RB LeipzigZehn Jahre RB Leipzig – Eine Zeitreise
25.03.2009: Gründungsversammlung von RB Leipzig
07.05.2009: satzungsändernde Mitgliederversammlung
19.05.2009: Eintragung der Satzung ins Vereinsregister – offizieller Geburtstag von RB Leipzig
Saison 2009/2010 – Oberliga – 1. Platz – Aufstieg in die Regionalliga
RB Leipzig brach mit großem Knall über die Stadt herein und brachte viele Diskussionen mit sich. Über 2.000 Zuschauer bei den ersten Heimspielen zeigten ein gewisses Interesse am Ufo. Später wurden die Spiele immer spärlicher besucht und in Markranstädt fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen. Die letzte Partie gegen den FC Sachsen wollte RB dann im damaligen Zentralstadion zu einem Fußballfest machen. 20.000 Zuschauer sollten kommen. Wochen im Voraus verschenkte der Klub Tickets beim Kauf von Red-Bull-Dosen. Am Ende wurden es trotzdem nur 10.000, von denen die allermeisten das 2:1 für den FC Sachsen bejubelten. Bei RB feierten sie den Aufstieg in die Regionalliga auf ganz eigene Weise mit der Entlassung von Aufstiegstrainer Tino Vogel. An dessen Geburtstag. Einen Tag nach dem letzten Saisonspiel. Aller Anfang war schwer.
Saison 2010/2011 – Regionalliga – 4. Platz – Verbleib in der Regionalliga
Im zweiten Jahr glänzte RB Leipzig mit einem sehr selbstbewussten Trainer, dem aber die Ergebnisse und eine ausgewogen besetzte Mannschaft fehlten. Tomas Oral immerhin sah sein Team auch in Spielen besser, in denen RBL nur mit Not ein Unentschieden holte. Beim 1:5 gegen Kiel zu Beginn der Rückrunde wendeten sich die Zuschauer erstmals pfeifend ab. Die Saison trudelte anschließend in sportlicher Bedeutungslosigkeit ihrem Ende entgegen. Doch während auf dem Platz der erste Rückschlag zu konstatieren war, ging es auf den Rängen vorwärts. Im letzten Spiel der Saison kamen zum Sachsenpokalfinale nicht nur über 10.000 Zuschauer in die Red-Bull-Arena, sondern drückten erstmals auch über 10.000 dem RasenBallsport die Daumen. Nach dem Sieg gab es überfüllte Straßenbahnen und Leipziger Fangesänge. Völlig neue Erfahrungen in einer Stadt, in der manch einer noch ein Jahr zuvor glaubte, RB könnte vor dem Aufstieg in die Bundesliga beim Leipziger Publikum nicht punkten..
Saison 2011/2012 – Regionalliga – 3. Platz – Verbleib in die Regionalliga
Das finale Durchbruchjahr beim Leipziger Publikum. Dank des 3:2 in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Bundesligist Wolfsburg. Daniel Frahn mit seinem großen Karriere-Highlight und drei Toren. Vor allem aber gingen 30.000 Zuschauer beseelt nach Hause und erzählten jedem, der es hören oder nicht hören wollte, dass es geil war und es sich auf jeden Fall lohnt, dort wieder hinzugehen, was zu über 7.000 Zuschauern im Schnitt der Saison führte. Sportlich lohnte sich die Spielzeit aus Zuschauersicht eher weniger. Peter Pacult glänzte als passionierter Sechser-Sammler, um dann einen Spielstil zu entwickeln, bei dem der Ball auf die Flügel gespielt und geguckt wurde, ob Röttger oder jemand anders dort das Eins gegen Eins oder Eins gegen Zwei oder Eins gegen Drei gewinnt. Das führte immerhin soweit, dass am vorletzten Spieltag noch der Aufstieg drin war. Wenn da nicht ein 2:2 gegen Wolfsburg in letzter Sekunde gewesen wäre. Am Anfang der Saison den großen VfL schlagen und dann am Ende der Saison gegen deren Nachwuchs auf sehr bittere Weise den Aufstieg verspielen. Seltsamer Humor des Fußball-Gottes.
