Red-Bull-Sportdirektor wechselt zu Bayern Ein Freund, ein Christoph Freund
Überraschung beim FC Bayern: Christoph Freund von RB Salzburg wird neuer Sportdirektor und steigt am 1. September beim Rekordmeister ein.
Die Stars des FC Bayern schwitzten am schönen Tegernsee am Morgen beim Zirkeltraining, als sich in der Münchner Führungsetage Erstaunliches tat. Nur 120 Autobahnkilometer östlich, direkt hinter der österreichischen Grenze, hatte der deutsche Rekordmeister einen überraschenden neuen Sportdirektor gefunden haben: Christoph Freund von Red Bull Salzburg.
Diese Personalie aus dem Nichts bestätigte der FC Bayern dann am Dienstagnachmittag offiziell. Der 46-Jährige wird sein Amt als Nachfolger des entlassenen Hasan Salihamidzic zum 1. September antreten.
„Mit dem FC Red Bull Salzburg, bei dem Christoph Freund einen hervorragenden Job gemacht hat, ist einvernehmlich verabredet, dass er bei seinem langjährigen Arbeitgeber die aktuelle Transferperiode noch vollumfänglich gestalten und erst Anfang September zu uns stoßen wird”, sagte Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen. Freund ergänzte: „Nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen des FC Bayern war für mich klar, dass ich diese neue Herausforderung annehmen möchte. Mir ist es wichtig, dass ein Verein eine Identität hat, und dafür steht der FC Bayern ohne Frage.”
„Mastermind” unter Laborbedingungen
Christoph Freund selbst ist unter den österreichischen Idealbedingungen an der Keimzelle des Red-Bull-Fußballs derzeit noch bestens beschäftigt. Erst am Montag schwärmte er den Fans des Dauermeisters, welch schöne Parallele, von den Vorzügen des dänischen Neuzugangs Mads Bistrup vor („absoluter Mentalitätsspieler”) – demnächst könnte er in München mit weitaus größeren Stars neue Trikots in die Kamera halten.
Freund, der es als Spieler nicht über die 2. Liga seiner Heimat hinaus brachte, und Salzburg sind beinahe als Synonyme zu nennen. Seit acht Jahren arbeitet er dort als Sportdirektor, er folgte 2015 in dieser Funktion auf Ralf Rangnick, der heute österreichischer Nationaltrainer ist. Weitere neun Jahre, ab 2006, war Freund in Salzburg Sportkoordinator beziehungsweise Teammanager. Zeitungen nennen ihn „Mastermind” – allerdings unter Laborbedingungen mit hervorragenden finanziellen Mitteln.
Talenteentwickler Freund und Bayern – Kann das passen?
Immer wieder haben die Salzburger hochtalentierte Spieler früh an sich gebunden und kommende Weltstars auf das Sprungbrett geführt. Letztes Beispiel für eine solch raketengleiche Entwicklung ist Erling Haaland, der nach der Durchlauferhitzer-Station Borussia Dortmund nun Champions-League-Sieger mit Manchester City ist. Alleine aus dem jetzigen Bayern-Kader waren Dayot Upamecano, Sadio Mané und Konrad Laimer früher in Salzburg, Naby Keita ist gerade vom FC Liverpool zu Werder Bremen gewechselt. Karim Adeyemi (Dortmund) ist inzwischen deutscher Nationalstürmer.
Häufig, also: sehr häufig, ist Red Bull Salzburg, das sich selbst den FC Liefering als Farmteam hält, Zulieferer für den ebenfalls im Reagenzglas gezogenen deutschen Schwesterklub RB Leipzig. Was von den Fans stets belächelt wird: Jaja, das waren sicherlich harte Verhandlungen.
Freund, der bereits vom FC Chelsea und von Eintracht Frankfurt umworben war und als starker Strippenzieher gilt, würde sich also einer neuen Realität stellen müssen. Andererseits hatten die Bayern jahrelang ja eben damit Probleme, Eigengewächse zu integrieren, sie griffen lieber im höheren Regal zu. Das könnte also passen. Offenbar ist er nun auch bereit, das Biotop Salzburg zu verlassen. 2021, als er auch bei RB Leipzig gehandelt worden war, hatte er noch gesagt: „Ich habe nichts, was mich von hier wegzieht. Mir taugt die inhaltliche Arbeit so gut, dass ich nicht wüsste, wo ich sonst so ein Gesamtpaket haben könnte. Wir haben noch viel vor.”
Eberl-Transfer zum FC Bayern weiter nicht ausgeschlossen
Nun soll Freund Sportdirektor bei den Bayern werden, ausdrücklich nicht Sportvorstand. Mit seiner Verpflichtung als Kaderplaner wäre also ein übergeordneter, noch strategischerer Posten beispielsweise für den schon lange heiß gehandelten Max Eberl (RB Leipzig!) keinesfalls ausgeschlossen.
Auf den Kader für die kommende Saison hätte Freund mit dem Vertragsbeginn 1. September nur im Hintergrund Einfluss. Trainer Thomas Tuchel, das Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge und Marco Neppe werben heftig um Harry Kane, Stürmerstar von Tottenham Hotspur. Die baldige Ankunft von Innenverteidiger Min-Jae Kim (SSC Neapel) hatte Tuchel schon mehr als angedeutet, der Transfer dürfte in den kommenden Tagen vollzogen werden.