Real kontert im eigenen stadion "Du bekommst, was du dir verdienst": Wohin entwickelt sich RB unter Rose?
Gut gespielt, beinahe einen Punkt mitgenommen - und am Ende doch klar verloren gegen Real Madrid. RB Leipzig sieht sich unter Trainer Marco Rose dennoch auf einem guten Weg. Samstag geht es zum Ex-Klub des Coaches, die Nagelprobe.
Real Madrid an der Kante zu einem Punktverlust im eigenen Stadion gehabt zu haben, reichte nicht aus für Entspannung in den Gesichtern der Gäste aus Alemania. Trainer Marco Rose, Keeper Peter Gulacsi oder Alpen-Kicker Xaver Schlager stellten sich mit teils verdüsterten Mienen den Fragen der Medien Mittwochabend nach dem Spiel gegen den Champions-League-Sieger, das die Reisegruppe aus Leipzig durch zwei späte Tore am Ende 0:2 verloren.
Gut gespielt, okay, aber es war mehr drin gewesen für RB Leipzig an diesem lauen Abend im „Estadio Santiago Bernabeu“: Ein Punkt mindestens, drei auch. Egal, sagte Rose, „dafür können wir uns nichts kaufen. Am Ende bekommst du, was du verdienst.“
RB in Madrid: Respekt von Ancelotti
Es nicht verdient zu haben, klang hart aus dem Mund des neuen Trainers an der Spitze des Pokalsieger-Kaders, doch der 46-Jährige ist ambitioniert, Spiele gegen Real Madrid sind Einladungen, um aller Welt zu zeigen, zu was man in der Lage ist. Gilt für den Coach, wie für sein Kollektiv.
Bis zum 0:1 durch Valverde (80.) hatte RB einen mutigen, strategisch versierten und technisch weitgehend sauberen Auftritt bei den Königlichen hingelegt, den Real-Coach Carlo Ancelotti nach dem Spiel mit Respekt bedachte. „Beim Kontern ist RB exzellent und gefährlich, unsere Verteidigung hat deshalb heute eine wichtige Rolle gespielt.“
Dass es am Ende dennoch standesgemäß, wie Rose sich ausdrückte, 0:2 stand, lag daran, dass RB seine paar Chancen nicht mit der letzten Überzeugung, in Madrid was mitnehmen zu können, zu Ende gespielt hatte.
Und dass sie in eine fein ausgestellt Falle gegangen waren, ob von Ancelotti mit Absicht ausgelegt, blieb das Geheimnis des Italieners. Knapp eine halbe Stunde vor dem Ende hatte er seinen Sechser Camavinga gegen Stürmer Asensio getauscht. Das defensive Zentrum war damit weitgehend unbewacht, dafür ein weiterer Angreifer auf dem Platz. RB fiel auf den Trick rein, begann auf das 1:0 zu spielen, und lief in einen lupenreinen Konter der Königlichen.
RB in Gladbach: der nächste Dreier soll her
Xaver Schlager meinte später, darauf könne man trotzdem aufbauen, denn Real im eigenen Stadion zum Kontern zu bringen, sei Ausweis für die eigene Klasse, die sich vor allem in der ersten Hälfte zeigte, als RB diszipliniert stand, „gute Ballgewinne“ hatte, wie Rose sagte, gute Konter und wichtige Ballbesitzphasen. „Insgesamt ist das Ergebnis enttäuschend, die Leistung war sehr ansprechend.“
In nur zwei Spielen hat es der Coach geschafft, sein Personal aus der Depression zu holen. Die Rasenballsportler laufen wieder wie in der DNA angelegt, sind aggressiv und clever beim Stricken von Pressingnetzen und beim Kontern.
Nur die Abschlüsse sind noch ausbaufähig, und eben die Cleverness, lieber einen Punkt aus Madrid mitzunehmen, als drei zu wollen, und keinen zu bekommen. Wie Gulacsi meinte. „Das müssen wir noch lernen.“
Doch es sei der nächste Schritt in die richtige Richtung gewesen, ergänzte der Kapitän. Der Kader wirkt bereit, sich von Rose aus der Krise führen zu lassen, mit einem Fußball, mit dem Jesse Marsch vor einem Jahr noch an dem Widerwillen der Stammspieler gescheitert war, die mehr Ballbesitz haben wollten, als dauernd rennen und kontern zu müssen. Geht nämlich an die Substanz.
„Es macht Spaß mit der Mannschaft zu arbeiten“, sagte der Übungsleiter zum Abschluss, „weil die Spieler ein Team und füreinander da sind. Sie hören zu, versuchen alles umzusetzen, und haben heute auf gewisse Dinge reagiert.“
Welche das waren, behielt er für sich, auch um es mit dem Schwärmen für den Auftritt bei Real nicht zu übertreiben. Samstag geht es zum Ex-Klub nach Mönchengladbach. Dort soll der nächste Dreier her nach dem 3:0 gegen Dortmund vergangenes Wochenende. „Am Ende geht es aber um Ergebnisse“, sagte Rose. „Und unser Anspruch ist hoch.“