RB LeipzigCorona-Epidemie: DFL sagt Spieltage für 1. und 2. Liga ab
Die ersten Grenzen sind dicht, überall werden Schulen geschlossen - da entschloss sich die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nach langem Zögern doch noch zum radikalen Schritt. Aufgrund von neuen Corona-Infektionen und entsprechenden Verdachtsfällen hat das DFL-Präsidium am Freitagnachmittag kurzfristig den 26. Spieltag in der Bundesliga und 2. Bundesliga an diesem Wochenende abgesagt und wie vielfach längst erwartet auf die Coronavirus-Pandemie reagiert.
Druck aus der Politik
Weil die Einsicht bei den Verantwortlichen spät kam, hatte sich zuvor bereits die Politik eingemischt. Nachdem die DFL-Führung am Freitagvormittag noch entschieden hatte, die Saison erst nach ab kommenden Dienstag für zweieinhalb Wochen aussetzen zu wollen, sagte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer die für Montagabend geplante Partie zwischen Werder Bremen und Bayer Leverkusen kurzerhand ab.
Fast stündlich erhöhte sich danach der Druck auf die DFL, die zunächst als einzige Top-Liga in Europa auf Zeit spielen und den Spielbetrieb am Wochenende aufrecht erhalten wollte. Zunächst musste Zweitligist 1. FC Nürnberg seine gesamte Mannschaft wegen eines positiven Falles in Quarantäne schicken, später beantragten Fortuna Düsseldorf und der SC Paderborn wegen einiger Verdachtsfälle die Verlegung des für Freitagabend geplanten Bundesliga-Kellerduells.
Verdachtsfälle in Paderborn
Bei Paderborns Chefcoach Steffen Baumgart hatte sich ein Verdacht auf Sars-CoV-2 zwar nicht bestätigt, es standen aber noch Tests bei SCP-Profis aus. «Die Gesundheit und der Schutz muss absoluten Vorrang vor aktuellen wirtschaftlichen Überlegungen haben», sagte Fortuna-Vorstandschef Thomas Röttgermann «RP Online».
Während die Saison in Spanien, Italien, Frankreich und seit Freitag auch in England wegen der Coronavirus-Pandemie unterbrochen ist und die UEFA eine Aussetzung der Champions League und Europa League verfügte, ließ die DFL die gebotene Konsequenz zunächst vermissen und erntete dafür einige Kritik.
Die geforderte Kehrtwende war am Ende unausweichlich. „Wir haben uns am Nachmittag dazu entschieden, alle Spiele abzusagen, weil weitere Verdachtsfälle aus der 1. und 2. Bundesliga dazu gekommen sind”, begründete Alexander Wehrle, DFL-Präsidiumsmitglied und Geschäftsführer des 1. FC Köln, die Entscheidung. „Es ist nicht auszuschließen, dass morgen oder am Sonntag weitere hinzukommen. Die Gesundheit aller hat oberste Priorität”, sagte er dem TV-Sender RTL/ntv.
Bis zum Freitagnachmittag war lediglich die Zweitliga-Partie Hannover 96 gegen Dynamo Dresden von einer Absage betroffen, weil sich die Niedersachsen bereits in Quarantäne befanden, nachdem sich die Profis Timo Hübers und Jannes Horn infiziert hatten.
Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte die zunächst geplante Durchführung des Bundesliga-Spieltages sogar begrüßt. „Im Profi-Fußball geht es am Ende des Tages auch um Finanzen. Es steht noch eine hohe Zahlung von den TV-Broadcastern aus. Wenn diese Zahlung ausbleiben würde, wäre zu erwarten, dass zumindest viele kleine und mittlere Vereine finanzielle Probleme kriegen würden”, sagte Rummenigge am Freitag. „Da steht für die gesamte Liga ein größerer dreistelliger Millionenbetrag im Feuer. Das muss berücksichtigt werden”, betonte der Bayern-Boss.
