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„Im Kollektiv versagt” Die Gründe für den Albtraum-Abend

RB Leipzig taumelt nach dem 0:4 bei Eintracht Frankfurt dem Saisonende entgegen. Die Qualifikation für den Europapokal ist in Gefahr. Trainer Zsolt Löw findet klare Worte und äußert Kritik und Selbstkritik.

27.04.2025, 09:07
Derzeit kein Kollektiv: RB Leipzig nach dem 0:4 in Frankfurt.
Derzeit kein Kollektiv: RB Leipzig nach dem 0:4 in Frankfurt. (Foto: imago/Picture Point LE)

Frankfurt/Main/Leipzig/dpa/ukr – Trainer Zsolt Löw von RB Leipzig ist nach dem desolaten 0:4 bei Eintracht Frankfurt mit seiner Mannschaft hart ins Gericht gegangen. „Wir haben heute im Kollektiv versagt”, sagte Löw nach der Pleite im Topduell des 31. Spieltags in der Fußball-Bundesliga.

In einer ersten, emotionalen Reaktion direkt nach dem Spiel zählte Löw seine Spieler erstmals seit seiner Amtsübernahme auch öffentlich an. „Ich kann ehrlich sein: Meine ersten Worte an die Mannschaft waren, wenn sie glaubt, dass allein der Trainerwechsel etwas bewirkt, ohne dass sich die einzelnen Spieler ändern, dann täuscht sie sich”, ärgerte sich Löw über den schweren Rückfall. Natürlich könne ein Trainerwechsel etwas bewirken, „aber dazu gehört auch, dass sich die Mannschaft hinterfragt, warum das so passiert ist.”

Lesen Sie hier: Schwerer Rückfall – Einzelkritik und Noten nach dem Debakel-Abend in Frankfurt

Zahnlos wie ein alter Zirkustiger

Doch der 45-Jährige sparte nach dem Rückschlag im Rennen um die Champions-League-Qualifikation auch nicht mit Selbstkritik. „Wenn was nicht funktioniert – taktisch oder wenn die Mannschaft mental nicht gut vorbereitet ist –, dann bin natürlich in erster Linie ich dafür verantwortlich.”

Löw hatte das Team erstmals in seiner Amtszeit im alten 3-4-2-1-System mit nur einem echten Mittelstürmer formiert, um weniger anfällig gegen Frankfurts schnelle Flügelstürmer zu sein. Doch genau das Gegenteil war der Fall. RB war auch in der Dreier- beziehungsweise Fünferkettenformation löchrig und zahnlos wie ein alter Zirkustiger. Die Pressingabläufe stimmten nicht beziehungsweise fanden die Leipziger kein Mittel gegen Frankfurts perfekt getimte lange Bälle und Konter sowie das fluide Flügelspiel über Hugo Ekitiké, der immer wieder auf den linken Flügel auswich und für Ansgar Knauff vorbereitete, der in die Mitte rückte.

Die Gäste versuchten zwar, hoch zu pressen, doch ohne Druck auf den Ball und mit zu vielen kopflosen Ballverlusten „ohne Druck”, wie Löw verwundert feststellen musste, ging das nach hinten los, weil die Restverteidigung somit viel zu viel Raum zu beackern hatte und zudem noch orientierungslos herumirrte wie vor dem 1:0. Im eigenen Ballbesitz hatte Rasenballsport zwar phasenweise Dominanz, „aber diese Kontrolle ist verpufft, wir konnten daraus kein Kapital schlagen”, bekannte Löw. Es fehlten tiefe Laufwege sowie Präzision. Die Idee, im eigenen Ballbesitz mit drei Zehner zu agieren und in einem 3-3-3-1-System zu spielen, ging nicht auf.

Drei Gegentore nach Standards

„Wir wollten aktiv und mutig sein, davon haben wir leider wenig gesehen, haben das Spiel sehr passiv begonnen. Aber ich habe nach zehn oder 15 Minuten gehofft, dass wir die Kontrolle übernehmen und daraus gefährlicher werden”, berichtete Löw. „Das haben wir nicht geschafft und in der Halbzeit angesprochen. Wir wollten dann eine deutlich bessere zweite Hälfte spielen, aber nach fünf Minuten mit der Roten Karte war es schwierig.”

Doch der Platzverweis gegen El Chadaille Bitshiabu, der aus einem solchen Ball hinter die letzte Kette auf Knauff resultierte, ist keine Erklärung dafür, dass RB am Ende derart desolat unterging. Alle drei weiteren Frankfurter Tore fielen nach Standardsituationen. Immer ein Hinweis darauf, dass es der verteidigenden Mannschaft an Konzentration, Wachheit, Körperlichkeit, dem unbedingten Willen zur Verteidigung und Unterstützung der Teamkollegen mangelt.

„Wir können die Jungs bestmöglich taktisch und mental vorbereiten, aber am Ende müssen sie es auf dem Platz umsetzen. Und diese Umsetzung, der Mut und die Galligkeit haben heute gefehlt. Darüber müssen wir reden. Es ist meine Verantwortung”, sagte Löw.

RB droht, ganz aus den Euro-Rängen zu rutschen

Weil der SC Freiburg beim VfL Wolfsburg 1:0 gewann, ist RB auf den fünften Platz abgerutscht. Die Sachsen wären aktuell somit nicht für die Königsklasse qualifiziert. Eine erneute Europapokal-Teilnahme ist sogar komplett in Gefahr. Zwar beträgt der Rückstand auf Rang vier nur zwei Punkte, der Vorsprung auf Rang sieben aber auch.

Am kommenden Spieltag ist in Leipzig zudem der FC Bayern München zu Gast, der sich bei RB die Meisterschaft sichern will. „Wir haben noch drei Spiele übrig, wo wir noch Punkte holen können. Natürlich ist es nicht die einfachste Aufgabe, gegen Bayern München zu bestehen”, sagte Löw. Man werde aber alles versuchen, um etwas Zählbares mitzunehmen.