RB Leipzig30-Minuten-Elfmeterkrimi: RB-Keeperin Anna Sarholz über CL-Sieg
Mit Anna Felicitas Sarholz spielt bei RB Leipzig eine Champions-League-Siegerin. Während sie mit ihrem Team noch darum bangt, dass das Frauenteam in die 2. Bundesliga aufsteigen darf, erinnert sie sich an ihren großen Moment vor zehn Jahren.
In Zeitlupe realisiert: "Wir haben vorgelegt und führten - also haben wir gewonnen."
Im Elfmeterkrimi von Getafe erlebte die damals 17 Jahre alte Anna Felicitas Sarholz nämlich ihren persönlichen Fußball-Traum. Es war knapp eine Stunde vor Mitternacht am 20. Mai 2010 in Getafe. Turbine Potsdams Torfrau Anna Felicitas Sarholz hechtete halbhoch in die rechte Ecke. Sie wollte den Elfmeter von Elodie Thomis parieren. "Doch der Ball flog über mich hinweg und ich dachte, Mist", erinnert sich die damals 17-Jährige. Doch dann merkte Sarholz, dass der Ball von der Latte zurück ins Feld sprang. "Wie in Zeitlupe habe ich realisiert: Moment, wir haben vorgelegt und führten - also haben wir gewonnen." Und sie selbst hatte in dem dramatischen Elfmeterschießen entscheidenden Anteil.
Kurze Zeit später stürmte die Torhüterin über den Rasen, von ihren Mitspielerinnen kaum einzukriegen. Turbine Potsdam hatte die Champions League gewonnen! Durch ein 7:6 im Elfmeterschießen gegen Olympique Lyon.
Sarholz wird zur Heldin
Bereits im Halbfinale war Anna Felicitas Sarholz die Heldin. Im Rückspiel gegen den FCR Duisburg hielt sie im Elfmeterschießen vier Versuche und brachte Turbine ins Endspiel nach Getafe, einem Vorort von Madrid. Noch im Hinspiel gegen Duisburg (0:1) stand Desiree Schumann im Tor, ehe sich der damalige Trainer Bernd Schröder für Sarholz in der zweiten Partie entschied. "Eine Bauchentscheidung", wie sich der heute 77-Jährige in seiner Biografie erinnert. Und im Finale? "Nach dem Mittagessen kam Bernd Schröder zu mir und sagte, dass ich am Abend im Tor stehen werde", erzählt die gebürtige Kölnerin. Die Gefühle? Gemischt. "Natürlich war ich dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen, es war Ehre und Auszeichnung zugleich. Doch dann liegst du auf dem Hotelbett und denkst, wenn ich heute danebengreife, dann war es das mit der Champions League, es gibt ja kein Rückspiel mehr."
Eine halbe Stunde lang Elfmeterschießen
Das entscheidende Duell musste vom Elfmeterpunkt entschieden werden. Nachdem Jennifer Zietz und Anja Mittag an Lyons Schlussfrau Sarah Bouhaddi scheiterten, führte OL 3:2. Hätte auch Amandine Henry getroffen, hätte Turbine das Spiel verloren. Sarholz blickt zurück: "In dem Augenblick war mir gar nicht klar, dass es der entscheidende Ball hätte sein können. Was vielleicht auch ganz gut so war..." Vor dem Schuss tauschte die Torfrau noch einmal kurze Blicke mit ihrem Torwarttrainer Dirk Heinrich aus. "Er bedeutete mir, ich solle länger warten, ehe ich mich für eine Ecke entscheide." Und so blieb Sarholz cool, erwartete mit verschränkten Armen die nächsten beiden Schützinnen - und hielt die Versuche. Erst den von Henry, danach auch den von Isabell Herlovsen.
Zwischendurch glich Isabel Kerschowski für Turbine aus. Und da vorher bereits Babett Peter und Viola Odebrecht für den Deutschen Meister trafen, ging es in die finalen Runden. Yuki Nagasato und Lira Bajramaj (heute Alushi) brachten die Schröder-Elf erstmals im Elfmeterschießen in Führung. Dann musste Sarholz ran - und traf ins linke Eck. "Ich fühlte mich gut, also habe ich gesagt, dass ich schießen will. Zum Glück war der Weg für mich nicht ganz so weit bis zum Punkt." Auch Bouhaddi verwandelte souverän, ehe Bianca Schmidt zum 7:6 traf. Dann war Thomis für Lyon an der Reihe. Der 18. Elfer.
"Ich glaube, wir schossen schon seit 30 Minuten", sagt Sarholz, "irgendwann willst du dann nur noch, dass es vorbei ist". Zwar konnte Sarholz den Schuss nicht abwehren, doch die Latte kam ihr und Turbine zu Hilfe. Nach 2005 holten sich die Potsdamer Fußballerinnen den zweiten internationalen Titel. "Zwei Elfer gehalten, einen verwandelt - Finale gewonnen. Ich finde, das bringt es ziemlich auf den Punkt", zieht Sarholz heute ein persönliches Kurzfazit.