Wie RB die Partie gegen Freiburg drehte „Wir spielen nicht gegen Meuselwitz”
Mentalität und taktische Anpassungen: RB Leipzig spielte in der zweiten Hälfte Powerfußball, wie ihn sich Marco Rose idealtypisch vorstellt.
Leipzig – Als RB Leipzigs Spieler zur zweiten Halbzeit des Bundesliga-Topspiels gegen den SC Freiburg aus der Kabine kamen, schworen sie sich auf dem Rasen noch einmal neu ein. Arm in Arm im Teamkreis, dem Huddle, wie das im US-Sport heißt. Normalerweise machen das die Leipziger nur vor Spielbeginn, doch die zweite Hälfte war für RB wie ein Neustart in diese Partie.
Nach einer trägen Leipziger Leistung in der ersten Hälfte, in der die Gäste das bessere Team waren und die RB-Abwehr immer mal wieder auseinanderspielte, hatte es sogar deutlich vernehmbare Pfiffe im Stadion gegeben. Doch nach der Verwandlung in der Pause und dem Re-Start spielten die Hausherren in der zweiten Halbzeit wuchtigen Powerfußball und gewannen verdient mit 3:1 (0:1).
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„In der Pause zusammengerauft”
„Wir haben uns in der Pause zusammengerauft, brauchten eine bessere Zweikampfquote”, sagte Trainer Marco Rose. Anders als üblich ließ Rose in der Pause gar nicht so viele Spielszenen zeigen, sondern konzentrierte sich vor allem auf die Einstellung seiner Mannschaft. „Wir haben uns gesagt: Wir spielen hier nicht gegen Meuselwitz, sondern gegen eine Topmannschaft der Bundesliga”, berichtete Kapitän Willi Orban. „Wir mussten ein paar Widerstände durchbrechen, haben gebraucht, bis der Motor richtig warm war. Doch wir wissen, welche Wucht wir entfalten können, wenn wir auf unsere Kurve spielen.”
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RB presste höher und aggressiver, bekam Zugriff, jagte den Freiburgern immer wieder den Ball ab und kam bei weniger Ballbesitz zu Kontern.
Zudem stellten die Leipziger auch taktisch um. Sechser Kevin Kampl rückte in den Dreieraufbau und somit konnte Außenverteidiger Lutsharel Geertruida sich mit in die Offensive einschalten, was das Tor zur Folge hatte. Zudem tauschten die Zehner Antonio Nusa und Christoph Baumgartner phasenweise die Seiten. In der ersten Hälfte hatte Nusa noch rechts gespielt, in der zweiten dann Baumgartner und Nusa rückte auf die linke Seite, später dann nach der Umstellung auf Dreierkette auf der linken Schiene.
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„Brutales Stück Arbeit”
Rose betonte, es sei „außergewöhnlich, wie wir aus der Pause gekommen sind. Ich bin heute aufgrund der Intensität und Mentalität sehr stolz auf meine Spieler”, lobte der Coach. „Ein brutales Stück Arbeit”, bekannte Orban.
Der Trainer bescheinigte insbesondere Baumgartner unter dem Eindruck der zweiten Hälfte eine „hervorragende Leistung, er war gut in den Zwischenlinienräumen, hat angeschoben und Chancen eingeleitet”. Und auch der zweite Zehner Antonio Nusa behauptete sich im Spielverlauf körperlich besser und schulterte die gestiegene Verantwortung. „Am Ende wussten wir, dass wir Emotionalität brauchen”, sagte Orban, „du kannst noch so viele Dinge taktisch verändern, solche Spiele geht man über Intensität und Zweikämpfe an. Du brauchst die Basics.”
Die beiden unterschiedlichen Halbzeiten sind letztlich auch ein Spiegelbild der Saison von RB Leipzig. Das Team wandelt derzeit stets auf einem schmalen Grat zwischen Unzulänglichkeiten in Aufbau, Struktur, Präzision und Chancenverwertung auf der einen Seite und Roses brachialen Energiefußball, mit dem Leipzig Gegner niederrennen kann, auf der anderen Seite. Das ist zwar nicht immer schön und souverän, aber in der Bundesliga erfolgreich.