RB LeipzigNachfolger von Labbadia und Preetz? Rangnick schweigt über Hertha BSC
„Big City Chaos" bei Hertha BSC: Der abstiegsbedrohte Hauptstadtklub hat die Notbremse gezogen und Trainer Bruno Labbadia sowie Manager Michael Preetz entlassen.
Update: Ralf Rangnick wird in der Gerüchteküche als Anwärter auf die Doppelfunktion von Trainer und Sportdirektor in Berlin gehandelt, wo Investor Lars Windhorst große Ziele ausgerufen hatte. Der frühere RB-Trainer will sich aber nicht an Spekulationen um eine mögliche Rolle beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC beteiligen.
Das ließ der 62-Jährige am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilen. Zuvor hatte sich bereits Carsten Schmidt als Chef der Geschäftsführung des Berliner Clubs nicht zu den Gerüchten um Rangnick geäußert. Man werde zeitnah einen Plan präsentieren. Hertha hatte sich am Sonntag von Trainer Bruno Labbadia und Sportchef Michael Preetz getrennt.
Als Interimstrainer könnte auch Pal Dardai zurückkehren, der Ungar hatte Herthas Profiteam schon von 2015 bis 2019 betreut. Als neuer starker Mann könnte Ralf Rangnick wie früher schon bei RB Leipzig als Trainer und Manager in Personalunion agieren. Preetz hatte das vor zwei Tagen noch dementiert, doch wie es scheint, ist der Ex-Stürmer nicht mehr zuständig.
Rangnick ist derzeit nach seinem Rücktritt von allen Red-Bull-Ämtern im vergangenen Sommer beschäftigungslos und wohnt weiter in Leipzig, wo er seine Stiftung vorantreibt. Der langjährige Trainer und Sportdirektor von RB Leipzig ist auch beim FC Chelsea im Gespräch. Diesen Job würde er dem Angebot der Hertha freilich vorziehen. Ob sich Rangnick, der zuletzt betont hatte, nun in reiferem Traineralter Titel holen zu wollen, den Neuaufbau bei Hertha antun würde, ist fraglich. Das Angebot auf Schalke, das zur sportlichen Talfahrt allerdings auch im Gegensatz zur Hertha finanziell klamm ist, hatte er kürzlich abgelehnt.
Der einstige Stratege im Red-Bull-Imperium würde zwar die Fan-Basis nicht glücklich machen, aber zu den visionären Champions-League-Zielen von Investor Lars Windhorst passen. Der 62-Jährige ist aber wohl nicht mitten in der Saison, sondern erst für eine große Zeitenwende im Sommer verfügbar.
Labbadia: „Dass wir Hiebe bekommen, ist normal”
Labbadia wurde die erschreckende Ausbeute von nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen gegen Bremen, Hoffenheim, Köln und Bielefeld zum Verhängnis. „Natürlich fehlen uns gerade die Argumente”, gab der 54-Jährige zu. Labbadia war unmittelbar nach dem Abpfiff im Sky-Interview mit einer Meldung der Bild-Zeitung über seine bereits feststehende Entlassung konfrontiert worden. „Man wird zum Wohle des Vereins entscheiden”, reagierte Labbadia souverän: „Dass wir Hiebe bekommen, ist ganz normal.”
Dass der teuerste Kader der Klubgeschichte erneut im Abstiegskampf steckt und nicht wie von Windhorst gefordert um die Europacupplätze spielt, wurde auch Preetz zum Verhängnis. Der Manager gab in dieser und der vergangenen Saison rund 145 Millionen Euro für Neuzugänge aus. Doch Spieler wie Lucas Tousart (25 Millionen), Krzysztof Piatek (24) oder Dodi Lukebakio (20), der gegen Bremen aus sportlichen Gründen nicht mal im Kader stand, entpuppten sich trotz unbestrittener Qualität noch nicht als große Verstärkungen.
Fans fordern bei Demo Ablösung von Michael Preetz
Preetz war seit 25 Jahren im Verein, erst als Spieler, dann als Assistent von Dieter Hoeneß und schließlich als Geschäftsführer Sport. Unter der Leitung des Rekord-Torjägers erlebte der Klub zwei Ab- und zwei Aufstiege, aktuell wurde ihm vor allem eine missglückte Spieler- und Trainerauswahl vorgeworfen. Weder Labbadia noch Ante Covic oder Alexander Nouri und schon gar nicht Jürgen Klinsmann konnten Hertha nach dem Dardai-Aus im Sommer 2019 sportlich nach vorne bringen.
Schon vor dem Bremen-Spiel hatten daher rund 250 Fans bei einer Demonstration vor dem Olympiastadion Preetz' Rücktritt gefordert. „Dass das kein schöner Moment ist, kann man sich vorstellen”, sagte Preetz im ZDF-Sportstudio: „Es ist für mich völlig nachvollziehbar, dass unsere Fans über den Saisonverlauf enttäuscht sind.”
Glückloser Cunha vergibt Elfmeter und Riesenchance
Labbadia hatte die Berliner im April 2020 übernommen und in einer schwierigen Lage zum Klassenerhalt geführt. In dieser Saison sollte er mit Hertha ans Tor zu Europa klopfen, stattdessen stecken die Berliner erneut im Abstiegskampf. Labbadias holte bei der Alten Dame im Schnitt nur 1,11 Punkte pro Spiel - viel zu wenig für die großen Ansprüche. Aber es fehlt zurzeit das Glück und das Agieren als Team. Symbolisch dafür steht der fleißige, aber selten glücklich agierende Ex-Leipziger Matheus Cunha. Der Brasilianer vergab zuerst kläglich einen Foulelfmeter (29.) und dann eigensinnig eine Riesenchance (67.).