DFL: Saison soll zu Ende gespielt werden
In eine ähnliche Kerbe schlug die DFL. „Ziel ist es weiterhin, die Saison bis zum Sommer zu Ende zu spielen – aus sportlichen Gesichtspunkten, aber insbesondere auch weil eine vorzeitige Beendigung der Saison für einige Clubs existenzbedrohende Konsequenzen haben könnte”, hieß es in der Erklärung.
Am Montag will die DFL mit den Vertretern der 36 Profivereine auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in einem Frankfurter Hotel über eine Fortsetzung der Saison-Unterbrechung bis zum 2. April beraten. «Alle werden mit hoher Sensibilität und Solidarität an die Geschichte herangehen», kündigte Rummenigge an. «Keiner kann seriös sagen, wie es in den nächsten Wochen weitergehen wird. Deshalb macht es Sinn, auch diesen Spieltag abzusagen, um wieder etwas Zeit zu gewinnen», meinte Werder Bremens Sport-Geschäftsführer Frank Baumann.
Der Deutsche Fußball-Bund und die 21 Landesverbände legten den gesamten Spielbetrieb unterhalb der beiden Profiligen am Freitag ebenfalls still. Damit ruht der Ball ab sofort auf allen Plätzen in Deutschland. «Der Fußball tritt in diesen Tagen einen großen Schritt zur Seite. Er ist und bleibt die schönste Nebensache der Welt. Aber eben eine Nebensache, wenn es um die Gesundheit geht», sagte DFB-Präsident Fritz Keller.
Er plädierte zugleich für eine Absage der Ende März geplanten Länderspiele der DFB-Auswahl in Spanien und gegen Italien. „Ich gehe davon aus, dass die Spiele auf Basis der heutigen Faktenlage nicht stattfinden können”, so Keller. Das wäre ganz im Sinne von Rummenigge: „Ich würde dringend empfehlen, dass die FIFA und die UEFA die Abstellungsperiode ausfallen lassen.” Alle Vereine würden es schätzen, wenn die Länderspiele ausnahmsweise gestrichen würden.
Die DFL-Erklärung im Wortlaut
Auf seiner Homepage teilte der Verband mit: „Angesichts der Dynamik des heutigen Tages mit neuen Corona-Infektionen und entsprechenden Verdachtsfällen in direktem Zusammenhang mit der Bundesliga und 2. Bundesliga hat das Präsidium der DFL Deutsche Fußball Liga kurzfristig beschlossen, den ursprünglich heute beginnenden 26. Spieltag in beiden Ligen zu verlegen. Darüber hinaus empfiehlt das Gremium, wie geplant, der am kommenden Montag tagenden Mitgliederversammlung der Proficlubs, die Aussetzung des Spielbetriebs bis zum 2. April – also inklusive der Länderspiel-Pause – fortzusetzen.
Hintergrund ist unter anderem, dass sich im Lauf des Tages der Verdacht auf eine Infektion mit dem Corona-Virus im Umfeld mehrerer Clubs und von deren Mannschaften ergeben haben und weitere Infektionen nicht auszuschließen sind. Zuvor wurde in der 2. Bundesliga nach der Profimannschaft von Hannover 96 auch für die gesamte Mannschaft des 1. FC Nürnberg durch die örtliche Gesundheitsbehörde häusliche Quarantäne verordnet.
Unverändert soll in der Länderspiel-Pause zwischen allen Clubs unter Berücksichtigung der dann vorliegenden Erkenntnisse, zum Beispiel auch hinsichtlich des internationalen Spielkalenders, über das weitere Vorgehen befunden werden. Ziel ist es weiterhin, die Saison bis zum Sommer zu Ende zu spielen – aus sportlichen Gesichtspunkten, aber insbesondere auch weil eine vorzeitige Beendigung der Saison für einige Clubs existenzbedrohende Konsequenzen haben könnte."