.

Stadion-Katastrophe und Mord: Die Rivalität zwischen beiden auch religiös verfeindeten Klubs forderte sogar Todesopfer. Beim Derby am 2. Januar 1971 verließen Tausende Rangers-Fans im heimischen Ibrox-Park das Stadion, weil Celtic durch ein Tor in der 89. Minute mit 1:0 führte. Als doch noch der Ausgleich fiel, drängten viele wieder zurück. Durch eine Massenpanik brachen Zäune und Geländer. 66 Menschen starben.

Stadion-Katastrophe im Brox-Park: 66 Menschen starben nach einer Massenpanik
Stadion-Katastrophe im Brox-Park: 66 Menschen starben nach einer Massenpanik
imago/ZUMA Press/Keystone

Und auch ein Torhüter und ein Fan verloren beim Derby beziehungsweise durch die Rivalität ihr Leben. 1931 war Rangers-Stürmer Sam English so heftig mit Celtics Torhüter John Thomson zusammengestoßen, dass der nach einem Schädelbasisbruch mit nur 22 Jahren starb. Bei den Fans lebt Thomson noch heute weiter, wenn sie den „John Thomson Song” anstimmen.

1995 starb der erst 16 Jahre alte Celtic-Fan Mark Scott, weil ihm von einem Rangers-Anhänger die Kehle durchgeschnitten wurde. Scott trug einen Celtic-Schal, als er an einem Pub vorbeiging und ermordet wurde. Eine politische Tat eines loyalistischen Fanatikers.

VfB Leipzig triumphierte gegen Glasgow

Niederlage in Leipzig: Celtic bestritt in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts diverse Europa-Tourneen und auch zwei Spiele gegen den damaligen deutschen Topklub VfB Leipzig. 1906 unterliegen die Leipziger noch mit 1:9 gegen den englischen Profikklub, werden aber drei Tage später Deutscher Meister gegen Pforzheim. 1914 gewinnt der VfB sensationell mit 1:0 und fügt Celtic eine von nur zwei Niederlagen auf dem Festland bis zum ersten Weltkrieg zu.

Safe Standing im „Paradise”: Eigentlich gibt es im britischen Fußball nach Krawallen und Katastrophen keine Stehplätze mehr. Seit 2016 bildet Celtic wieder eine Ausnahme. In Liga und Pokal gibt es 2900 Stehplätze im Celtic-Park, dem sogenannten „Paradise” – einzigartig im britischen Fußball. Der Spitzname rührt daher, dass gleich neben dem ab 1892 erbauten Stadion ein Friedhof liegt.

„Lisbon Lions”: Die legendärste der vielen legendären Celtic-Teams ist wohl die Elf von 1967, als der Underdog in Lissabon gegen Inter Mailand im Europapokal der Landesmeister triumphierte. Die elf Spieler, die den Coup landen, kennen sich teilweise schon aus der Kindheit. Bis auf einen Spieler liegen die Geburtsorte aller Helden von Lissabon höchstens zehn Meilen vom Celtic Park entfernt. Das Magazin 11Freunde zitiert den damaligen Celtic-Kapitän Bill McNeill so: „Die Italiener sahen aus wie Filmstars – und wir sparten für die dritten Zähne.” In der Tat hatten McNeill, Bobby Lennox und Ronnie Simpson kaum noch Zähne im Mund (siehe Foto ganz oben). Celtic überraschte den Favoriten mit einem furiosen Sturmlauf, gewann mit 2:1 (0:1) und holte als erstes britisches und nicht-südeuropäisches Team diesen Titel. 12.000 Celtic-Fans feierten in Portugal mit dem Überraschungssieger.

Gehören beide zum Vereinsinventar: Rod Stewart und Kapitän Scott Brown
Gehören beide zum Vereinsinventar: Rod Stewart und Kapitän Scott Brown
imago/Action Plus

Rod Stewart und Oasis: Die Musik im Celtic-Park unterscheidet sich wohltuend von dem Chart-Gedudel in anderen Stadien. Bei den „Bhoys” laufen unter anderem Oasis, The Pogues und The Dubliners und die Ultras Green Brigade singen IRA-Lieder. Der irischstämmige Ex-Oasis-Star Noel Gallagher ist bekennender Fan von Celtic. Ebenso wie Rod Stewart, dessen Anwesen in Los Angeles Celtic House heißt. „Mein ganzes Haus ist ein einziger Celtic-Schrein”, sagte Stewart Spiegel online.

„Ich fische!”: James „Jimmy” Conolly Johnstone wurde 2002 von den Celtic-Fans zum besten Spieler der Vereinsgeschichte gewählt. Das lag an den Leistungen des trickreichen, nur 1,57 Meter großen Spielers. Nach einem Saufgelage 1974 unternahmen Johnstone und andere Spieler des schottischen Nationalteams in den frühen Morgenstunden noch einen Abstecher zum Meer. Johnstone setzte sich singend in ein Boot und schipperte langsam aufs offene Meer hinaus. Die Küstenwache musste den volltrunkenen Star retten. Auf die Frage, was er in dem Boot mache, antwortete Johnstone: „Ich fische!” Drei Tage später führte Johnstone Schottland zu einem 2:0-Sieg gegen England.

Die Geschichten und Fakten stammen aus dem Buch „Celtic – Ein ,irischer’ Klub in Glasgow” von Dietrich Schulze-Marmeling (2018, Werkstatt-Verlag).

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