RB LeipzigGemeinsames Bauprojekt von Stadt und Klub geplatzt: RB Leipzig baut Geschäftsstelle auf einem Schrottplatz
Die beiden irakischen Mitarbeiter des Schrottplatzes auf der Capastraße hinter dem Trainingsgelände von RB Leipzig wissen noch nichts von den großen Plänen. Ihr Chef kommt erst in 14 Tagen wieder, sagen sie. Doch hier, wo jetzt noch überall Fahrradschrott und alte Haushaltsgeräte herumliegen, soll bald das nächste große Bauprojekt von RB Leipzig beginnen. Bei einer Pressekonferenz der Stadt Leipzig verkündeten Oberbürgermeister Burkhard Jung und RB-Chef Oliver Mintzlaff, dass der Klub vor wenigen Wochen ein 14.000 Quadratmeter großes Grundstück hinter dem Straßenbahndepot Angerbrücke und neben dem Kleinmessegelände am Hinterausgang des Trainingsgeländes am Cottaweg gekauft habe. Genau jenes, wo sich aktuell ein paar alter Garagen und der Schrottplatz befindet.
RB-Boss Oliver Mintzlaff: „Wir müssen uns ausbreiten”
Auf dem Areal (im Plan ganz links unten) plant RB Leipzig seine neue Geschäftsstelle, die bisher in Containern gegenüber der Akademie am Cottaweg untergebracht ist. „Wir müssen uns weiter ausbreiten, unser Verein ist deutlich gewachsen in den letzten zwölf Jahren”, erklärte Mintzlaff.
Ursprünglich sollte die Geschäftsstelle auf dem Gelände des früheren Schwimmstadions in direkter Stadionnähe gebaut werden; die Verträge waren schon so gut wie ausgehandelt und sollten im April/Mai dem Stadtrat vorgelgt werden. Doch unter anderem, weil RB das Gelände kaufen wollte, die Stadt aber nur für 99 Jahre verpachten wollte, und weil die Situation an der Kleinmesse ungeklärt ist, kamen beide Parteien nicht überein. Ein gemeinsames Bauprojekt platzte; nun baut also jede Partei – Stadt und Klub – für sich allein. So kam die Alternative des Nachbargrundstücks ins Spiel und wurde für RBL attraktiver.
RB nahm an einem Bieterverfahren teil und ist nun „stolzer Eigentümer” dieses Grundstücks; es besteht Baurecht. Im nächsten Jahr soll der Bau beginnen, das Investitionsvolumen wollte Mintzlaff nicht nennen, doch ein Gebäude dieser Größe für die etwa 350 Mitarbeiter des Klubs dürfte 20 bis 30 Millionen Euro kosten. Zum Vergleich: Die Akademie am Cottaweg war 35 Millionen Euro teuer.
Kleinmesse darf bis mindestens 2026 bleiben
Anfangs, räumte Mintzlaff ein, sei RB „enttäuscht” gewesen, dass es nicht möglich war, das eigentlich avisierte Grundstück direkt am Stadion zu erwerben. Geplant war eigentlich ein gemeinsamer Bau mit der Stadt; ein Komplex mit Sportmuseum, Fanwelt und Geschäftsstelle sowie einem Parkhaus. „Wenn eine Tür zuschlägt, öffnet sich manchmal eine neue. Jetzt fühlen wir uns sogar noch etwas wohler damit, weil die Wege zwischen der Geschäftsstelle und der Trainingsakademie extrem kurz sind. Das fühlt sich für uns besser an.”
Und auch am Cottaweg wolle sich RB weiter ausbreiten und weitere Trainingsplätze sowie einen eigenen Komplex für die Abteilung der Bundesliga-Frauen bauen. „Die Kleinmesse ist für uns perspektivisch ein Thema, nicht aktuell, aber wir sind auf offene Ohren bei der Stadt gestoßen, dass man sich mittel- bis langfristig bemüht, eine andere Lösung für die Kleinmesse zu finden”, so Mintzlaff. Auf Nachfrage erklärte OBM Jung, dass die Kleinmesse bis 2026 am jetzigen Standort bleiben dürfe. Danach wird neu über einen bis dahin geschaffenen Ausweichstandort für die Schausteller verhandelt. Die hatten sich erhofft, bis mindestens 2030, eigentlich aber für immer am angestammten Platz bleiben zu dürfen. Wo ein Ausweichstandort für die Kleinmesse sein kann, ist aktuell nicht absehbar.
Wenn die aktuelle Container-Geschäftsstelle abgebaut wird, ist dort Platz für einen weiteren Trainingsplatz; dazu geht das Gelände des nördlichen Nachbarn BSV Schönau wie vereinbart zu Beginn des Jahres 2026 per Pacht an RB, sodass dort ein weiterer Trainingsplatz gebaut werden kann.
Stadt muss Parkhaus und Sportmuseum nun ohne RB stemmen
Kurzfristig soll es einen sieben Meter breiten Weg, bei dem sich Betonstreifen und Wiese abwechseln und der von oben aussieht wie ein Strichcode, über die Festwiese geben. Zudem will RB ein Gebäude für etwa 70 Mitarbeiter auf dem Akademiegelände auf das bestehende Greenkeepergebäude setzen.
Die Stadt, die ursprünglich gemeinsam mit RB bauen wollte, ist nun für das Sportmuseum, die Neugestaltung des Stadionvorplatzes, ein Parkhaus auf dem Arena-I-Parkplatz an der Quarterback-Arena sowie den Neubau einer Grundschule allein verantwortlich beziehungsweise auf Fördermittel oder andere Investoren angewiesen. Für das Sportmuseum und die Grundschule schätzte Jung jeweils etwa 20 Millionen Euro an Baukosten plus fünf Millionen für eine Sporthalle. Der Bau eines Parkhauses mit bis zu 1800 Stellplätzen konnte finanziell noch nicht eingeordnet werden und ist eher mittelfristig geplant. Noch visionärer ist die Brücke über das Elsterflutbecken, für die aktuell kein Geld im Haushalt da ist. Insgesamt dürften sich die städtischen Bauprojekte über mindestens eine Dekade hinziehen, der Bau der RB-Geschäftsstelle hingegen wird zügig vorangehen. Jetzt muss nur noch der irakische Schrottplatz-Betreiber informiert werden. (RBlive/ukr)