Tedesco Forscht nach Ursachen für die Flaute „Ein paar Geschenke zu viel!”
Die Enttäuschung über das 1:3 von RB Leipzig bei Borussia Mönchengladbach war Domenico Tedesco anzusehen und anzuhören. Der Coach ging so deutlich mit seiner Mannschaft ins Gericht, wie noch nie bislang in seiner Amtszeit bei RB Leipzig. Nach der Pleite gegen Union hatte er der Mannschaft noch ein schwaches Spiel zugestanden. Nun schlug er im Borussia-Park neue Töne an. Schließlich droht dem Team nun zwei Spieltage vor Schluss, die so wichtige Qualifikation für die Champions League trotz furioser Rückrunde zu entgleiten.
„Wir waren im ersten Durchgang nicht auf dem Platz, haben alles, was man für ein Auswärtsspiel braucht, vermissen lassen: Intensität, Körperlichkeit, haben zu schnell und zu viel die Bälle verloren und es nicht geschafft, Bälle festzumachen”, ärgerte sich Tedesco. „Gladbach hat uns den Schneid abgekauft.” Der 36-Jährige schien eine gewisse Machtlosigkeit zu spüren, als er sagte: „Da kannst du die Taktiktafel nehmen und in den Mülleimer schmeißen, weil körperliche Arbeit nun mal die Basis ist.”
Als Gladbach dann fast eine halbe Stunde lang nur zu zehnt auskommen musste, hatte nur André Silva per Kopf eine Topchance. Sonst war RB erst nach dem 1:3 richtig dominant, doch die Offensive kam zu spät und war zu unkoordiniert. „Wir haben den Ball viel zu hektisch in die Box gebracht, obwohl wir diesen Moment vorbereiten müssen. Da sind wir zu jugendlich im Kopf unterwegs gewesen”, urteilte Abwehrchef Willi Orban.
Tedesco: „Das ist einfach zu billig”
Auch das Umschaltverhalten nach Ballverlust bemängelte der Fußballlehrer. „Dem ersten Gegentor gehen drei, vier Passstafetten durchs Zentrum voraus, um uns auszuhebeln, das ist einfach zu billig.” Tedesco mahnte, auch das in den letzten fünf Minuten verlorene Spiel gegen Union im Blick: „Das sind in dieser Phase ein paar Geschenke zu viel!”
Auf die Dreifach-Belastung mochte es Tedesco nicht schieben, um den Spielern keine Ausreden zu geben. Doch zumindest die mentale Müdigkeit, die RB gerade lähmt, ist nicht mehr wegzudiskutieren. „Wir haben heute müde und träge gewirkt, waren schläfrig bei den Gegentoren. Vielleicht war es eine Einstellungsfrage”, bekannte Marcel Halstenberg, der noch zu den Besten gehörte.
Fünf deutsche Mannschaften in der Champions League möglich
Nun hat RB die Qualifikation für die „Königsklasse” nicht mehr in den eigenen Händen, sondern ist von Pokal-Finalgegner SC Freiburg abhängig, der mit Siegen gegen Union und in Leverkusen die erste Qualifikation für die Champions League perfekt machen kann. RB muss gegen Augsburg, das noch einen Punkt für den Klassenverbleib braucht, und Bielefeld, das noch um Relegationsrang 16 kämpft, antreten. „Wir müssen die letzten zwei Spiele gewinnen, das wird nicht einfach, weil es für beide Mannschaften noch um was geht”, sagte Tedesco und warnte: „Das sind unangenehme Gegner.”
Ein bisschen Mut verbreitete Orban: „Die Basis ist die Qualifikation für die Champions League. Wir können noch zweimal gewinnen und dann sind wir auch dabei, denke ich.”
Und: Mit einem Sieg in der Europa League wäre RB ebenfalls für die Königsklasse qualifiziert. Dann würden fünf deutsche Mannschaften in der Champions League antreten, wenn es RB in der Liga nicht unter die ersten Vier schaffen sollte.