RB LeipzigWahnsinn in Minute 95: RB Leipzig qualifiziert sich fürs Champions-League-Achtelfinale
Es waren schon 95 Minuten gespielt, da explodierten im Leipziger Stadion die Emotionen. Emil Forsberg schraubte sich so hoch in die Luft wie selten gesehen und köpfte eine Flanke von Timo Werner zum 2:2 (0:1) gegen Benfica Lissabon ins Netz. Die Fans veranstalteten einen Höllenlärm und Trainer Julian Nagelsmann schrie seine Erleichterung heraus.
Durch den Treffer in der Nachspielzeit ist RB Leipzig nach einem kuriosen Spiel erstmals im Achtelfinale der Champions League dabei. Ein weiterer Meilenstein in der erst zehneinhalbjährigen Geschichte des Klubs, der als neunter deutscher Verein seit der Erfindung der Champions League 1992 in die K.o.-Phase einzieht.
Ersatzgeschwächt in Rückstand
38.339 Fans waren gekommen, um den historischen Abend zu erleben. Beim Einlaufen der Mannschaften zogen die Anhänger einen riesigen Henkelpott die Ränge nach unten. Über der „Königsklassen”-Trophäe stand „Champions of Europe 2020”. Nicht gerade ein bescheidenes Ziel.
Die ersatzgeschwächten Leipziger traten bei weitem nicht so souverän auf wie in den fünf siegreichen Partien zuvor. Zwar hatten Emil Forsberg (7.) und Timo Werner (12.) gute Chancen zur Führung. Doch dass in der Abwehr fünf Spieler fehlten, konnte RB nicht kompensieren. Dem jungen Ethan Ampadu, der zentral in der Dreierkette verteidigte, waren in Spielaufbau und Abwehrverhalten mangelnde Spielpraxis anzumerken.
Auch Linksverteidiger Marcelo Saracchi zeigte weder offensiv noch defensiv das Niveau von Marcel Halstenberg. So ließen sich erst Ampadu und dann Saracchi viel zu einfach abkochen, so dass Pizzi leichtes Spiel hatte und zum 1:0 (20.) traf.
Ein unerwarteter Rückschlag für Rasenballsport, auf den das Team umgehend mit dem Ausgleich hätte reagieren können. Doch der freistehende Christopher Nkunku scheiterte aus wenigen Metern kläglich an Benficas Schlussmann Odisseas Vlachodimos.
RB hatte zwar Gelegenheiten durch Forsberg (34.) und Sabitzer (35.), der den Ball auch ins Tor schoss (36.), dabei aber im Abseits stand. Ein klares Foul an Nkunku, der im Strafraum mit beiden Händen zu Boden geschubst wurde, pfiff der Spanier Jesus Gil Manzano nicht.
Generell aber häuften sich die Fehler der Gastgeber im Spielaufbau, was sich als Kettenreaktion bis nach vorn durchzog. So kam Benfica, das am Mittwoch reifer auftrat als Tabellenführer Leipzig, in der Schlussphase der ersten Hälfte wieder zu Chancen. Pizzis Schuss von Halblinks streifte Sabitzers Schopf und knallte an den Querbalken (44.).
Amapdu muss raus
Nach der Pause traf Dayot Upamecano vermeintlich ein zweites Mal (49.). Doch wieder zählte der Treffer nicht, weil der Abwehrhüne Vlachodimos mit dem Arm am Kopf getroffen hatte.
Nagelsmann reagierte, nahm Ampadu vom Platz, brachte Nordi Mukiele und stelle auf Viererkette um. Genau in diese Phase fiel das 2:0 der Portugiesen, das RB doppelt wehtat. Weil Klostermann als letzter Mann wegrutschte, war der bullige Stürmer Carlos Vinicius auf und davon und traf ins rechte untere Eck (59.). Beim Torabschluss knockte er den herauseilenden Peter Gulacsi mit dem Knie aus, was nicht geahndet wurde.
Gulacsi musste benommen ausgewechselt werden und RB spielte nun Powerplay-Fußball. Doch Werner (66.), der eingewechselte Patrik Schick (74.) und Forsberg (79.) vergaben beste Möglichkeiten zum Teil sträflich. Bis Forsberg per Elfmeter nach Foul an Schick zum Anschluss traf (89.). Das Spiel wurde noch einmal hitzig, Co-Trainer Robert Klauß sah Rot, und RB warf in den neun (!) Minuten Nachspielzeit alles ins Spiel, was noch im Tank war. Der Rest war Jubel. Passend, dass der Doppeltorschütze Emil Forsberg heißt, der auch den ersten Champions-League-Treffer der Leipziger 2017 erzielte.