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Xavi als Kapitän überfordert Eine Binde macht noch keinen Anführer

Bei seiner Premiere als Spielführer von RB Leipzig absolvierte Xavi Simons wohl seine schwächste Saisonpartie. Als Leader ist der Niederländer aktuell überfordert, stattdessen bräuchte er selbst Anleitung.

Von Ullrich Kroemer 29.04.2025, 08:30
Premiere mit der Binde: Xavi Simons.
Premiere mit der Binde: Xavi Simons. (Foto: imago/Ulrich Hufnagel)

LeipzigXavi Simons stand ratlos, mit leerem Blick und leeren Händen vor dem gut 1200 Fans zählenden Leipziger Reisegrüppchen im Frankfurter Hexenkessel, die die 0:4 (0:1)-Pleite mit Pfiffen quittierten. Es war in Abwesenheit der angeschlagenen Leitwölfe Willi Orban, Peter Gulacsi und David Raum das erste Spiel des Jungstars als Kapitän gewesen. Nicht etwa Lukas Klostermann, der seit elf Jahren im Klub ist, sondern Xavi bekam symbolträchtig die Binde verliehen.

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Doch der gerade 22 Jahre alt gewordene Niederländer agierte durch das Vertrauen von Interimstrainer Zsolt Löw nicht etwa beflügelt, sondern wie gelähmt und lieferte seine wohl schwächste Saisonpartie ab. In 75 Spielminuten brachte er keine einzige Torschussvorlage zustande, geschweige denn einen eigenen Torabschluss.

Löw: „Klasse und Charakter, selbst ein Führungsspieler zu sein”

Zu Beginn seiner Interimstrainerzeit hatte Interimstrainer Zsolt Löw den Spielmacher recht deutlich kritisiert, was im Xavi-Lager nicht gut angekommen sein dürfte. „Xavi ist ein Ausnahmetalent, aber er muss so weit kommen, dass er sehr viel mannschaftsdienlicher denkt. Seine Einzelleistung ist sehr wichtig, aber er muss an die Mannschaft denken”, hatte Löw appelliert. Zudem forderte er besseres Freilaufverhalten und mehr defensives Engagement des Künstlers.

Nun änderte Löw den Kurs und rollte Xavi verbal den Roten Teppich aus. „Er hat schon mit vielen Stars trainiert und viele Führungsfiguren gesehen. Er hat das Wissen dafür, selbst ein Führungsspieler zu werden”, sagte Löw vor dem Debakel in Frankfurt. „Das passiert nicht von heute auf morgen. Aber er hat die Klasse und den Charakter, um Führungsspieler zu sein.”

Xavi fehlt ein reiferer Partner

Doch aktuell hat der Spielmacher so viel mit mich selbst zu tun, dass er heillos überfordert damit ist, auch noch das Team anzuführen. Als er in einer Szene auf Teufel komm raus Verantwortung übernehmen wollte, klaute er Mitspieler Nicolas Seiwald übermotiviert den Ball vom Fuß und verlor ihn um ein Haar. Phasenweise irrlichterte er ohne Orientierung auf dem Platz umher.

Xavi braucht in dieser Phase seiner Entwicklung selbst Anleitung und einen reiferen Partner auf der Zehn oder eine stabile Absicherung dahinter, der ihn an die Hand nimmt, so wie es Dani Olmo und Xaver Schlager in der Vorsaison waren. Alleingelassen mit Nebenleuten wie Ridle Baku und Christoph Baumgartner ist der spielerisch hoch veranlagte, aber charakterlich noch unreife Social-Media-Star überfordert.

Kein Go-to-Guy bei RB

Es ist auch eines der Grundprobleme von RB in dieser Saison, dass es gerade keinen Go-to-Guy gibt, einen Mann für schwierige Fälle. Einen Spieler, der in brenzligen Situationen den Ball bekommt und ganz sicher etwas Vernünftiges damit anstellt. In den vergangenen Spielzeiten war es den Leipzigern immer gelungen, einen solchen Spieler trotz aller Transfers aus dem eigenen Kader heraus zu entwickeln. Als Nkunku ging, trat Dani Olmo in seine Fußstapfen; auf Marcel Sabitzer folgte Dominik Szoboszlai und so weiter. Doch Xavi hat es in dieser Saison nicht vermocht, dieser Spieler für das Team zu werden.

Die zuvor Genannten waren allesamt Typen, die trotz ihrer Extraklasse komplett bei sich waren und sich als gleichwertigen Teil des Teams sahen. Bei Xavi hat man diesbezüglich Zweifel. Nicht nur auf dem Rasen, sondern auch im Team und privat ist das einstige Wunderkind mit der Gabe für geniale Pässe und Dribblings auf der Suche nach sich selbst.

Beraterwechsel gilt als Transfer-Signal

Löw mochte sich speziell zu Xavis Leistung nicht äußern, hielt seine Forderung allgemeiner: „Alle müssen ihr eigenes Interesse, ihr eigenes Ego hintenan stellen und einfach in eine Richtung rudern.” Wie lange Xavi noch mitrudert, ist allerdings völlig offen. Er trennte sich in der vergangenen Woche von seinem Berater, dem Briten Darren Dein. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. In der Szene gilt ein solcher Wechsel als Indiz für einen bevorstehenden Transfer. Für 80 Millionen Euro dürfte Xavi den Verein wohl verlassen.