Trainersuche Schmidt oder Röhl: Wer passt besser zu RB?
RB Leipzig sucht nach einem neuen Trainer. Wie zu hören ist, ist der Topkandidat Roger Schmidt, der früher mal Salzburg-Trainer war. Doch auch ein eher unscheinbarer Aspirant kann eine RB-Vergangenheit vorweisen: Danny Röhl, der Ex-Co-Trainer von Hansi Flick. Welcher von beiden würde besser zur aktuellen Situation beim Red-Bull-Klub passen?

Leipzig – Drei Tage nach dem Ende der schlechtesten Saison in der Geschichte RB Leipzigs lud Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer zu einem Gespräch über die Zukunft des Red-Bull-Teams ein. In dessen knapp 45-minütigen Verlauf lugte die Botschaft hervor, dass es gar nicht stimmen würde, am Kader einen XXL-Umbruch exerzieren zu wollen. Vielmehr strebe man nach Rang sieben und dem erstmaligen Verpassen der internationalen Plätze einen "Aufbruch" an.
RB sucht, was alle suchen
Das war neben der Einstellung eines neuen Arztes die griffigste Nachricht dieses Stelldicheins, bei dem – natürlich – auch die Sprache auf einen Trainer kam; RB Leipzig hat ja keinen, nachdem Zsolt Löw seinen Interimsauftrag beendet hat. Schäfer sagte: "Wir suchen einen Trainer, der sich total mit dem Standort, dem Klub, mit der Art und Weise, wie wir arbeiten und unsere Mannschaft Fußball spielen sehen wollen, identifiziert." Mit anderen Worten: RB sucht, was alle suchen.
Wann der Neue anfangen soll? Spätestens im Juli, meinte Schäfer. "Wir sind immer noch zügig unterwegs", fügte er hinzu. Wenig später war zu hören, dass diese zügige Lösung eventuell Roger Schmidt wird. Roger Schmidt hat in der Bundesliga vor etwas über zehn Jahren mal Bayer Leverkusen trainiert, auch den RB-Bruderklub Salzburg, mit dem er eine Meisterschaft feierte. Ebenso führte er den FC Guoan zum chinesischen Pokalgewinn und den PSV zum gleichen Erfolg in den Niederlanden. Und er trainierte Portugals Schwergewicht Benfica Lissabon, mit dem er ebenfalls Meister wurde. Bis auf Bayer (zweieinhalb Jahre) waren Schmidts Jobs jeweils nach spätestens zwei Jahren – meist zwangsweise – zu Ende.
Röhl: die fantasievollere Lösung
Der Bezug nach Salzburg, heißt es, soll für den 58-Jährigen sprechen. Sprich, sein Stallgeruch, seine angebliche "RB-DNA", wobei halb Europa mittlerweile RB-ähnlichen Fußball spielt, während die Red-Bull-Klubs die Weiterentwicklung von Pressing, Gegenpressing, vertikalem Spiel und Highspeed-Umschalten verpennt haben.
Ach ja, und Schmidt ist gerade zu haben, weil: ja ohne Arbeit. Alle anderen Kandidaten, Oliver Glasner bei Chrystal Palace, Matthias Jaissle bei Al-Ahli oder der unscheinbarste Aspirant, Danny Röhl bei Sheffield Wednesday, haben Verträge.
Röhl freilich, ausgestattet mit einer Ausstiegsklausel aus seinem bis 2027 laufenden Vertrag, wäre die viel fantasievollere Lösung als Schmidt. Sie hätte etwas von Xabi Alonso (ehemals Bayer Leverkusen) und Vincent Kompany (FC Bayern). Alonso war U-14-Trainer bei Real Madrid und B-Team-Übungsleiter beim baskischen Klub Real Sociedad, bevor er Leverkusen zum nationalen Double führte. Kompany wiederum stieg mit dem englischen Erstligisten FC Burnly ab, bevor er zum deutschen Rekordmeister wechselte.
Mit Hasenhüttl nach England
Im Interview mit RBlive sagte Röhl unlängst, die Bundesliga sei eine „Top-Adresse“, RB allemal, wo der gebürtige Zwickauer als Videoanalyst, Jugend- und Assistenztrainer gearbeitet hat, bevor er Ex-RB-Coach Ralph Hasenhüttl, dem er in Leipzig geholfen hatte, nach Southampton folgte.
Stallgeruch bringt er also mit. Zudem hätte Röhl ohne Europapokal eine Saison lang Zeit, den Kader in Ruhe zu entwickeln. Am meisten aber spricht für den 36-Jährigen Hansi Flick. Europas gerade gefeierten Trainer, der mit dem FC Barcelona in dieser Saison den spanischen Pokal und Supercup und die Meisterschaft gewann und erst im Halbfinale der Champions-League knapp und bitter an Inter Mailand scheiterte.
Flick und Röhl kennen sich aus dem Effeff. Sie haben zusammen beim FC Bayern gearbeitet, erst als Assistenten unter Niko Kovač, später Röhl unter dem Cheftrainer Flick, zusammen gewannen sie im Corona-Sommer 2020 das Sextuple. Anschließend gingen sie gemeinsam zum DFB, um die Nationalmannschaft zu trainieren. Danach verzweigten sich beide Wege.
Flick-Fußball: das Maß aller Dinge
Flick heuerte diesen Sommer in Barcelona an. Sein Auftrag war dem ähnlich, den RB an seinen neuen Trainer stellt: Auch ein Aufbruch, der sich als Umbruch entpuppte. Der Fußball, den Flick gerade in Barcelona spielen lässt, gilt als kommendes Maß der Dinge. Eine Verfeinerung des RB-ähnlichen Umschaltfußball mit ultrariskantem Pressing in Kombination mit steilvertikalem Pass- und Konterspiel und magischer Individualiät.
Dieser Fußball ist ein Gemeinschaftswerk mit seinem Ziehsohn und Fachkollegen Röhl. "Danny ist für mich ein sehr wichtiger Mann an meiner Seite", hat Flick zu seiner Zeit als Bundestrainer mal über den jungen Kompagnon gesagt. "Was die Spielphilosophie angeht, haben wir die gleiche Idee."