2012/2013 – Regionalliga – 1. Platz – Aufstieg in die 3. Liga
Viertes Jahr, vierter Trainer. Alexander Zorniger wurde von Neu-Sportdirektor Ralf Rangnick ins Amt gebracht. Beide sahen zusammen das erste RB-Testspiel in Piesteritz und eine Menge Pacult-Fußball, weinten sich danach in den Schlaf und trennten sich dann erstmal von einem nicht unwesentlichen Teil der so mühsam eingesammelten Pacult-Sechser. Mit deutlich verändertem Spielstil blieb RB in allen 36 Pflichtspielen der Saison ungeschlagen. Und zitterte sich am Ende doch in die dritte Liga. Der Treffer zum 2:0 von Lotte im Rückspiel in der Relegation kurz vor dem Schlusspfiff, mit dem das Hinspiel-Resultat egalisiert wurde. Die im Halse stecken bleibenden Aufstiegsgesänge. Und dann die Erlösung durch „Ohne Willers wären wir gar nicht hier“ und Stefan Kutschke, der damals noch RB-Wappen küsste. Der Rest war Jubel und Glückseligkeit, nachdem man dem Flaschenhals Regionalliga entkommen war.
Saison 2013/2014 – 3. Liga – 2. Platz – Aufstieg in die 2. Bundesliga
Das erste Jahr in der dritten Liga. Erstmal in Ruhe ankommen, hatten sie gesagt, haha. Während sie im Hintergrund Neuverpflichtungen wie Yussuf Poulsen schon schmackhaft machten, dass sie ein Jahr später zweite Liga spielen würden und die Marketingabteilung mit einem bodenständigen „Ab durch die Dritte“ um die Ecke kam. Es war das Jahr, in dem man einem unglaublich jungen und unglaublich guten Joshua Kimmich beim Kicken zugucken durfte. Sein erster Auftritt im Männerbereich bei einem Auswärtsspiel in Heidenheim unter Tabellendruck und beim Spitzenreiter war von einer Coolness und Klasse, die man nur selten bei einem Spieler sieht. Dank 15 Spielen ohne Niederlage siegte sich RB fast schon problemlos in die zweite Liga, in die man durch ein 5:1 gegen Saarbrücken vor erstmals über 40.000 Zuschauern einzog. Nur an die 0:1-Niederlage gegen Burghausen zu Beginn der Rückrunde im ersten Spiel von Diego Demme bei RB bei gefühlt -37 Grad erinnert sich wohl niemand gern zurück.
Saison 2014/2015 – 2. Bundesliga – 5. Platz – Verbleib in der 2. Bundesliga
Eine Chaos-Saison, die eigentlich einen guten Start hatte, in der der auf vielen Positionen mit Regionalliga-Kickern besetzte Kader aber an seine Grenzen kam. Ein depremierendes 0:0 in Aalen bei zwei Grad, Nieselregen und permanentem Waschanlagen-Werbungs-Getröte war die wohl deprimierendste Veranstaltung der Zorniger-Ära. In der Winterpause setzte Rangnick dann in einer wilden und teuren Sammelaktion mit Damari, Rodnei, Reyna und Forsberg in Sachen Bundesliga-Aufstieg alles auf eine Karte. Alexander Zorniger wusste nicht, was er mit dem bunten Kaderhaufen sollte und war nach nur einer Niederlage weg. Achim Beierlorzer übernahm den in Gruppen und Einzelkämpfer zerfallenen Kader, wusste damit aber auch nichts anzufangen, sodass die Saison so dahinging. Negativer Höhepunkt: ein 0:4 gegen Sandhausen und eine Zehn-Mann-Polonaise im Gästeblock. Gerettet wurde die Saison mit einem Coltorti-Tor in der Nachspielzeit zum 2:1 gegen Lieblingsfeind Darmstadt. Nur 25.000 Zuschauer schafften es so laut zu jubeln, dass man den Stadionsprecher nicht mehr den Torschützen ansagen hörte. Coltorti wurde noch durch das Stadion getragen, da war das Licht schon lange aus.
Saison 2015/2016 – 2. Bundesliga – 2. Platz – Aufstieg in die 1. Bundesliga
Ralf Rangnick übernahm zum ersten Mal und leistete sich mit Selke, Nukan, Halstenberg, Sabitzer, Bruno, Ilsanker, Gulacsi und Orban mal eben eine ordentliche Kaderauffrischung. Ein Großteil der renitenten Regionalliga-Spieler und Zorniger-Jünger waren in der Sommerpause gegangen. Den Rest des Teams schweißte Rangnick mit Spiel gegen den Ball und viel Mentalität zusammen. Entsprechend gewann man viele knappe Spiele und auch viele nicht gute Spiele. Und gelegentlich half auch einfach die individuelle Klasse. Am Ende hatte Rangnick aus einem zerfallenen Mannschaftsgebilde wieder eine Einheit geformt, die wie sich in Freiburg zeigte nicht schneefest war, aber trotzdem – von kleinen Wacklern in der Schlussphase inklusive der obligatorischen Heimniederlage gegen Sandhausen abgesehen – souverän in die Bundesliga aufstieg. Weil Neuzugang Davie Selke in der Rückrunde nicht mehr oft in der Startelf stand, jagte er Rangnick bei den Aufstiegsfeierlichkeiten dafür solange mit Bier über den Platz, bis der sich eine Muskelverletzung zuzog und die Festivitäten humpelnd begleiten musste. Zur Strafe verkaufte Rangick Selke ein Jahr später dann an Hertha BSC.
