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RB Leipzig"Das war ein Scheißjahr": Leipziger Bayern-Fan über das Spitzenspiel, Lewandowskis Ausfall und Fanclubarbeit in Corona-Zeiten

Von Thomas Fritz 03.04.2021, 07:30
Jörg Freitag (hintere Reihe, 2.v.r.) mit sechs der 86 Fanclub-Mitglieder
Jörg Freitag (hintere Reihe, 2.v.r.) mit sechs der 86 Fanclub-Mitglieder privat

Jörg Freitag ist Vorsitzender des „FC Bayern Fanclub Leipzig“, den er 2007 mit einigen Gleichgesinnten gegründet hat. Im Interview mit Mitteldeutsche Zeitung/RBlive spricht der 56-Jährige über das Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern und RB (Samstag 18.30 Uhr/Sky), den Ausfall von Robert Lewandowski, Bayern-Neuzugang Dayot Upamecano, das mögliche Ende der Meisterserie und die Folgen der Pandemie für den Fanclub.

Interview: Thomas Fritz

Seit mehr als einem Jahr ist der Fußball inzwischen von der Corona-Pandemie betroffen. Wie ist die Zeit für den Bayern-Fanclub gewesen?
Freitag: Nicht so gut. Das ist ja logisch. Keiner durfte ins Stadion. Wir konnten die Spiele nur vor dem Fernseher verfolgen. Das war ein verlorenes Jahr, ein Scheißjahr.

Wie kann man sich Fanclub-Arbeit in diesen Zeiten vorstellen?
Wir durften unseren Club im Vereinsheim des Leipziger SC 1901 nicht aufmachen. Höchstens mal mit ein, zwei Leuten war privat ein Treffen möglich. Manchmal haben wir uns bei Spielen über Videokonferenzen unterhalten oder telefoniert. Und über unsere normalen WhatsApp-Gruppen waren wir auch im Austausch. Mehr war leider nicht drin.

Einige Fanclubs klagen durch das gesunkene Interesse am Fußball über Austritte. Ihr auch?
Nein. Wir hatten weder Zugänge noch Abgänge. Wir sind weiter 86 Mitglieder. Alle warten, dass es endlich wieder los geht. Aber keiner weiß, wann das genau sein wird. Man blickt ja gar nicht mehr durch.

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"RB ist keine Hinterwäldlermannschaft"

Hat Ihr Interesse am Fußball gelitten?
Nein, gar nicht. Das Interesse ist ungebrochen. Man gewöhnt sich an vieles. Die Geisterspiele sind zwar nicht schön, aber besser als nichts. Außerdem: Was bleibt einem anderes übrig?

Samstag steigt das große Duell zwischen RB und den Bayern. Was ist möglich ohne Robert Lewandowski?
Packen können es die Bayern schon. Es ist ja keine schlechte Mannschaft. Die schießen ja auch Tore ohne Lewa.

Ein Ersatz-Kandidat ist Eric Maxim Choupo-Moting. Würden Sie ihn aufstellen gegen RB?
Freitag: Warum nicht! Der hat es bisher immer gepackt. Der kommt rein und macht sein Tor.

Was ist Ihr Tipp?
Das wird schwer, ganz schwer. RB ist ja keine Hinterwäldlermannschaft. Ich bin zwar kein Fan von denen, aber bis jetzt haben sie gute Leistungen abgeliefert. Ich hoffe mal, die Bayern gewinnen ganz knapp. Wenn`s dumm kommt, wird es wieder so ein hässliches Unentschieden wie meistens.

Ist das Meisterrennen gelaufen, wenn Bayern siegt?
Die Wahrscheinlichkeit ist groß. Wenn Sie in Leipzig gewinnen, dann ziehen die das auch durch. Von Frankfurt und Wolfsburg erwarte ich nicht mehr so viel. Und Dortmund ist ja noch weiter zurück.

