RB Leipzig„Unglaubliche Schusstechnik” von Zauberfuß Dominik Szoboszlai: Tore für RB Leipzig wie mit dem Peilsender
Fans und Beobachter, die am Freitagabend beim 4:0 von RB Leipzig gegen den VfB Stuttgart im Stadion waren, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Energie, Geschwindigkeit und Kombinationsspiel der ganzen Mannschaft waren außergewöhnlich. Doch einer stach aus dem brillanten Ensemble noch heraus. Die Flattertore aus der Distanz, wie sie Dominik Szoboszlai gleich im Doppelpack erzielte, waren außergewöhnlich.
In Echtzeit sah es so aus, als habe die Schüsse noch jemand abgefälscht – so krumm geriet die Flugkurve jeweils beim 1:0 (38.) vom rechten Strafraumeck und beim 3:0 per Freistoß mit dem Spann fast von der Seitenauslinie (52.). Doch in beiden Fällen war kein anderer Spieler am Ball. Szoboszlai beherrscht es wie kaum ein zweiter Spieler weltweit, die Bälle zu beschleunigen und ihnen einen solchen Drall mitzugeben, dass sie in der Luft zu flattern beginnen, ihre natürliche Flugbahn ändern und im Tor einschlagen, als seien sie mit einem Peilsender ausgestattet.
Szoboszlai: „Wenn ihn keiner berührt, dann geht er eben rein”
Gleich in seinem ersten Heimspiel für RBL explodierte der 20-Jährige und verzauberte das Publikum mit seiner begnadeten Schusskunst. Als Marcel Sabitzer sein Tor des Monats gegen St. Petersburg schoss, war das eine absolute Ausnahmeaktion. Bei Szoboszlai hat man nun das Gefühl, dass er die Bälle standardmäßig so trifft. Eine Waffe, die Rasenballsport bislang fehlte, denn Schüsse mit solch unberechenbarer und unorthodoxer Flugkurve bereiten jedem Keeper der Welt Kopfschmerzen. Der eigentlich gute VfB-Torhüter Florian Müller verstand jedenfalls nicht, wie diese Bälle ins Tor flogen. Einen solchen Schützen hat RBL gebraucht.
Szoboszlai selbst kommentierte das erste Tor gelassen: „Ich habe überlegt zu flanken, aber keiner stand drin. Wenn er noch ein bisschen höher gekommen wäre, wäre es noch besser gewesen, aber so passt es auch.” Und vor dem Freistoß hatte er mit Willi Orban abgesprochen, dass er den ball englisch – also mit Vollspann – aufs lange Eck zieht. „Und wenn keiner berührt, dann geht er eben so rein”, sagte „Szobo” lächelnd.
Jesse Marsch über Dominik Szoboszlai: „Noch ist er nicht bei 100 Prozent”
Sein Gala-Auftritt kam unerwartet, da er nach sechsmonatiger Verletzungspause wegen chronischer Schambeinbeschwerden eigentlich noch Zeit zu brauchen schien, um topfit zu werden. „Das war mental nicht einfach für ihn”, sagte Trainer Jesse Marsch über die lange Leidenszeit. „Noch ist er nicht bei 100 Prozent. Wir haben noch viel Luft nach oben.”
Doch in dieser Trainingswoche spürte der Coach, dass Szoboszlai „ganz bereit” ist. „Er hat in den vergangenen Wochen viel gearbeitet und versucht, stärker und stärker zu werden”, lobte Marsch. So schenkte er ihm zum ersten Mal das Vertrauen von Beginn an. „Ein besseres Debüt zu Hause kann man nicht haben. Ich habe in den vergangenen Monaten viel erlebt, das war der Tiefpunkt meiner Karriere bisher”, blickte Szoboszlai zurück. Sein Doppelpack gegen Stuttgart nun war sein erster Höhepunkt im RBL-Trikot.
Und seine Schusstechnik? Was die so besonders macht, konnte oder mochte Marsch selbst nicht sagen. Nur so viel: „Seit er drei Jahre alt ist, hat er jeden Abend mit seinem Vater im Garten gespielt und gelernt, wie man den Ball schlägt. Er hat eine unglaubliche Schusstechnik, besonders bei Standards”, sagte der US-Amerikaner.
Forsberg: „Er macht alles richtig”
Marsch weiß genau, was dem Genius Szoboszlai am meisten hilft: Die Arbeit mit der Mannschaft. „Ich kenne ihn sehr gut: Sein Selbstvertrauen und seine Qualität sind außergewöhnlich. Aber es ist wichtig für ihn zu verstehen, dass er für die Mannschaft kämpfen, arbeiten und alles geben muss, dann wird er viel zurückbekommen.”
Das war am Freitagabend der Fall. „Er hat einen fantastischen Fuß, macht alles richtig, er wird noch besser, hat viel Potenzial”, schwärmte Kapitän Emil Forsberg vom neuen Kollegen. „Wir können zusammen eine super Saison spielen.” (RBlive/ukr)