Saison 2016/2017 – 1. Bundesliga – 2. Platz – Erreichen der Champions-League-Gruppenphase
Ralph Hasenhüttl übernimmt, passt den Rangnick-Fußball nur ein bisschen an, sodass nicht mehr so wild gepresst wird. Ein Fußball, mit dem der Neuling die Bundesliga überrennt. Sowohl der späte Ausgleich zum Auftakt in Hoffenheim, als auch der späte Siegtreffer gegen Dortmund im ersten Heimspiel, als die Red Bull Arena so freidreht wie zuvor nur beim Coltorti-Tor gegen Darmstadt, helfen dabei. Erste Niederlage am 14. Spieltag. Zwischenzeitlich acht Siege am Stück. Am 16. Spieltag fährt RB plötzlich als großer Herausforderer zu den Bayern. Wer über das Märchen bis dahin noch keinen Artikel geschrieben hatte, wurde vom Journalistenverband mit sofortigem Ausschluss bestraft. Es war eine unglaubliche Hinrunde, der eine etwas normalere Rückrunde folgte. Am Ende stand die Vize-Meisterschaft. Als Neuling.
Saison 2017/2018 – 1. Bundesliga – 6. Platz – Erreichen der Europa-League-Qualifikation
Zweite Bundesliga-Saison. Champions League. Das erste Mal die Hymne hören. Es war viel, was auf RB Leipzig zukam, nicht nur in Bezug auf den Lautstärkepegel in Istanbul. Trotz der Herausforderungen dachte Ralph Hasenhüttl, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, das Spielsystem noch mal völlig neu und mehr Richtung Ballbesitz zu denken. Keine schlechte Idee, die aber am Spielplan und einem nicht ganz so überzeugten Sportdirektor zerschellte. Eine souveräne Anfangsphase, ein Sieg in Dortmund, eine gute Champions-League-Runde. Vieles lief gut, aber ging im Laufe der Rückrunde immer weiter den Bach runter. Schließlich scheiterte Hasenhüttl auch daran, gleichzeitig in der Bundesliga und in der Europa League Erfolg haben zu wollen. Nur zwei Siege in den letzten sechs Spielen, darunter zwei herbe Niederlagen gegen direkte Konkurrenten waren Richtung Champions-League-Platz zu wenig. Die zweite Qualifikation für Europa wurde zwar als Erfolg verkauft, aber von der Vereinsspitze nicht mehr allzu laut gefeiert. Ein paar Tage später war Hasenhüttl dann weg.
Saison 2018/2019 – 1. Bundesliga – 3. Platz – Erreichen der Champions-League-Gruppenphase
Zweiter Versuch von Ralf Rangnick als Trainer von RB Leipzig. Mit den Rezepten der ersten Amtszeit und großen Teilen des damaligen Stammkaders. Eine etwas zerfallene Mannschaftsstruktur auch mit entsprechenden Neuzugängen wieder zusammenführen, Hierarchien klarmachen und dann mit Mentalität und viel Spiel gegen den Ball Erfolg haben. Fiel in der ersten Liga auch seltener auf, dass die Idee gegen tief verteidigende Gegner ihre Macken hat, weil es selten mal einen FC Augsburg mit zwei Fünferketten am eigenen Strafraum als Gegner gab. Den Hasenhüttl-‚Fehler‘, viel Energie in die Europa League zu stecken, machte Rangnick nicht. Alles war auf die Bundesliga ausgerichtet, die Europa League musste dann nehmen, was mit professioneller Kühle kader- und energietechnisch machbar war, was fast für die K.o.-Phase gereicht hätte. Am Ende führte auch das Ausscheiden in Europa zu Platz 3 in der Bundesliga und ins DFB-Pokalfinale. 25.000 RB-Fans in Berlin. Nur zehn Jahre nach der Vereinsgründung und nach dem Kicken unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Markranstädt. Ein Fest.
Dieser Text ist der Auftakt zum Start einer Serie zum zehnten Geburtstag von RB Leipzig. Bei RBlive.de lesen Sie in den kommenden Tagen und Wochen weitere Teile.
Teil 2 heute Nachmittag: „Sachsen-Galli” schreibt „Easy Rider” Mateschitz: Die Gründungsmythen von RB Leipzig