RB Leipzig„RattenBall“-Logo in offiziellem Stadionheft: Union wollte keine Zensur
Fußball-Bundesligist 1. FC Union Berlin hat nach Kritik von Fans des Kontrahenten RB Leipzig an einer Karikatur im Stadionheft die redaktionelle Unabhängigkeit der Macher betont. Anhänger der Sachsen hatten sich unter anderem in sozialen Netzwerken über ein Cartoon aufgeregt, auf dem ein Logo mit zwei Ratten und dem Schriftzug „RattenBall Leipzig“ zu sehen ist. „Das Stadionprogramm wird seit Jahren von einer Fan-Redaktion gestaltet, wir zensieren die Inhalte nicht“, sagte Union-Sprecher Christian Arbeit der BILD.
RB Leipzig zeigt mit Plakatkampagne Flagge
RB-Sprecher Florian Scholz erklärte: „Das bedarf keines Kommentars. Wir zeigen als junger und sehr familiärer Club an über dreihundert Standorten in ganz Sachsen, wofür wir stehen und Haltung zeigen: Toleranz, Respekt, Offenheit und Vielfalt.“ Mit einer Plakatkampagne präsentiert sich der Klub derzeit als Verein, der gegen Diskriminierung und für Weltoffenheit steht.
Unter dem Label „Unser Ball ist bunt“ versammelt RB Leipzig seine gesellschaftlichen Aktivitäten für Toleranz und gegen Diskriminierung. Mit dem Slogan auf dem Ärmel lief man auch im DFB-Pokal in Osnabrück auf. Kürzlich unterzeichnete der Klub zudem die Berliner Erklärung der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, die sich gegen Homophobie wendet.
Die neue Plakatkampagne folgt dem zuletzt bereits von Ulrich Wolter propagierten RB-Motto, nicht politisch aktiv sein zu wollen, aber Haltung zu zeigen. „Wir betreiben weiterhin keine Parteipolitik, sondern stehen gerade auch in diesen Tagen für die Grundwerte unserer Gesellschaft ein. Haltung zu zeigen ist für unseren Klub sehr wichtig, und wir wollen auch weiterhin unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden“, begründet Florian Scholz in BILD die Aktion, die auch von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und anderen politischen Vertretern begrüßt wird.
Begriff „Rattenball“ überschreitet die Grenzen der Kritik
Die Kennzeichnung von RasenBallsport Leipzig als Rattenball im offiziellen Stadionheft von Union Berlin hatte nach der Partie in Berlin zu Kritik vor allem von Leipziger Seite geführt. Ein Nutzer, der Teile des Bildes auf Twitter veröffentlichte, kommentierte dazu: „Das 8:0 holen wir im Rückspiel nach.“
Die Entmenschlichung von RB Leipzig im Begriff Ratte und die Kennzeichnung der Kontrahenten als Schädlinge, die vermeintlich das gute System zerstören und deshalb bekämpft gehören, ist von den Argumentationsstrukturen her auch mit antisemitischer Rhetorik vergleichbar. Dies wurde in der Vergangenheit unter anderem von der RB-Fangruppe Red Aces kritisiert. Schon in der 2. Liga hatten sich Union-Fans beim Aufeinandertreffen mit RB Leipzig auf T-Shirts als „Schädlingsbekämpfer“ positioniert.
Die Mehrheit der Fans von Liga-Neuling 1. FC Union Berlin hatte vor der 0:4-Niederlage am Sonntag wie geplant die ersten 15 Minuten geschwiegen. Damit protestierten die Anhänger am Sonntagabend gegen den Auftaktgegner RB Leipzig. Dieser gilt in Berlin-Köpenick als Auswuchs der Kommerzialisierung des Fußballs.