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RB LeipzigArbeit und Struktur: Die Gründe für die Niederlage von RB Leipzig

Von Ullrich Kroemer 26.01.2020, 11:41
Niedergerungen: Marcel Sabitzer gegen Djibril Sow.
Niedergerungen: Marcel Sabitzer gegen Djibril Sow. imago/Jan Huebner

RB Leipzig hat in Frankfurt (0:2) erstmals seit dem neunten Spieltag wieder verloren. Zum ersten Mal überhaupt in der Bundesliga unter Trainer Julian Nagelsmann erzielte Rasenballsport kein Tor. Wie auch nach dem 1:2 in Freiburg wurde nach der Niederlage Grundsätzliches kritisiert, um die Mannschaft wachzurütteln. Die Gründe für die dritte Saisonniederlage in der Bundesliga im Detail:

Erstens: Fehlende Präzision im letzten Drittel. RB war zwar in der ersten halben Stunde drückend überlegen, ließ keinen Frankfurter Torabschluss zu, gewann 58 Prozent der Zweikämpfe und erspielte sich ein halbes Dutzend gute Chancen. Doch die Genauigkeit fehlte diesmal. „Obwohl wir überlegen waren, waren wir insgesamt im letzten Drittel zu unsauber, technische Details haben nicht gepasst”, monierte Nagelsmann. „Das Entscheidungsverhalten zwischen Dribblings und tief spielen, war oft nicht richtig.”

„Wir haben die Bälle oft vor die Abwehr zwischen die Linien bekommen, aber dann war vielleicht der erste Kontakt nicht richtig. Das war nicht konsequent genug. Wir hatten ein paar gute Umschaltmomente, aber wir waren nicht so präzise”, analysierte Torhüter Peter Gulacsi. So kam Timo Werner kaum in Abschlusssituationen. Nur drei Torschüsse gab der Toptorjäger ab, darunter nur eine wirklich gute Szene, als er freigespielt von Christopher Nkunku nicht scharf und platziert genug abschloss (8.).

Zweitens: uncleveres Abwehrverhalten. Das 1:0 kassierten die Leipziger aus einem Einwurf heraus. „Da sind wir viel zu aggressiv”, sagte Nagelsmann, „weil wir zu früh auf eine Balleroberung gehen, in einer Situation, in der man keinen Ball gewinnen kann.” Ein generelles Problem, das der Trainer in den vergangenen Tagen schon einmal angesprochen hatte. Das Team müsse erkennen, wann es auch mal keinen Sinn macht, direkt auf die Balleroberung zu gehen, sondern es gilt, einfach nur gut organisiert zu verteidigen.

Dass Frankfurts Abwehr-Rammbock Martin Hinteregger, der sich bei Standards immer auch vorn einschaltete, den Führungstreffer an der Grundlinie vorbereitet, stellt Leipzigs Verteidigern kein gutes Zeugnis aus. Dazu war der Raum um den Sechzehn-Meterraum völlig offen, sodass Außenverteidiger Almamy Touré jede Menge Zeit hatte, seinen Sonntagsschuss anzusetzen. So ging die Eintracht mit dem ersten richtigen Torschuss überhaupt in Führung.

Adams: „Das war auch eine psychologische Sache”

Drittens: zu wenig Struktur und psychologischer Nachteil. „So ein Gegentor”, sagte Keeper Gulacsi,  kann man immer mal kriegen. „Aber was wehtut, ist, dass wir nicht danach nicht mehr viele Chancen hatten.” Anders als in den Spielen zuvor fehlte das Aufbäumen, um die Partie mit aller Macht, aber auch Klasse umzubiegen. „Wir waren zu wild, hatten keine Struktur mehr”, sagte Nagelsmann. Dazu kam auch eine psychologische Komponente. „Das war dann auch eine psychologische Sache”, sagte Tyler Adams. „Wir sind in den vergangenen Spielen so häufig in Rückstand geraten. Heute wollten wir das unbedingt korrigieren, das erste Tor schießen, das zweite nachlegen und zeigen, was für eine starke Mannschaft wir haben.” Als das Team dann doch wieder den Gegentreffer hinnehmen musste, fehlte diesmal die mentale, spielerische und kämpferische Qualität, das erneut umzubiegen.

Viertens: fehlendes Personal. Weil nun auch Lukas Klostermann mit Kniebeschwerden ausfiel, musste Nagelsmann erneut improvisieren. Der zuletzt auf der Sechs starke Tyler Adams musste als Rechtsverteidiger ran, Nordi Mukiele als zentraler Abwehrspieler und Marcel Sabitzer als Sechser. In dieser Konstellation hat RB noch nie gespielt. Sabitzer etwa absolvierte kein schlechtes Spiel, fehlte aber weiter vorn als Antreiber auf Zehn.

Nagelsmann: „Entwicklung im Training verläuft deutlich schleppender”

„Fürs Spiel kriegt man das schon kompensiert”, beurteilte Nagelsmann. „Aber die Verletztenliste und Ausfälle durch kleine Wehwehchen drücken extrem auf die Trainingsqualität. Wenn du wie am Dienstag in einer Doppeltrainingseinheit mit neun Spielern trainieren musst, verläuft die Entwicklung deutlich schleppender als es sein könnte.” So erneuerte der Chefcoach seinen Wunsch, in den verbleibenden fünf Tagen der Winter-Transferphase noch einen Abwehrspieler zu holen.

Fünftens: mangelnde Trainingsqualität. Unter der Personalsituation leidet auch die Trainingsqualität. „Wenn du gegen eine physische Mannschaft spielst, müssen alle Details stimmen. Diese Details müssen wir uns im Training erarbeiten”, betonte Nagelsmann, der zuletzt – wenn er mal mit voller Kapelle Elf gegen Elf trainieren kann – „wenig Engagement, wenig Elan” gesehen hatte. Da sei „viel zum Schneiden, wenig zum Genießen” dabei gewesen, urteilte der Coach, der zuvor in seiner „Gipfelkreuz”-Brandrede den Finger in die Wunde gelegt hatte:

(RBlive/ukr)