"Bin kein so schlechter Fußballer" Gala-Auftritt gegen St. Pauli: Baumgartner tritt aus Xavis Schatten
Der Österreicher ist neben Yussuf Poulsen Mann des Spiels beim 4:2 im DFB-Pokal gegen St. Pauli gewesen. Seit er den verletzten Xavi Simons ersetzen muss, zeigt der 25-Jährige sein ganzes Potenzial.
Leipzig – Leipzig-Profi Christoph Baumgartner war der Mann des Spiels neben dem Mann des Spiels beim Pokal-Duell gegen den FC St. Pauli. Sein RB-Kollege Yussuf Poulsen traf zweimal beim Leipziger 4:2 gegen den Club aus Hamburg, Christoph Baumgartner einmal – und bereitete den zweiten Poulsen-Treffer vor.
Baumgartner: Drei Spiele von Beginn an
Für den Österreicher war es der erste Treffer in dieser Saison. Und eines seiner besten Spiele, seit er Sommer 2023 für 25 Millionen Euro von der TSG 1899 Hoffenheim an den Cottaweg wechselte. Die Spiele zuvor war der 25-Jährige entweder verletzt oder Ersatz gewesen. Spiele von Beginn an bestritt er in dieser Spielzeit erst drei – zwei davon in den vergangenen vier Tagen.
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Gründe dafür gibt es einige. Eine Verletzung samt Knie-OP bei Baumgartner im Sommer als Folge seiner Einsätze bei der Europameisterschaft, deshalb auch keine Saison-Vorbereitung, sein Profil als hängende Spitze, für das es hinter Benjamin Sesko und Lois Openda nicht so recht Platz gibt, Leistungsschwankungen. Und vielleicht ab und an auch ein wenig Schwermut, weil der talentierte 25-Jährige bei RB Leipzig nicht gut Fuß gefasst hat.
Gegen St. Pauli zeigte Baumgartner die ganze Bandbreite seines Potenzials. Vor allem sein Zug zum Tor, das "Aufdrehen" Richtung gegnerisches Tor, wenn sich durch einen schnellen Spielaufbau wie gegen St. Pauli von Kevin Kampl und Arthur Vermeeren performt, Räume ergeben. "Die Mannschaft macht es mir einfach", sagte Baumgartner. "Sie bringt mich in gute Situationen, wo ich mit dem Gesicht zum Tor auf den Gegner drauf kann. Das ist meine größte Stärke, da werde ich gefährlich. Das zeichnet mich auch in der Nationalmannschaft aus."
RB Leipzig: viel Qualität in der Kabine
Dazu gehört auch ein feingliedriger Charakter, der sich nach dem Spiel zeigte, als der 25-Jährige meinte: Noch keine Stammkraft unter Trainer Marco Rose zu sein, "liegt ja auch an mir. Ich hatte schon meine Situationen und Chancen. Da ist kein anderer Schuld, das ist eine Gesamtsituation."
Baumgartner hat bislang 52 Pflichtspiele für RB bestritten. Darunter waren nur 13 Startelfeinsätze in der Liga, einer in der Champions League, einer im DFB-Pokal. Wenig ist das für einen, der in der österreichischen Nationalmannschaft Schlüsselspieler ist und das auch in Hoffenheim war. Sechs Tore hat er für den Red-Bull-Klub geschossen, vier vorbereitet.
"Ich war mir bewusst, dass wir bei RB viel Qualität haben", sagte er nach dem Pokalduell. Aber er hat ein gesundes Gefühl dafür, wozu er imstande ist. "Ich glaube, dass ich kein so schlechter Fußballer bin. Das habe ich das eine oder andere Mal gezeigt. Wenn ich das Vertrauen des Trainers, der Mannschaft spüre, und auch, dass ich noch mehr gebraucht werde, dann hilft mir das."
Rose gibt Startelfvertrauen
Schon gegen den SC Freiburg beim 3:1 vergangenen Samstag spielte Baumgartner eine starke zweite Hälfte, dieses Mal war er über 90 Minuten einer der prägenden Spieler im Team. Auch eine Folge des verletzungsbedingten Ausfalls von RB-Spielgestalter Xavi Simons, den der Österreicher gerade vertritt.
"Glauben Sie mir: Mir wäre viel lieber, der Xavi wäre fit. Dafür bin ich schon zu lange im Fußball dabei, wir brauchen die besten Spieler und Xavi gehört zu diesen Spielern", stellte sich Baumgartner gegen den Gedanken, von der Verletzung des Niederländers zu profitieren. Gleichwohl ist der Formanstieg seit dem Startelfvertrauen seines Trainers unverkennbar.
Der hatte unmittelbar nach der Xavi-Verletzung gesagt: "Baumi ist mal dran". Er könne jetzt "Rhythmus aufnehmen. Er ist ein Top-Spieler, der sich zwischendrin sicher auch schonmal mehr verdient hätte. Baumi ist auch ein Typ für die speziellen Momente."
Beerbt Baumgartner Xavi im Sommer?
Der 48-Jährige hatte seinen Offensivspieler schon nach dem Freiburg-Spiel ausgiebig gelobt, gestern erklärte er: "Wir geben Baumi jetzt Rythmus, weil er ein Stück weit die vielen Ausfälle auffangen muss." Baumgartner fügte an: "Wenn ich eine gute Form habe und an mich glaube, dann kann ich der Mannschaft helfen."
Wie es weitergeht mit dem Österreicher, ist eine der spannendsten Kaderfragen bei RB. Xavi dürfte in diesem Jahr kein Spiel mehr bestreiten. Vor allem wird der Niederländer Leipzig mit großer Wahrscheinlichkeit im Sommer verlassen. Dann wird Baumgartner vielleicht so weit sein, um auf Jahre einer von Leipzigs Schlüsselspielern zu sein.