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RB LeipzigAnalyse zu Geisterspielen (#3): Wer entscheidet über die Bundesliga-Fortsetzung?

Von Ullrich Kroemer 20.04.2020, 13:55
Entscheidung von oberster Stelle? RB-Boss Oliver Mintzlaff erwartet Grünes Licht von der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten.
Entscheidung von oberster Stelle? RB-Boss Oliver Mintzlaff erwartet Grünes Licht von der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten. imago/Christian Thiel

Die Klubs der Deutschen Fußball-Liga (DFL) wappnen sich derzeit für den Wiedereinstieg in den Spielbetrieb. Am Donnerstag soll bei der Versammlung der Klubs entschieden werden, ob, wann und unter welchen Bedingungen Geisterspiele angepfiffen werden könnten. Grünes Licht für die Fortsetzung des Spielbetriebs muss aber die Politik geben.

Doch wer genau das eigentlich entscheiden soll, scheint unklar. Im dritten Teil der MZ-/RBlive-Serie über Für und Wider eines Bundesliga-Restarts beleuchten wir die politische Perspektive im Bund bei Regierung und Opposition, im Land Sachsen und den lokalen Behörden.

Söder und Laschet halten Wiederbeginn am 9. Mai für möglich

RB Leipzigs Klubboss Oliver Mintzlaff hofft auf eine Entscheidung der Länderchefs und von Kanzlerin Angela Merkel bei der Ministerpräsidentenkonferenz am 30. April. Die mächtigen Länderchefs von Nordrhein-Westfalen und Bayern, Armin Laschet und Markus Söder, preschten an diesem Montag im Gespräch mit Bild schon einmal vor und ebneten den Weg für einen Wiederbeginn am 9. Mai. „Das, was die DFL in diesen Tagen vorgelegt hat, lässt erkennen, dass es Schutzvorkehrungen gibt. Ich könnte mir vorstellen, dass wir zum Zustand der Geisterspiele zurückkehren können”, sagte Laschet.

Söder sagte zwar, dass Geisterspiele eine „Gratwanderung” seien, schob dann aber hinterher: „Es ist denkbar, dass wir vielleicht ab dem 9. Mai frühestens eine solche Geisterrunde spielen können.” Der CSU-Politiker betonte: „Ein Wochenende mit Fußball ist deutlich erträglicher als ein Wochenende ohne Fußball.”

Kurz zuvor hatte die Sportministerkonferenz mitgeteilt, Bundesliga-Fußball vor leeren Rängen „nach derzeitigem Diskussionsstand” ab Mitte oder Ende Mai für vertretbar zu halten. Auf ein genaues Datum hätten sich die für den Sport zuständigen Ministerinnen und Minister bei einer Telefonschalte am Montag noch nicht festgelegt, hieß es in einer Mitteilung.

Innenministerium wälzt Entscheidung auf Liga, Länder und lokale Behörden ab

Vergangene Woche hatte das Bundes-Innenministerium (BMI) das Problem auf Anfrage auf die Liga sowie Landes- und Lokalpolitik abgewälzt. „Es ist Aufgabe von DFL und DFB zu klären, wie ein Spielbetrieb ohne Gefährdung der Gesundheit der Spieler und Betreuer und anderer zwingend nötiger Beteiligter aussehen könnte”, teilte eine BMI-Sprecherin mit. Landes- und Kommunalbehörden seien gefordert, dieses Konzept dann zu bewerten. Klingt danach, als scheue sich der Bund derjenige zu sein, der Geisterspiele zulässt.

Auch das sächsische Innen-Ministerium (SMI) teilte mit, dass die sächsischen Erst- und Zweitligisten RB Leipzig, Dynamo Dresden und Erzgebirge Aue zwar das Training unter strengen Auflagen und hygienischen Bestimmungen gestattet worden sei. „Eine Zustimmung zu ,Geisterspielen‘ ist dies nicht”, sagte ein Sprecher. Die Vereine sollten jedoch auf den Fall vorbereitet sein, wenn der Spielbetrieb wieder starten kann.

Letztlich sollen also die Gesundheitsämter der Bundesliga-Standorte entscheiden und sich „bei der Wiederaufnahme jeglicher Art von Sportwettkämpfen am konkreten Infektionsrisiko der Beteiligten vor Ort orientieren”, so das BMI. Das ist jedoch kein gangbarer Weg, da es schließlich einer bundesweit einheitlichen Lösung bedarf. 

Grünen-Politikerin Lazar: „Sonderbehandlung der Branche Profifußball darf es nicht geben”

Die Oppositionspolitikerin Monika Lazar, sportpolitische Sprecherin der Grünen, betont: „Es dürfen keine Risiken für die Gesellschaft bestehen, wenn der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. Wir müssen unbedingt verhindern, dass wir mit vorschnellen Entscheidungen für den Fußball neue Infektionswellen schaffen.” Eine „Sonderbehandlung gerade der Branche Profifußball” dürfe es nicht geben. Für den Fall, dass es doch zu einem Saisonabbruch komme, müsse die Liga Szenarien entwickeln, wie „reiche Vereine diejenigen unterstützen können, die von einer Insolvenz bedroht sind. Da ist Solidarität innerhalb der DFL gefordert.”

Aus sportlicher Sicht brauche es für den Restart „gleiche Startbedingungen. Ein Flickenteppich mit unterschiedlichen Regelungen in den Ländern, wer wann wie trainieren darf, muss verhindert werden”, betont Lazar und verweist auf eine „Koordinierung etwaiger Ausnahmegenehmigungen für Profisportlerinnen und -sportler zwischen den Ländern”.

Was Tausende Schnelltests für den Profifußball angeht, ist die Leipzigerin Lazar „skeptisch”. Sie sagt: „Der Höhepunkt der Pandemie scheint bisher noch nicht erreicht. Es darf auf keinen Fall zu der Situation kommen, dass Schnelltests, die anderswo medizinisch notwendig sind, Profifußballern vorbehalten werden, um das Produkt Bundesliga am Leben zu halten. Das wäre unverantwortlich.” (RBlive/ukr/dpa)