RB LeipzigKommentar zur Krise bei RB Leipzig nach dem 1:2 gegen Union Berlin - „Bitte erlöst uns!”
Die Zeichen, die die Mannschaft von RB Leipzig am Freitagabend im Schneetreiben aus der Alten Försterei nach oben in die VIP-Loge sandte, waren nicht zu übersehen. „Bitte erlöst uns!”, sollte dieser Auftritt wohl bedeuten. In vielen Spielphasen agierten die Profis nur noch halbherzig, haderten mit den eigenen Mitspielern und der Situation, trotteten mit hängenden Schultern durch den Flockenwirbel. Zu sehen war eine blutleere Ansammlung von Einzelspielern ohne Hierarchie und Hoffnung, keine Gruppe, und erst recht kein verschworenes Team, das mit allen Mitteln um die Wende kämpft. Für den Trainer spielte an diesem Abend eh keiner mehr.
Das 1:2 bei Union Berlin, das sich angesichts der vogelwilden Abwehrleistung eher nach einem 1:4 anfühlte, zeigte eine neue Qualität in der Abwärtsspirale bei Rasenballsport. So „desolat” und „katastrophal”, wie selbst RB-Boss Oliver Mintzlaff in einer drastischen Analyse befand, hatte man die Leipziger in dieser Saison höchstens in Hoffenheim gesehen. Aus der Achterbahn ist ein Sturzflug mit einer Rekordniederlagen-Serie in der Bundesliga geworden. Es ist nicht mehr abzusehen, dass die Mannschaft ohne Veränderungen und externe Unterstützung aus dieser Misere noch von allein herausfindet.
Sportliches Führungsgespann gesucht
Die Mannschaft braucht nun Stabilität und Struktur, einen klaren Plan und konkrete Handlungsanweisungen, um wieder zu einer spielerischen Identität zu finden, ebenso wie den emotionalen Impuls eines unverbrauchten Trainerteams. In der ersten wirklichen Notlage seit 2012 muss sich nun zeigen, ob Mintzlaff & Co. auch als Krisenmanager in der Lage sind, sich falsche Entscheidungen als solche einzugestehen und den Klub sportlich wieder in richtige Bahnen lenken können.
Das ist angesichts der verfahrenen Situation kurz vor Weihnachten alles andere als leicht. Gesucht wird ein neues sportliches Führungsgespann aus Sportdirektor und Trainer, welches einen ganzheitlichen Fußballansatz mit Pressing-Schwerpunkt vertritt, auf einer Wellenlänge funkt, in den RB-Kosmos passt, wieder mehr sportliche Kompetenz in den Klub bringt, in Krisensituationen erfahren ist und gleichermaßen das Format für die Champions League besitzt und spätestens im Januar beginnen könnte. In der Vergangenheit stand in solchen Situationen stets Ralf Rangnick bereit, doch der hat gerade bei Manchester United unterschrieben.
Das Trio Mintzlaff, Christopher Vivell und Florian Scholz muss sich dieser Mammutaufgabe nun stellen. In der aktuellen Konstellation weiter auf Entwicklung zu setzen, macht keinen Sinn mehr. Das ist in der Wuhlheide wohl auch Mintzlaff und Vivell klar geworden, die das Stadion mit entsetzten Mienen verließen. (RBlive/ukr)