"Gegen Liverpool haben sie sinnlos versagt"

Julian Nagelsmann hat das Team spielerisch weiterentwickelt. Ist das das stärkste RB Leipzig, das Sie je gesehen haben?
Die sind Bayern ja immer gefährlich geworden. Seitdem sie in der Bundesliga spielen, steigern sie sich immer mehr. Auch dieses Jahr machen sie das richtig gut. Außer in der Champions League. Gegen Liverpool haben sie sinnlos versagt. Das war schade.

Also hält der Bayern-Fan international zu RB?
Ich halte immer zu den deutschen Mannschaften. Das ist ja gut für die Bundesliga, weil wir dann unsere vier Champions-League-Plätze behalten.

RB hat in elf Versuchen erst einmal gegen die Bayern gewonnen. Warum versagen gegen den Rekordmeister so oft die Nerven?
Bayern spielt eben immer stark gegen gute Mannschaften. Da können sie noch ein paar extra Prozente herauskitzeln.

Wie sehr fehlt Timo Werner bei Leipzig?
Meiner Meinung nach sind die jetzt besser dran. Jetzt verteilen sie die Tore auf mehrere Schultern. Werner spielt ja nicht mal mehr bei der Nationalmannschaft noch eine große Rolle.

"Hoffe, dass Upamecano auch so einschlägt wie bei RB"

Sind Sie zufrieden mit dem Transfer von Dayot Upamecano?
Eine Verstärkung ist er auf alle Fälle. Der Mann ist gut. Da haben sie alles richtig gemacht. Ich hoffe nur, dass er dann auch so einschlägt wie bei RB. Wir hatten ja auch schon Transferflops. Wie Renato Sanches, der eine riesen EM für Portugal gespielt hat und bei Bayern gar nicht eingeschlagen ist.

Ex-Bayern-Profi Holger Badstuber sagte, Upamecano sei zu leise auf dem Feld und habe nicht das Zeug, um gleich ein Leader zu sein. Hat er recht?
Ja klar. Bestes Beispiel ist ja Leroy Sané. So richtig drin ist er immer noch nicht. Er hat seine guten Momente. Aber so gut wie man ihn von Schalke und Manchester kennt, ist er noch nicht.

Kritik gab es an der Verkündung des Transfers durch Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic während eines RB-Spiels. War das respektlos?
Nein, daran ist nichts auszusetzen. Die anderen machen es auch nicht anders. Wenn es in Sack und Tüten ist, dann ist es doch korrekt, wenn sie das verkünden. Dass man versucht, andere Vereine zu stören, das ist heute gang und gäbe. Da ist der FC Bayern nicht die einzige Mannschaft.

Wird Hansi Flick den FC Bayern verlassen und zum DFB zurückkehren?
Der bleibt. Ich glaube nicht, dass der DFB ihn aufkauft. Warum sollte er auch zur Nationalmannschaft gehen, wenn er den FC Bayern trainieren kann? Ich sehe da momentan noch keinen großen Favoriten als Nachfolger für Jogi Löw. Aber ich vermute mal, es wird vielleicht Stefan Kuntz machen. Was er mit der Jugend anstellt, da kann man nicht meckern. Kuntz ist eine gute Persönlichkeit und würde dem DFB gut zu Gesicht stehen.

Wie wäre es mit Ralf Rangnick oder Lothar Matthäus?
Matthäus war ein begnadeter Fußballer, aber wir wissen ja, was er als Trainer geleistet hat. Rangnick ist kein schlechter Mann, aber er will vielleicht zu viel mitbestimmen wie in Hoffenheim oder bei RB.

Zurück zur Bundesliga. Wann wird Bayern im Meisterrennen mal wieder das Nachsehen haben?
Da ist eine blöde Frage für einen Bayern-Fan. Wenn es nach mir geht, hoffentlich nie. Es wird schon irgendwann passieren, selbstverständlich. Man kann ja nicht immer gewinnen.