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RB LeipzigNagelsmann zu den Bayern? RB-Coach berichtet von Beziehungsproblemen mit seinem Arbeitgeber

Von Martin Henkel 19.04.2021, 10:45

Arbeitsverhältnisse sind auf den Kopf gestellte Liebesbeziehungen. Bzw. sie gestalten sich nach mittelalterlichem Muster. Man heiratet und lernt sich dann erst kennen. Julian Nagelsmann hat nun erklärt, das sei bei ihm und RB Leipzig nicht anders gewesen - und zwar durchsetzt von einigen Reibereien. "Ich hab schon oft gesagt", so der 33-Jährige auf der PK vor dem Spiel am Dienstag gegen den 1. FC Köln (18.30 Uhr), "dass wir ein bisschen gebraucht haben, uns alle kennenzulernen."

Kein Kontakt zu den Bayern

Die Aussagen des gebürtigen Landsbergers fallen zu einem brisanten Zeitpunkt, denn der Coach der Sachsen wird als heißer Kandidat für die Nachfolge beim FC Bayern München gehandelt, bei dem Trainer Hansi Flick am vergangenen Samstag erklärte, er werde seinen Arbeitgeber um Auflösung seines eigentlich bis 2023 gültigen Vertrages im Sommer bitten. Nagelsmann verneinte zwar, dass jemand vom Tabellenführer Kontakt zu ihm oder seinen Beratern aufgenommen hätte, doch man konnte seine Aussagen auch gut als Einladung verstehen, es endlich zu tun. Es sei „schwierig, sich selbst ins Gespräch zu bringen, wenn nichts ist", sagte er.  Ich kann mich auch nicht hinsetzen und sagen, ich mache morgen mit Lena Gercke Schluss, weil ich nie mit ihr zusammen war.”

Heißt, erstmal müssen wir reden, dann kann ich konkret etwas dazu sagen. Vorausgesetzt, ich will überhaupt reden, wozu Nagelsmann offenbar bereit ist. Wer wäre das freilich nicht, wenn der Rekordmeisters anklopft.

Kein Nachteil in der Bayern-Kabine

Dennoch ist kaum Eile geboten, möchte man meinen, wenn man auf Nagelsmanns Alter schaut: 33. Auf seine Vita: erst zwei Profiteams trainiert. Seine Erfolge: kein Titel. Und seinen Vertrag: bis 2023 ohne Ausstiegsklausel. Hinzu kommt die Aussicht, sich in der kommenden Saison gegen einen mit sich selbst beschäftigten Branchenprimus in der Liga durchsetzen zu können. Als Meister an die Säbener Straße zu wechseln, ist kein Nachteil in der Bayern-Kabine.

Warum also doch alle Türen offenhalten? Weil vielleicht nicht alles so harmonisch zwischen RB und Nagelsmann ist, wie es in den vergangenen Monaten den Anschein hatte. Der Trainer führte jedenfalls überraschend aus, dass es im ersten Jahr weit ungemütlicher zwischen Trainerstab und Vereinsführung zuging, als angenommen. Vor allem in der vergangenen Rückrunde plus Sommer soll das Verhältnis angespannt gewesen sein. 

Nagelsmann bekam die Spieler nicht, die er im Winter haben wollte. Vor allem nicht die geforderte Routine. Die RB-Macher wiederum störten sich an seinem manchmal überbordenden Ehrgeiz, einiger Eigenbrötelei in der täglichen Arbeit und an einem mitunter ambivalenten Umgang mit der Mannschaft, der zwischen Laufenlassen und harscher Kritik in der Öffentlichkeit schwankte. Zudem rutschte das Team nach der Winterpause von Platz eins auf drei ab und geriet kurz in Gefahr, die Teilnahme an der Champions League zu verspielen.

Elefantentreffen mit Mateschitz

Ein Graus für den Klub vom Cottaweg, dessen Geschäftsmodell mittlerweile auf die Königsklasse zugeschnitten ist. Nicht unbedingt des Geldes wegen, sondern weil die Aussicht auf Königsklassenspiele ein Pfund beim Werben von Talenten ist. Einen wie den spanischen Nationalspieler Dani Olmo hätte man ohne diese Aussicht kaum für einen Wechsel nach Leipzig begeistern können.

Nagelsmann ließ deshalb erkennen, dass nicht jeder ein Freund seiner Herangehensweise gewesen ist. "Es war ein sehr verschworener Haufen hier, was auch gut ist. Dann kam ich mit einem kleinen Team hierher. Das hat ein bisschen gebraucht, mit allem. Wir haben den Fußball ein bisschen umgekrempelt, haben bisschen was neu gemacht, haben in der Führung was anders gemacht. Damit muss jeder erstmal warm werden. Das ist vorwurfsfrei und ganz normal, wenn du eine stabile und erfolgreiche Struktur durcheinanderwirbelst, das braucht Zeit. So war das mit Oliver Mintzlaff wie anderen Kollegen und Mitarbeitern auch."

Um die Differenzen auszuräumen, gab es im Sommer ein Elefantentreffen mit der Vereinsspitze, Nagelsmann und Sportdirektor Markus Krösche. Auch Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz soll anwesend gewesen sein.

Nagelsmann ließ allerdings durchblicken, dass das Gespräch eher einen für ihn erfreulichen Verlauf hatte. "Wir haben über das erste Jahr gesprochen und eine Strategie festgelegt, wie die Zusammenarbeit für die neue Saison ist, mit der ich sehr zufrieden bin. Ich habe großes Mitspracherecht. Von dem her ist hier alles in Ordnung." Aber es ist wohl keine Liebesbeziehung daraus entstanden. Dieser Faktor ist nicht unerheblich, was die Frage betrifft: Bleibt Nagelsmann in Leipzig - oder zieht es ihn nach nur zwei Jahren trotz gültigen Vertrags eigentlich weg? (RBlive/hen)